Vom Konzept „Kuppeln und Flügeln“, das der BOB mehr Fahrgäste bescherte, sind Eisenbahner offenbar auch an der Nordsee angetan, wie die “Husumer Nachrichten” nun berichten. Damit die Westküste in Schleswig-Holstein nicht eines Tages abgehängt werde, seien noch einige Weichen in die richtige Richtung zu stellen. Husum ist Bayrischzell, St. Peter-Ording liegt am Tegernsee und Büsum wird zu Lenggries.
Hier geht es nicht um eine weiß-blaue Übernahme der Nordsee-Bahnhöfe. Die „Ortswechsel“ dienten Heino Seeger in Tönning nur zur Illustration. Damit übertrug der ehemalige BOB-Chef und jetzige Geschäftsführer der Tegernsee-Bahn auf dem Reißbrett das Streckennetz der BOB auf den hohen Norden.
Seeger folgte einer Einladung der Deutschen Verkehrswissenschaftlichen Gesellschaft Schleswig-Holstein und der Industrie- und Handelskammer (IHK) Flensburg. Die Veranstalter der Reihe „Energiewende auf der Schiene“ hatten den Fokus auf touristische Orte an der Westküste gerichtet. Ihr Motto: „Nordsee-Bäder kommen zum Zug“.
BOB-Betriebskonzept für Nordseebäder?
Mit dem von Seeger vorgestellten System käme es so, ohne dass die Reisenden umsteigen müssten. Das Fahrplan-Konzept der BOB beinhaltet ein zweimaliges Flügeln beziehungsweise Kuppeln, erklärte der Tegernseer den Nordlichtern das Betriebskonzept. Was jeder BOB-Fahrgast zur Genüge kennt, oft auch mit leidvollen Erfahrungen, musste er seinen nördlichen Kollegen erst verdeutlichen. Sie kannten offenbar das „Flügeln und Koppeln“ noch nicht.
Seeger beschrieb ihnen, dass bei den in München startenden Zügen eine erste Einheit in Holzkirchen abgetrennt wird, die nach Bayrischzell weiterfährt. Das zweite Wagenkontingent werde dann in Schaftlach abgetrennt, um es nach Tegernsee zu schicken. Der dritte Zugabschnitt rollt nach Lenggries. „Damit haben wir aus drei Strecken eine gemacht“, fasste Seeger zusammen.
Energiewende in weiter Ferne
„Die Bayern machen es uns vor, wie man Infrastruktur planen sollte“, hatte Ingo Dewald als Geschäftsführer der Norddeutschen Eisenbahngesellschaft Niebüll GmbH bereits in seiner Begrüßung deutlich gemacht. Welche positiven ökologischen Effekte ein Ausbau des Zugbetriebs in Nordfriesland hätte, sei schon vor vier Jahren vom damaligen Klimaschutz-Beauftragten abgeschätzt worden: 60 bis 70 Prozent weniger Treibhausgas-Emissionen (CO2-Ausstoß) seien möglich.
Doch bislang ist auch dort im Norden, wo Windparks große Strommengen aus regenerativen Quellen liefern, die Energiewende in der Praxis noch ein dickes Brett. Nach wie vor sind 70 Prozent des Streckenanteils auf Dieselbetrieb ausgelegt und die Elektrifizierung der Westküste weitestgehend unwirtschaftlich.
So sieht man es offenbar auch im Oberland. Die teure Elektrifizierung des BOB-Netzes ist wieder in weite Ferne gerückt. Sie würde kaum spürbare Verbesserungen im Fahrplan bringen. Zumindest hier haben der Norden und der Süden beim Schienenverkehr die gleichen Probleme.
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