Stille Post statt Diesel-Gestank

Während große Auto-Konzerne derzeit mit dem Diesel-Skandal zu kämpfen haben, rollt im Landkreis die gelbe Revolution an: Mit 26 StreetScootern liefern Postboten täglich Briefe und Pakete aus. Den Kunden gefällt’s – und der Umwelt sowieso.

Mit diesen gelben Elektrotransportern sind die Postler im Landkreis unterwegs.

In Rottach-Egern, gegenüber dem Campingplatz, hängen zwei dieser Elektrofahrzeuge des Logistikunternehmens an der Steckdose. Die Post hat dort ihr Verteilerzentrum für das Tegernseer Tal. Weitere acht stehen in Waakirchen und nochmals sechszehn in Holzkirchen.

Die Post will ihre StreetScooter-Flotte bundesweit von derzeit etwa 3.000 bis Ende des Jahres auf 5.000 erhöhen. Langfristig soll der gesamte Fuhrpark von etwa 70.000 Fahrzeugen durch das Elektroauto ersetzt werden. Claudia Lummer, Postbotin von der Rottacher Dienststelle, ist jedenfalls von ihrem neuen Gefährt angetan.

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Ich finde es für die Umwelt perfekt und finde es toll, dass wir als Post damit angefangen haben.

Inzwischen lehrt der E-Transporter der Konkurrenz das Fürchten. Nach dem Dieselskandal wird das Fahrzeug der Deutschen Post, das sie in Eigenregie baut, zum absoluten Renner. Vergeblich hatte sich die Post in der Vergangenheit bemüht, mit traditionellen Autokonzernen gemeinsam einen Elektrotransporter für den Einsatz in Innenstädten zu entwickeln.

Post übernimmt die Entwicklung selbst

Weil sich kein Kooperationspartner fand, übernahm die Post die Entwicklung selbst in die Hand und gründete 2014 ein Tochterunternehmen, die StreetScooter GmbH in Aachen. Im April vergangenen Jahres wurde mit der Serienproduktion begonnen. Nun ist ein weiteres Werk geplant. Damit lasse sich dann eine Kapazität von jährlich 20.000 Fahrzeugen erreichen, prognostiziert die Post.

Denn inzwischen stehen bei einem Preis ab 32.000 Euro auch externe Kunden wie Kommunen und Handwerker Schlange. Außerdem kündigte die Post nun an, dass auch Ford auf den fahrenden Zug springen will und eine Kooperation mit einer Modellpalette plane.

Für Claudia Lummer ist dies alles keine Zukunftsmusik mehr, wenn sie mit ihrem Model „Work“ täglich vor allem in Bad Wiessee unterwegs ist. Für etwa 80 bis 100 Kilometer reiche ihre Batterieladung, die sie bei weitem nicht ausnütze. Nachdem sie Briefe und Pakete sortiert und im E-Auto verstaut habe, starte sie meistens gegen neun Uhr und kehre gegen zwei Uhr am Nachmittag zurück. „Dann habe ich knapp 30 Kilometer mit dem StreetScooter hinter mir“, so Lummer, mit dem sie seit Januar unterwegs ist.

Umwelt- und Mitarbeiterfreundlich

Zwar sei sie noch keinen ganzen Winter damit gefahren, doch die kalten Tage in diesem Jahr hätten keinerlei Probleme bereitet. Ein Heizgebläse würde die Batterie sicher nicht auf Dauer verkraften, so bleibt als einziger Komfort eine Sitzheizung und eine kleine Heizung für die Fahrzeugscheiben. „Aber ich muss ja sowieso dauernd raus und rein“, tröstet sich Lummer, die die Einstiegs- wie auch die Ladehöhe „sehr angenehm“ findet. Der Laderaum öffnet sich auf Knopfdruck und Pakete können bequem von drei Seiten ein- und ausgeladen werden. Die höhere Ladefläche schont außerdem den Rücken der Zusteller.

Die Kunden würden „sehr positiv“ reagieren, wenn sie mit ihrem geräuscharmen 65 PS Postauto vorfahre, „gerade angesichts des Dieselskandals“. Lummer kann im fließenden Verkehr auch mithalten. Ihr E-Auto erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 85 km/h. Die Post ist der Konkurrenz wie UPS und FedEx schon meilenweit bei der Umweltfreundlichkeit voraus. Lummer weiß, dass sie am nächsten Tag guten Gewissens mit ihrem StreetScooter durch das Tal kurven kann und der Dieselskandal das Interesse an ihrem Fahrzeug weckt.

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