Abriss eilt: Helfer stehen im Auspuffqualm

Einig war sich der Tegernseer Stadtrat nur, dass das altehrwürdige Feuerwehrhaus möglichst schnell einem Neubau weichen muss. „So wie man eben eine kranke Kuh einschläfern muss.” Aber wie und vor allem – wann?

Erneut diskutierte der Stadtrat über die Zukunft des Tegernseer Feuerwehrhauses.

Wie brisant für die Feuerwehr dieses Thema ist, zeigte ihr Besuch der Stadtratssitzung am Dienstagabend. Dicht gedrängt saßen zahlreiche Mitarbeiter auf den Stühlen im Zuschauerbereich. Doch wer hoffte, der Stadtrat würde sich bereits auf eine Variante der Architektin Claudia Schreiber festlegen, sah sich getäuscht. Einig war man sich am Ratstisch mit 14:2 Stimmen nur, dass das 1927 erbaute Feuerwehrhaus ausgedient hat und abgerissen werden soll.

Dafür gab es bereits bei einer Sondersitzung am 14. November einen eindeutigen Trend. So waren die Argumente für den Einsatz einer Abrissbirne auch nicht neu. „Wenn ich an dem Altbau rumbastele, gibt es unwägbare Risiken“, so Peter Schiffmann (SPD). 30 Jahre sei er mit der Feuerwehr ausgerückt, doch in seiner passiven Zeit danach habe sich vieles zum Schlechten verändert, beklagte Norbert Schußmann (CSU), „wir haben eine drangvolle Enge“.

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Die freiwilligen Helfer müssten im Ernstfall über Deichseln steigen, um zu ihren Umkleidespinden zu kommen. „Dort stehen sie im Auspuffqualm. Wir können da nicht mehr zu lange warten“. Er sei zwar auch ein „Fan“ vom alten Feuerwehrhaus gewesen, aber an einem Neubau führe kein Weg vorbei.

„K“ oder „L“-Variante

„So wie man eine kranke Kuh einschläfert, ist es jetzt hier eben auch so“. Man könne den Altbau auch nicht als „Heimatmuseum“ erhalten, da man keinen anderen Standort für die Feuerwehr gefunden habe. Einer vorgeschlagenen Klausur erteilte Schußmann eine Absage, das sei reine Zeitverschwendung. „Man muss heute eine Entscheidung treffen, für welchen Entwurf wir uns entscheiden“.

Nachdem die Architektin Schreiber im November beauftragt wurde, weitere Varianten für ein Feuerwehrhaus auszuarbeiten, teils mit dem Altbestand, stellte sie sieben aus ihrer über 50-seitigen Machbarkeitsstudie vor. Doch die meisten davon hatten wegen der geringen Grundstücksgröße das Manko, dass entweder die Hochfeldstraße überbaut werden müsste oder es Überschneidungen bei den Ein- und Ausfahrten der jeweiligen Löschfahrzeuge geben könnte, da die „Schleppkurven“, so Schreiber, zu eng wären.

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Die Einsatzfahrzeuge würden sich im Alarmfall gegenseitig behindern. Zudem fehlten entsprechende „Aufstellflächen“. Die Vorgaben der Feuerwehr für Ihre Planungen waren 10 Garagenstellplätze mit einer Durchfahrthöhe von 4,50 und einer Torbreite von 3,60 Metern, sowie einer Tiefe von über 13 Metern. Darin müssen sieben Einsatzfahrzeuge, eine Waschhalle, ein Anhänger und ein Mehrzweckboot untergebracht werden.

Architektin bevorzugt Kompaktlösung

Gefragt, welche Variante sie bevorzugen würde, entschied sich Schreibers „Instinkt“ eindeutig für die kompakte „K“-Lösung mit einem „ruhigen durchgezogenen Baukörper“. Dieser Riegel von Ost nach West mit einer Länge von 47 und einer Tiefe von 21 Metern, wird von ihr mit etwa 5,8 Millionen Euro veranschlagt, denn es sei ja auch eine „Kostenfrage“. Der Vorteil dieser Variante sei, dass alles in einem Gebäude unterzubringen wäre: Schulungsräume und der Aufenthaltsbereich, sowie Büros und der Jugendraum. Auch zwei oder drei Wohnungen darüber wären machbar.

Teurer dagegen ist die „L“-Variante, die weiter im Rennen bleibt. Der Winkel mit einem Quer- und Anbau würde 6,2 Millionen Euro kosten. Doch Schiffmann plädierte für die „K“-Lösung, „weil die unseren Ansprüchen genügt“ und zudem förderungswürdig sei. „Warum brauchen wir so viele große Garagen, wenn unter den Einsatzfahrzeugen auch ein Pkw ist“, stellte Martina Niggl-Fisser (Bürger Liste) zur Diskussion. „Hier könnte es doch Einsparmöglichkeiten geben“. Sie sehe sich an diesem Abend „nicht in der Lage“, hier unter „Zeitdruck“ so eine gewichtige Entscheidung zu treffen.

Daher sei sie für eine Klausur mit einem Feuerwehrexperten und einem weiteren Architekten. „Vielleicht reichen auch neun Garagen“, pflichtete ihr Bernhard Mayer (CSU) bei. Das Einsatzleitfahrzeug könne man doch auch in der Waschhalle abstellen, vielleicht auch weitere Fahrzeuge hintereinander in der Garage parken, schlug Peter Hollerauer (FWG) vor.

Entscheidend sei, welche „zeitgemäßen“ Anforderungen die Feuerwehr stelle, urteilte Rudolf Gritsch (CSU). „Für mich zählt nur, die Einsatzmöglichkeiten auf den neuesten Stand der Technik zu bringen“. Für den Neubau sehe er auch gestalterische Möglichkeiten. Als „Paradebeispiel“ nannte Gritsch das neue Gebäude vom Brauhaus Tegernsee. „Auch ein modernes Industriegebäude kann so gestaltet werden, dass es ein Ortsbild wieder aufwertet“.

EU-weite Ausschreibung erforderlich

Parteifreund und Bürgermeister Johannes Hagn wies darauf hin, dass man sich jetzt ausschließlich nur über Kubaturen, die Ausmaße eines Bauwerks, unterhalte und nicht über Äußeres. Andreas Obermüller (FWG) fühlte sich von der Architektin Schreiber „sehr gut beraten“. Man sei doch Mitte November schon ziemlich weit gewesen, daher brauche er keine Klausur für „suboptimale Lösungen, denn Eile ist geboten“.

„Man ist am Ende der Machbarkeitsstudie“, so Bauamtsleiterin Bettina Koch. Zudem könne man keine Aufträge an Architekten direkt vergeben, da das Projekt über die EU-Schwellenwerte komme und „es europaweit ausgeschrieben werden muss“. Wenn der Architekt feststehe, „geht es an die Feinheiten“. Dann könne man über den Bedarf an Garagen genauso reden, wie über die Kosten der geplanten Wohnungen. Für Heino von Hammerstein (Bürger Liste) war das Ende der Diskussion erreicht, alles sei gesagt.

Für ihn sind die Varianten „K“ und „L“ am einfachsten machbar, technisch wie funktional. „Wenn wir eine solche Entscheidung treffen“, warb Peter-Friedrich Sieben (FWG) für eine gesonderte Sitzung, „dann sollten alle dahinter stehen können“. Jetzt gehe es doch nur darum, so Florian Widmann (CSU), „ob das alte Haus stehen bleibt oder abgerissen wird“. So kam es dann auch.

Eine deutliche Mehrheit votierte für den Abriss des alten Feuerwehrhauses. Doch eine knappe Mehrheit mit 9:7 Stimmen war für eine Wiedervorlage der Varianten in einer Klausur. Die Feuerwehrleute unter den Zuhörern werden eine Erkenntnis der einstündigen Diskussion mitnehmen: Ihr Feuerwehrhaus ist ein heißes Eisen.

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