Geht’s jetzt an das Geld der Sparer?

Jetzt ist es soweit – die erste deutsche Sparkasse gibt die Strafzinsen der Europäischen Zentralbank an ihre Privatkunden weiter. Damit müssen deren vermögende Kunden demnächst draufzahlen, wenn sie ihr Geld auf die Bank legen. Rückt dieses Szenario nun auch für den Landkreis näher?

Erst im Januar betonte der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Miesbach-Tegernsee, Martin Mihalovits, dass Negativzinsen auf Girokonten kein Thema seien / Archivbild

Die Raiffeisenbank in Gmund war deutschlandweit die erste Bank, die Strafzinsen auf Privatvermögen einführte und damit einen Tabubruch provozierte. Seit dem 1. September verlangt sie ein „Parkgebühr-Geld“ von 0.4 Prozent für Einlagen von mehr als 100.000 Euro auf Giro- und Tagesgeldkonten. Spareinlagen sind davon nicht jedoch betroffen.

Hintergrund für diese Maßnahme ist die Entscheidung der Europäischen Zentralbank in Frankfurt, von den Banken selbst einen Negativzins von 0.4 Prozent zu verlangen, wenn sie ihr Geld dort über Nacht “parken”. So sollen die Banken dazu gezwungen werden, mehr Kredite zu vergeben oder zu investieren, sodass die Inflationsrate im Euroraum wieder ansteigt.

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Da es den Banken jedoch an geeigneten Investitionsmöglichkeiten fehlt, nutzen immer noch viele Kreditinstitute den Service der EZB, zahlen dafür aber auf Dauer drauf. Im Laufe des vergangenen Jahres folgten daher deutschlandweit einige Banken dem Vorbild der Gmunder Raiffeisenbank.

Sparkasse mit Zäsur

Nicht so jedoch die Sparkassen. Sie galten bisher als sicherer Hafen für die Vermögen von Privatkunden. Doch auch das ist nun passé. Wie die zweitgrößte Sparkasse Deutschlands in Köln-Bonn am Wochenende offiziell bekannt gab, werde sie demnächst für Einlagen in Höhe von mehreren Millionen Euro ein sogenanntes Verwahrentgelt verlangen, um die Zinsbelastung durch die Maßnahme der EZB in Teilen aufzufangen.

Für Deutschland bedeutet die Entscheidung der zweitgrößten Sparkasse eine Zäsur. Bisher hatten sich die Sparkassen, auch hier im Landkreis, gegen die Weitergabe von Negativzinsen verwahrt. So hatte der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Miesbach-Tegernsee, Martin Mihalovits, erst im Januar im Gespräch mit der Tegernseer Stimme betonte, dass Negativzinsen auf Girokonten aktuell kein Thema seien:

Ich denke, es ist die Aufgabe insbesondere der lokalen Banken, also der Sparkassen und Raiffeisenbanken, die Bürger vor Ort vor genau dieser Entwicklung so lang wie möglich zu schützen. Das ist sogar unsere Hauptaufgabe.

Daran ändert auch die aktuelle Entwicklung in Köln-Bonn nichts, wie Sparkassensprecher Peter Friedrich Sieben aktuell bestätigt. “Wir wollen die hiesigen Sparer auch weiterhin solange wie möglich davor bewahren.”

Dennoch weiß auch Mihalovits, dass es nicht abzusehen ist, wie lang diese Entwicklung aus betriebswirtschaftlicher Sicht noch haltbar ist. Denn wenn die Bank die Negativzinsen nicht an ihre Kunden weitergibt, geht die Entscheidung der EZB auf Dauer zu Lasten der eigenen Ertragslage. Für die nächsten zehn bis 20 Jahre seien Prognosen daher unheimlich schwierig, so Mihalovits im Januar.

Bei der Sparkasse im Landkreis ging es bilanzmäßig zuletzt jedoch wieder bergauf, nachdem Mihalovits nach seiner Übernahme von seinem skandalträchtigen Vorgänger Georg Bromme der Bank einen neuen Kurs verordnet hat. Die Sparer im Landkreis werden daher von Negativzinsen, zumindest in absehbarer Zeit, erst einmal verschont bleiben.

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