Die Großbäckereien machten Gertraud Eberwein (63) den Garaus. Ihr Handwerksbetrieb war nicht mehr konkurrenzfähig. Wie berichtet, konnte ihr kleiner Laden, in dem es frische Backwaren gab, mit Discountern wie Lidl und Aldi in der näheren Umgebung nicht mehr mithalten.
Bereits am 30. Januar warf sie das Handtuch. Neun Angestellte hatte Eberwein zuletzt, drei in der Backstube, sechs im Verkauf. Doch auch Eberweins letzte Hoffnung zerbarst, sie fand keinen Nachfolger für das Ladengeschäft samt kleinem Café mit 30 Plätzen und der Terrasse. Die Lage als Bäckerei war für Interessenten offenbar nicht lukrativ genug. Zumal auch „die Privatwohnung nicht richtig von der Backstube und Küche abgegrenzt war“, wie Bürgermeister Johannes Hagn (CSU) auf Nachfrage erklärt.
Auch die Tankstelle gegenüber wurde mit Backwaren zur Konkurrenz. Der Zug sei abgefahren, klagte Eberwein im Januar, das Einkaufsverhalten habe sich komplett geändert. Jetzt zählt für ihre einstigen Kunden wohl mehr das Motto: „Geiz ist geil“. Bei ihr wurde noch jede Breze per Hand gedreht und nicht einfach Tiefkühl-Teiglinge im Ofen aufgebacken. Die Brote wurden nach eigenen Rezepten hergestellt und nicht einfach aus Fertigmischungen den ganzen Tag über frisch angeboten. Damit ist endgültig Schluss.
Für „adäquaten Ersatz“ ist gesorgt
Jetzt liegen dem Bauausschuss der Stadt Tegernsee am Montag ein Bauantrag sowie eine Nutzungsänderung von Eberwein für das Café vor, das sie stattdessen in eine Ferienwohnung und ein Büro umbauen will. Ein Blick in die Räume zeigt, dass dort bereits kräftig neue Leitungen und Anschlüsse verlegt werden, obwohl noch keine Genehmigung der Stadt vorliegt. „Ob die Nutzungsänderung im Bauausschuss durchgeht“, will sich Hagn noch nicht festlegen.
„Aber was will man dagegen tun, wenn die Eigentümerin meint, ein Café rechnet sich nicht mehr“. Er bedauere es sehr, dass es das Café Eberwein nicht mehr gebe, sagt Hagn, er sei dort auch öfters eingekehrt. „Aber wir haben zum Glück wieder einen adäquaten Ersatz in Tegernsee-Süd mit dem Lokal “Geschmackssachen” von Christine Stieglbauer “.
Sie zog mit ihren drei Mitarbeitern von der Bahnhofsstraße in die Schwaighofstraße. Dorthin, wo bislang eine Firma schwedische Öfen verkaufte. Bei ihr gibt es allerdings weniger Backwaren, dafür ein tägliches Angebot mit drei Gerichten. „Stieglbauer hat viel Geld in die Hand genommen und schön hergerichtet“, lobt Hagn. Zumindest hat Tegernsee-Süd damit wieder einen gastronomischen Betrieb.
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