Drei schwarze Müllsäcke mit asbestverseuchtem Bauschutt fand die Polizei gestern an den Wertstoffcontainern in der Rottacher Karl-Theodor-Straße. Gesundheitsschädlicher Sondermüll, der extra hätte entsorgt werden müssen, hieß es in der Polizeimeldung von Montagabend. Handelten die Täter fahrlässig oder möglicherweise aus Unwissenheit?
Grundsätzlich ist Bauschutt nämlich nicht als „gefährlicher“ Abfall einzustufen, sagt Annerose Hünerfeld von der VIVO Warngau, dem landkreisweiten Kommunalunternehmen für Abfall-Entsorgung. Kontaminiert sei der Bauschutt vor allem von Altbauten aus den 60er Jahren.
Damals wusste man nicht, wie gefährlich Asbest ist, den man verwendet hat.
So gefährlich, dass man Schutzkleidung tragen muss, um ihn zu entsorgen. Denn die freien Asbest-Fasern seien so fein, dass sie sich auf die Lunge legen und zu Krebs führen können, betont Hünerfeld. Wie und wo entsorgt der Bürger also solche giftigen Stoffe?
Es gibt nur zwei Annahmestellen
Dass diese Frage nicht so leicht zu beantworten ist, zeigen die Nachfragen beim Rottacher Bauhof sowie beim Landratsamt, die beide wiederum auf die VIVO verweisen. „Sauberer“ Bauschutt, das heißt, ohne Holz, Kunststoffe oder sonstigen Zusätze, kann bis zu einem Kubikmeter an jedem beliebigen Wertstoffhof im Landkreis kostenlos abgegeben werden, so Hünerfeld.
Gefährliche Abfälle – und dazu gehören Asbest- und Mineralfaser-Abfälle – werden nur an zwei Stellen angenommen. Einmal an der Kompostieranlage in Hausham, und einmal am Wertstoffhof in Warngau. Und das auch nur „staubdicht verpackt“.
Da der Landkreis seit 2005 keine eigene Deponie mehr hat, wurden „Abnahme-Verträge“ mit benachbarten Deponien abgeschlossen, so Hünerfeld. Welche das sind, möchte sie nicht unbedingt sagen. Interessierte Bürger können sich gerne persönlich bei ihr vor Ort informieren. „Jede Entsorgung wird dokumentiert, damit in 30 oder 100 Jahren niemand auf die Idee kommt, die gefährlichen Abfälle einfach so aufzureißen.“
Was kostet die Entsorgung?
Gefährliche Abfälle werden nach Gewicht abgerechnet. Für asbesthaltige Abfälle, wie beispielsweise Eternitplatten – aus Blumenkästen oder Abwasserrohren – zahlt man bis zu einem Gewicht von 1.000 Kilogramm rund 220 Euro. Für künstliche Mineralfaser-Abfälle legt man für einen Kubikmetersack 15 Euro hin. Keine Riesensumme, daher komme es auch laut Hünerfeld nicht sehr oft vor, dass Sondermüll einfach auf der Straße entsorgt wird. Manchmal wird er vor den Wertstoffhöfen abgelegt. Ob dies aus Unwissenheit geschehe, ist dabei unklar. Die Täter werden nur selten erwischt.
Auch die Wiesseer Polizei bestätigt, dass es „recht selten vorkomme“, dass jemand seinen Sondermüll widerrechtlich entsorge. Sollte es dennoch vorkommen, so wie jüngst in Rottach-Egern, gehöre es zur Aufgabe der Polizei, nach dem Verursacher und den Zeugen zu suchen. Dennoch gebe es keine spezielle „Müllpolizei“. Wer Sondermüll zu entsorgen hat, so die Beamten abschließend, für den sei der richtige Ansprechpartner die VIVO. In diesem Fall sei das Unternehmen auch die Geschädigte, weil die Firma auf den Kosten sitzen bleibt.
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