“Das ist garantiert kein Luxusbau”

Am Dienstag stellte Architekt Herbert Wagenpfeildie die Entwurfsplanung für das Bauvorhaben „Im Sommerfeld“ zur Diskussion. Den Gemeinderäten stockte der Atem.

Die aktuelle Planung der beiden Gebäude “Im Sommerfeld” entlang der Erlkamer Straße sieht zwei Gebäude mit Zwei- und Dreizimmerwohnungen vor. / Quelle: Ing.-Büro Herbert Wagenpfeil

Bei der Darlegung der Baupläne sah man reges Interesse in den Gesichtern der Gemeinderäte. Das Architekturbüro erläuterte den Zuschnitt der Wohnungen, des Treppenhauses mit einem Abstellraum für Kinderwagen und weitere Details. Als aber die von der Marktgemeinde beauftragte Susanne Runkel (Fa. ATP Sustain, München) über Schallschutz, Nachhaltigkeit und Bauökologie referierte, spürte man fast so etwas wie Resignation im Raum.

Insbesondere der Schallschutz erfordere umfangreiche Maßnahmen durch geeignete Außenwände, Wohnungstrennwände, Aufzugswände, Deckenwände und Wände zur Garage. Ferner schlug sie präventive Schutzmaßnahmen gegen Einbruch, Barrierefreiheit, Sicherung der Mobilität, Einrichtung von Stellplätzen für Fahrräder und Kinderwagen, Elektroladestationen für Fahrräder und Elektroautos sowie, last but not least, Schadstoffvermeidung durch geeignete Baumaterialien vor.

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Hierbei geht es vor allem um die Frage, ob die geforderte Holzbauweise mit verleimten Hölzern und Platten oder durch vernagelte Holzkonstruktionen ausgeführt wird. Leim, selbst wenn er kein Formaldehyd mehr enthält, dampft immer auch andere Schadstoffe aus, bei der Verwendung von Nägeln stellt sich eines Tages das Problem der Entsorgung.

Gesamtkosten von 3,6 Millionen stehen im Raum

Die Beachtung aller dieser und weiterer Kriterien ergibt Gesamtkosten von rund 3,6 Millionen Euro. Herbert Wagenpfeil stelle einige besondere Kostengruppen vor. Dazu gehörten die Anschlüsse für das Laden von Elektroautos, die Folgen einer formaldehydfreien Bauweise, die doppelt so starke Wände erfordert und zu einem Verlust von insgesamt 30qm Wohnfläche und Zusatzkosten von 125.000 bis 255.000 Euro führt.

Holzfenster mit vorgesetzter Aluschale kosten 21.000 Euro mehr. Allerdings erspart man sich dadurch den alle paar Jahre erforderlichen neuen Anstrich. Halogenfreie Elektroleitungen dampfen im Brandfall keine Schadstoffe aus, sind aber ein weiterer kostentreibender Faktor. Die geplante Photovoltaikanlage mit Kosten von rund 164.000 Euro lohnt nur, wenn die Mieter den erzeugten Strom wenigstens teilweise selbst verbrauchen können.

Insgesamt, so Wagenpfeil, gehe es jetzt darum, Entscheidungen zu treffen, damit die weitere Planung vorangetrieben werden kann. Angesichts dieser Fülle von Kostenfaktoren gestand Bürgermeister Olaf von Löwis:

Wir sind total überfordert. Wir waren froh über einen günstigen Holzbau mit guter Wohnqualität, am besten massiv. Und jetzt kommt eins aufs andere.

Huber Müller (FWG) ruderte als erster Gemeinderat dann auch zurück. Die normalen Standards im Holzbau, so Müller, reichen aus. „Wenn das Formaldehyd ein Problem ist, dann hätten wir einen Steinbau machen müssen.“ Wolfgang Buntz-Jennerwein resümierte die Kostenlage: “Mit 2,8 Millionen Euro ging es bei normaler Bauweise los. Dann entschieden wir uns für Holz: 3,2 Miollionen Euro. Mittlerweile ist das für mich ein Luxusbau. Wir müssen auf ein vernünftiges Maß abspecken.“

Doch das wollte der Bürgermeister so nicht stehen lasse. „Das ist garantiert kein Luxusbau“, hielt er dagegen. Der Holzbau sollte 10 bis 15 Prozent mehr kosten, es gebe eine sehr hohe Förderung. Das müsse sich nicht auf die Miete auswirken.

Schallschutz ist kein Luxus

Robert Wiechmann (B‘90/Die Grünen) stimmte zu. Angesichts der vielen Millionenbeträge, die für Schadstoffsanierungen schon in den Sand gesetzt wurden, sei das kein Luxus. Die Planung sei Standard, der in Holzkirchen überall gebaut wird, stellte er fest und verwies auf das Grüne Zentrum und Kindertagesstätten.

Allerdings könne man einsparen, etwa bei der PV-Anlage und bei den Ladestationen, die von Energieversorgern eingerichtet werden könnten. Der Schallschutz sei wohl notwendig, um mit den Mietern keinen Stress zu haben, eine Ansicht, der sich auch Thomas Hünerfauth (SPD) anschloss.
Wiechmanns Fraktionskollege Karl Bär fand es großartig, Nachhaltigkeitsfragen zu diskutieren, denn:

Wenn wir nicht darüber reden, entscheiden wir uns automatisch dagegen.

Und so entschied sich der Gemeinderat mit nur einer Gegenstimme für die Standardvorschläge des Architekten, schloss die Anschaffung von Fenster mit Aluverkleidung und mit erhöhtem Schallschutz aus und ermächtigte den Bürgermeister, die weiteren Planungen und Bauverträge abzuschließen.

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