Riesige Rauchschwaden über Bad Wiessee. Überall stehen Feuerwehrautos, Rettungskräfte laufen hin und her, am Straßenrand stehen Schaulustige und in einer Seitenstraße wartet der Rettungshubschrauber auf die zwei Schwerverletzten. Die Aufschrift „Katastrophenschutz“ auf den Westen einiger Einsatzkräfte macht den Ernst der Lage deutlich. Alle Tal-Feuerwehren inklusive der Feuerwehren aus Holzkirchen und Miesbach sind heute Nachmittag im Einsatz. Insgesamt 150 Mann sind vor Ort.
Anwohner berichten von mehreren Detonationen und meterhohen Stichflammen, die laut Polizei durch hochexplosive Stoffe gegen 13:50 Uhr ausgelöst worden sind. Erst knapp zwei Stunden später ist das Feuer einigermaßen gelöscht, aber noch immer raucht es aus dem Wiesseer Feuerwehr- und Rettungsdienstgebäude. Die Brandwachen dürften auch noch die Nacht über vor Ort bleiben, damit auch die letzten Glutnester unter Kontrolle bleiben.
Ölsperren sollen Tegernsee schützen
Trotz Rettungsgroßaufgebot herrscht eine ungewöhnliche Ruhe. Die Einsatzkräfte beantworten die Fragen der umstehenden Journalisten ohne Hektik, verweisen auf Pressesprecher, koordinieren das Geschehen, während die umstehenden Passanten das Ganze beobachten. Die Feuerwehr Holzkirchen wartet auf ihren Einsatz mit Atemschutzmasken.
Ob wir das Gebäude ausräumen oder löschen müssen, wissen wir noch nicht.
Am späten Nachmittag ist das Ausmaß der Brandkatastrophe dann erkennbar. Gegen 16:20 Uhr werden vier pechschwarze Fahrzeuge durch die Rauchschwaden in dem abgebrannten Gebäudeteil des weitläufigen Rettungszentrums sichtbar. “Nochmal glimpflich davongekommen”, hört man jemanden sagen. Der Grund: Die Feuerwehr Bad Wiessee hat ihre Zentrale im selben Haus wie Wasserwacht und BRK. Die Feuerwehr befindet sich allerdings im hinteren Teil des vor vier Jahren für 1,7 Millionen Euro errichteten Gebäudes. Und das ist vom Großbrand kaum betroffen.
Gleichzeitig hatten die Feuerwehrler Zeit, ihre Fahrzeuge in Sicherheit zu bringen. Das Glück hatten die Helfer vom BRK und der Wasserwacht nicht. Sechs BRK-Fahrzeuge und ein Boot der Wasserwacht befinden sich im Gebäudeteil und werden komplett zerstört. Genauso wie die Einrichtung.
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Laut Stefan Sonntag, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd, rechne man derzeit mit einem Schaden „im siebenstelligen Bereich“. Alle Fahrzeuge sind komplett zerstört. Außerdem müsse man eine Ölsperre unten am Tegernsee errichten, erklärt Sonntag, damit das verunreinigte Löschwasser nicht ungefiltert die rund 200 Meter in den See zurückgeführt werde.
Elf Verletzte, darunter zwei schwer
Der Einsatzleiter des Rettungsdienstes Rosenheim, Gabriel Mayer, huscht vorbei. „Wir haben vierzehn Verletzte. Zwölf sind außer Lebensgefahr.“ Später stellt sich heraus, dass es glücklicherweise nur elf Verletzte sind. Neun davon Feuerwehrleute, die mit Rauchgasvergiftungen behandelt werden mussten.
Doch unter den elf sind auch zwei Schwerverletzte. Zwei Wiesseer, 34 und 42 Jahre alt. Die beiden arbeiteten in der Gerätehalle, als sich die folgenschwere Verpuffung ereignete. Inzwischen liegen die Männer mit Brandverletzungen im Münchner Klinikum Bogenhausen und sind nach Angaben der Einsatzkräfte stabil.
Landrat Wolfgang Rzehak, der sofort zum Unfallort geeilt ist, zeigt sich schockiert. Auch Wiessees Bürgermeister Peter Höß ist entsetzt, lobt aber den Einsatz, der „sehr kontrolliert und besonnen“ ablaufe. Werner Seitz von der Dürnbacher Feuerwehr begutachtet den Schaden und sagt: “Am besten wegreißen. Jetzt wär‘ ein Bagger recht.”
20 Mann vom Technischen Hilfswerk (THW) sind angerückt, um das einsturzgefährdete Gebäude zu sichern. Gemeinsam mit den übriggebliebenen Feuerwehrlern aus dem gesamten Landkreis halten sie in dieser Nacht Brandwache. Denn noch ist nicht klar, wie es zu der Katastrophe kam und welche hochexplosiven Stoffe die Detonation ausgelöst haben könnten.
Man vermutet, dass Schweißarbeiten an einem Boot der Wiesseer Wasserwacht die Ursache sein könnten. Morgen beginnt die Kripo mit ihren Ermittlungen.
Eindrücke der Löscharbeiten am späten Nachmittag / alle Fotos: Felix Wolf:
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