Zu dieser Reihe Sag mir was Du trinkst, und ich sage Dir, wer Du bist. Nein, so arg ist es nicht – dennoch scheinen sich so manches heimische Bier und manche Gestalt des öffentlichen Landkreislebens einfach gesucht und gefunden zu haben. Im letzten Jahr – pünktlich zum Fünfhundertsten des Reinheitsgebots – haben wir Ihnen in einer launigen Serie die Biere der Region und ihre „gschleckerten“ Paten vorgestellt. Das Ergebnis wollen wir unseren Lesern auch heuer nicht vorenthalten.
Très Schixs
Wenn die “Bockfotzn” das derzeit kräftigste Produkt aus dem Hopf ist, dann ist die “Sauberne Schixs” definitiv das “craftigste”: Mit 4,6 {0df041b544200f98e0403f5bfaff217e8ddb0fa5a49c3e35acc6e6a32ff09f63} Alkoholgehalt eher sommerlich-dezent und ihren angenehmen Südfruchtaromen ist die Schixs so etwas wie die “zeame” Strandschönheit in der Hopf-Familie.
Dort, im kleinen Wirtsgarten des Miesbacher Weißbräustüberls, wo einst auch unseres Landrats lebenslange Schirmherrschaft für die grüne Weiße besiegelt wurde, sitzt nun die Kabarettistin, Moderatorin und Schauspielerin Christine Eixenberger und komplimentiert das orange-rote Weizen in einer solchen Anmut und Formschönheit aus der Flasche ins Glas, dass den Triebel Hans gleich wieder die Bussl-Laune überkommen würde.
Ja, ich bin Biertrinkerin. Gerne ganz normales Helles, oder im Sommer, wenn‘s ohne Schatten so richtig owabrennt, auch durchaus amal einen Bock.
Flankiert von einem Haufen Schweinswürstln kommt die nächste Sauberne Schixs an den Tisch – und man dreht die Zeit zurück, vor allem die letzte Zeit, die für die Christine Eixenberger so vieles parat hatte. Sie hat ihr Türen geöffnet und ihrem – je nach dem gschnappigen bis hintersinnigen – Mundwerk zu manch neuem Echo verholfen.
Beamtin oder berühmt
Nach dem gefeierten Soloprogramm “Ballkontakt” wurde der Begriff “Nachwuchskabarettistin” endgültig eine Nummer zu klein – es folgte das Bühnenprogramm “Lernbelästigung”, in dem sie den Protagonisten des frühkindlichen Bildungsbetriebes in Fraktur zu Leibe rückt. In diesem Zusammenhang darf nicht unerwähnt bleiben, dass sie weiß, über wen sie lästert: Zur staatlich geprüften Grundschullehrerin Christine Eixenberger fehlt nur noch das Referendariat, dessen Absolvierung sie vom Ausmaß ihrer künftigen künstlerischen Umtriebe abhängig macht.
Ich kann jetzt noch fünf Jahre lang Beamtin werden.
Die Eixenberger? Beamtin? Wir meinen, eher wird Lothar Matthäus wieder Raumausstatter.
Jedenfalls wendet sie bis dahin ihre durchschlagenden pädagogischen Fähigkeiten so wirksam wie amüsant beim Publikum an:
Wenn’s im Saal ausreichend albern zugeht und ein Handy klingelt, oder einer hört einfach nicht auf, mit seiner Chipstüte zu knurpseln, bin ich dann schon so frei, nehm’s dem weg und sag, er kann sich’s nach der Stunde bei mir wieder abholen…
Dass der Eixi der Schalk im Dutt sitzt und hinter ihrem Schlierseer Liebreiz so mancher verbale Watschnbaum im Fallen begriffen ist, hat sich schließlich auch bis ins Bayerische Staatsfernsehen herumgesprochen, wo sie nun an der Seite von Wolfgang Krebs so etwas wie die Botschafterin eines zeitgenössisch-bayerischen Whatsoevers geworden ist. “Habe die Ehre” heißt das Format, und so gradheraus wie der Name ist auch das gesellige Prinzip der Sendung, in der die Eixenberger charmant forscht, ob der eine oder andere preussische Schädel auch einen Maßkrug aushalten tät’.
Souveränität, Schlagfertig- und Hintersinnigkeit haben sie wiederum als Gast an den BR-Stammtisch des Herrn Markwort katapultiert – neues Terrain für die eigentlich ehemals unpolitische Kabarettistin Eixenberger. Ein Auftritt, der ihr für ihre spontane wie beherzte Kritik an Seehofers Flüchtlingsobergrenzen zwar viele Sympathien, aber auch das erste kleine Shitstürmchen der selbsternannten Abendlandbewahrer eingebracht hat:
Ich habe das eigentlich gut weggesteckt, als Kuscheltierwerferin und weltfremdes Künstlerküken bezeichnet zu werden oder als eine, der man mal alles mögliche massieren müsse. Ich habe aber realisiert, dass es eine gänzlich unpolitische Christine Eixenberger nicht mehr gibt. Die Zeiten sind verglichen mit 2012 oder 2013 einfach mittlerweile andere. Ich bin keine politische Kabarettistin im klassischen Sinne, aber wenn es die Courage gebietet, etwas Aktuelles ins Programm einzuarbeiten, dann tue ich das jetzt auch.
Moderatorin, Kabarettistin, Schauspielerin – den kommerziellen Masterplan gibt es nach wie vor nicht in der Künstlervita der gebürtigen Miesbacherin. Aus dem einen ergäbe sich das andere, man lerne immer dazu und wisse zumindest immer genauer, was man nicht wolle, so Eixenberger.
Immer heisst’s, ja, Du musst Dich doch entscheiden, Lehramt oder Bühne, und dann heißt’s wieder Du musst Dich doch entscheiden, Bühne oder Film. Nix muss ich. Authentisch und mir treu bleiben muss ich. Ich bin in der glücklichen Lage, mich nicht durchs Jahr casten und mein Gesicht nicht täglich durch alle Social-Media-Kanäle jagen zu müssen. Ein bisschen Bühne, ein bisschen Moderation und wenn es sich ergibt, eben Fernsehen. Aber bevor ich für Werbespots im “Düandel” ein künstliches Fernsehbairisch ablesen muss, geh i lieber wieder ins Wirtshaus zum Bedienen.
Und immer wieder fällt der Name Tobi Öller – er ist seit jeher ihr Kollege und Autor, ihr Freund und Mentor. Sein Primat, seine Lesart der künstlerischen Freiheit und Unabhängigkeit ist es, das ihr im multidisziplinären Kunst- und Medienzirkus Halt und Beständigkeit gibt – und Raum lässt für immer neue Facetten, Bedeutungen und Konnotationen.
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