„Ab etwa acht Jahren, oder sagen wir, wenn die Kinder ungefähr wissen wo links und rechts ist, ist bei uns jedes Kind herzlich willkommen“, erklärt uns Andi Forstner, seit sechs Jahren Vorstand und zusammen mit Tambourmajor Otto Wagner musikalischer Leiter des Zuges.
Außer Freude am gemeinsamen Musizieren müssen die Kinder eigentlich nichts mitbringen. Wir bilden unsere Neulinge individuell in Kleingruppen an Flöte, Lyra oder Trommel aus und stellen von Instrumenten bis zur Kleidung alles zur Verfügung. Und wenn’s ist, bringen wir unseren Schülern auch erstmal das Notenlesen bei.
Für die Ausbildung am Instrument sind es gerade einmal 60 Euro im Jahr, die fällig werden. Sind die Eleven dann musikalisch so weit, dass sie „ausrücken“ könnten, gilt die Ausbildung als abgeschlossen und der jährliche Mitgliedsbeitrag reduziert sich auf sechs Euro, ab dem 18. Lebensjahr sind es dann acht. Insgesamt also vertretbare, wenn nicht sogar lächerlich geringe Beiträge für all das, was Kinder und Jugendliche im Musikzug erwartet.
Souverän dirigiert Forstner seine Schützlinge durch die Partitur. Kein falscher Quietscher entgeht ihm – aber er nimmt jeden falschen Ton mit trockenem Humor. Es wird gelacht. Man merkt, dass niemand der teils sehr jungen Musikerinnen und Musiker Angst haben muss, von ihm bloßgestellt zu werden.
„Es soll halt Spaß machen, ganz einfach“, resümiert Forstner. „Ein reines Leistungsdenken wäre hier völlig fehl am Platze. Wir drillen ja die Leute nicht fürs Konservatorium. Die Mädels sind oft viele Jahre dabei, dann finden Sie einen Freund, ziehen zum Studieren weg oder gründen eine Familie und mögen nimmer. So ist es halt. Aber es soll jeder a schöne Zeit haben bei uns.“
Semper Fildelis
Abwechslung ist beim Musikzug in jedem Fall geboten: Ausgerückt wird mehrmals im Jahr zu den verschiedensten Festen im Umland. Ein Höhepunkt ist etwa der jährliche Ausflug in den Europapark nach Rust, wo man beim Maibaumaufstellen für den musikalischen Rahmen sorgt oder die Fahrt zum befreundeten Spielmannszug nach Düsseldorf.
Semper Fildelis – Für immer treu. Der Titel des häufig angestimmten Stückls könnte dem Holzkirchner Musikzug auch als Motto ganz gut stehen. „Als der Verein 1969 von Franz Grad und seinen Mitstreitern gegründet wurde, hat man für die 10-jährige Mitgliedschaft die Ehrennadel in Bronze, für 15 Jahre die in Silber und 20 Jahre die in Gold vorgesehen. Die Farben langen uns hint‘ und vorn nimmer“, lacht Forstner.
Viele bleiben dem Musikzug treu, manche wechseln nach den Lehrjahren im Spielmannszug mit einem anderen Instrument in die Blaskapelle des Holzkirchner Musikzuges oder bleiben der Musik anderweitig treu.
Die Probe neigt sich dem Ende zu, die Kinder sausen noch ein wenig durch den Garten des großzügigen Anwesens, das inmitten der Industriebauten wie eine urgemütliche Insel wirkt und die erwachsenen Musikerinnen und Musiker lassen zusammen mit den Honoratioren des Vereins den Abend im bestens ausgestatteten Stüberl ausklingen.
So zeitlos, wie das Vereinsheim im hektischen Holzkirchen dasteht, so wertvoll ist auch der Umgang miteinander in diesem beachtlichen Verein. Die Großen schauen auf die Kleinen, die Kleinen schauen zu den Großen auf und alle schauen, dass sie eine gute Zeit miteinander haben.
Wer also nicht weiß, wohin mit seinen Liedern im Kopf, wer seinen Nachwuchs musikalisch nicht irgendwem, sondern einer wunderbaren Gemeinschaft überlassen will, dem sei ein Besuch beim Holzkirchner Musikzug angeraten. Immer dienstags um sieben.
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