Schon 2006 hatte Gorbatschows Tochter Irina Virganskaya das herrschaftliche Domizil mit 17 Zimmern erworben. 2008 ließ sie es aufwändig renovieren. Vor allem nach dem Tod seiner Frau Raissa im Jahr 1999 suchte Gorbatschow oft die Ruhe am Tegernsee auf dem 2.600 Quadratmeter großen Grundstück. Öffentlich war er dabei nur selten unterwegs. Zuletzt vor drei Jahren, als er mit Tochter und Enkeln das Bistro am Aquadome in Bad Wiessee aufsuchte, um sich Meeresfrüchte und Fisch servieren zulassen. Anschließend spazierte der 85-Jährige noch im Kreis seiner Familie die Uferpromenade entlang.
Auch Jahre zuvor wurde „Gorbi“ in seinen Rottacher Stammlokalen gesichtet. Dies war ihm im Januar vergangenen Jahres nicht mehr vergönnt. Da sollte er beim Ludwig-Erhard-Gipfel in Rottach-Egern mit dem Freiheitspreis der Medien geehrt werden.
Gorbatschow musste schon Ehrung absagen
Aus gesundheitlichen Gründen konnte Gorbatschow den Preis im Seeforum nicht mehr persönlich entgegennehmen. Die Holzskulptur mit dem Titel „Dialog“ wurde ihm zuvor bei einem Festakt in Moskau übergeben. Dieser Preis würdige Gorbatschows historische Leistung als Friedensstifter, Brückenbauer und Versöhner, so der Tegernseer Verleger Wolfram Weimer damals in seiner Laudatio.
Als Staatschef habe er auf Dialog statt Konfrontation gesetzt, auf Worte statt Waffen, auf Partnerschaft statt Feindschaft. Weimer: „Sie sind immer ein Mann des freien Wortes geblieben“. Ein Satz, der nach der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten aktueller denn je ist. Weimer zufolge hatte Michail Gorbatschow für seine Absage nach Rottach zu kommen, um Entschuldigung gebeten haben. Er sei in den vergangenen Jahren immer seltener an den Tegernsee gereist, obwohl dort mit seiner Tochter der „Brückenkopf meiner Familie ist“, so der 85-Jährige vor einem Jahr.
Nun hat auch dieses Kapitel wohl ein Ende, denn das „Hubertus Schlössl“ steht zum Verkauf. Ein Immobilienbüro im Tal bietet die knapp 700 Quadratmeter Wohnfläche jetzt für sieben Millionen Euro an. Wenn sich mit dem Auszug von Gorbatschows Tochter Irina die „russische Kolonie“ am Tegernsee auch verkleinert, so sorgt ein anderer Landsmann in Rottach-Egern für Aufsehen: Alisher Usmanow. Der Oligarch und Putin Vertraute, dessen Vermögen aktuell auf 14,4 Milliarden Dollar geschätzt wird, besitzt eine Villa direkt am See.
Im Sommer 2015 hatte Usmanow wegen seiner Bootshütte für Aufregung gesorgt, weil sie von Wasserwachtlern unangemeldet betreten wurde. Mehr Ärger dürfte ihm aber bereitet haben, dass sein Name im vergangenen Jahr auch in den sogenannten „Panama Papers“ auftauchte. Es ist das größte Datenleck aller Zeiten in Sachen Steuerhinterziehung. Der Milliardär soll sein Vermögen in sogenannten Offshore-Firmen geparkt haben. Ob sich Usmanow und Gorbatschow in Rottach-Egern getroffen haben, ist nicht überliefert.
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