“Skitouren gehören nicht in die Nacht”

Für einen Sturm im Wasserglas sorgte die Nachricht, dass Touristen für nächtliche Skitouren mit Bussen an den Hirschberg gefahren werden. Vor allem Tierschützer kritisieren die Aktion. Nun nimmt der Bund Naturschutz Stellung.

In der Kritik der Naturschützer: Münchner Tourengänger werden mit Bussen an den Hirschberg gefahren.

Zuerst die lokalen Naturschützer, dann die Grünen im Landtag und nun der Bund Naturschutz (BN) in Bayern. Der Sturm der Entrüstung an der Eventisierung der nächtlichen Skitouren am Kreuther Hirschberg nimmt nicht ab. Zwar sind die Aufstiege schon seit Jahren usus, doch durch die abendlichen Bustouren von München ins Tegernseer Tal, mit denen dutzende Skifahrer in die geschützten Gebiete gefahren werden, ist das Thema nun politisch. So kritisiert auch der BN die nächtlichen Skitouren scharf.

Durch solche Unternehmungen werde die Ruhe der Wildtiere massiv beeinträchtigt, so ein BN-Sprecher. Falls die gewerblichen Anbieter die seit Neuestem durchgeführten wöchentlichen Touren nicht freiwillig einstellen würden, sollte die lokalen Behörden für Forst- und Naturschutz sowie die Waldbesitzer dem Treiben ein Ende setzen. Der BN regt beispielsweise Betretungsverbote und das Einrichten von Schutzzonen an. Besonders im Fokus der Naturschützer: bedrohte Arten wie Birk- und Auerhühner.

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Ursprünglicher Artikel vom 19. Januar 2017
Die Nachricht „Skitourengeher stören Nachtruhe der Birkhühner“ sorgte für Aufregung. Grund hierfür ist ein nicht mehr ganz so ‘neuer’ Trend: Münchner Touristen werden mit dem Bus für nächtliche Skitouren bis an den Fuß des Hirschbergs gefahren. Eine Agentur bietet die Fahrt samt Hin- und Rückreise für 15 Euro an.

Zwar finden solche Skitouren bereits seit Jahren am Hirschberg statt, doch bisher war das ganze eher ein Insidertipp und somit störte sich niemand daran. Doch das neue touristische Angebot aus München versetzte das Thema in den medialen Fokus. Vor allem die Naturschützer zeigten sich empört und kritisieren seither die nächtlichen Busspritztouren, die aus ihrer Sicht in erster Linie die Nachtruhe der heimischen Tiere stören würde.

Konflikt zwischen Natur und Tourismus

Nun nimmt das Landratsamt Miesbach und deren Naturschutzbehörde Stellung. Der Diskurs zwischen Naturschutz und Freizeitangebot ist für Josef Faas, Fachreferent für Naturschutz allerdings nicht neu:

Der Landkreis Miesbach zeichnet sich durch eine herausragende Natur aus. Gleichzeitig ist unser Landkreis ein Haupterholungsgebiet für den Ballungsraum München – auch im Winter. Konflikte zwischen Naturschutz und Freizeitnutzung sind vorgegeben.

Doch die Nutzung der freien Natur nehme in der Gesellschaft immer mehr zu. Häufig sei das Bewusstsein für die Rücksichtnahme auf Flora und Fauna nicht ausreichend vorhanden. „Hier ist noch viel Aufklärungsarbeit zu leisten“, so Faas weiter.

Insbesondere Tiere würden räumliche wie auch zeitliche Nischen bentöigen, in die sie sich störungsfrei zurückziehen können. „Sonst geraten sie an die Grenzen ihrer Belastbarkeit.“ Das gelte insbesondere für die Winterzeit, in der die Tiere mit ihrer Energie haushalten müssen, um zu überleben.

Störungen können hier langfristig tödlich sein. So ist der rapide Rückgang des Birkhuhn-Bestandes im Landkreis mit hoher Wahrscheinlichkeit auf die Zunahme winterlicher Störungen zurückzuführen.

Nächtliche Skitouren mit starken Stirnlampen stellen, davon ist der Experte überzeugt, für die letzten zeitlichen und räumlichen Refugien der heimischen Tierwelt eine problematische Entwicklung dar. Die Untere Naturschutzbehörde sieht die Aktion des Veranstalters daher eher kritisch: „Das Skitourengehen in der Nacht gehört grundsätzlich nicht zu den naturverträglichen Aktivitäten“, so Faas abschließend.

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