Bei schönem Wetter und an den Wochenenden ist viel los auf den Straßen in und um den Tegernsee. Nur leider nicht in den RVO-Bussen. Deshalb hat das Landratsamt Miesbach eine Studie in Auftrag gegeben, um herauszufinden, woran das wohl liegen könnte, und wie man mit wenig Aufwand Menschen dafür begeistert, mit dem Bus zu fahren.
Dr. Thomas Huber, zuständig für die Verkehrsplanung bei der DB Regio Bus für die Region Bayern, stellte bei der gestrigen Sitzung des Wirtschaftsausschusses in Miesbach das Ergebnis der Analyse vor. Vorgestellt wurde er von Landrat Wolfgang Rzehak als derjenige, der schuld daran sei, wenn in naher Zukunft ein „Bus ohne Fahrer“ unterwegs sei.
Wie ist die Ausgangslage?
Huber ist bei der Bahn nämlich unter anderem für innovative Verkehrskonzepte verantwortlich und war jüngst einer der federführenden Leiter bei dem Pilotprojekt eines fahrerlosen Busses in Bad Birnbach. Um die Busfrequentierung am Tegernsee zu verbessern, hatte man sich zunächst die Ausgangslage angeschaut:
a) das Fahrplanangebot
b) den Bedarf überhaupt
c) die Haltestellen und wie oft sie angefahren werden
c) Touristen, Fahrgäste und Beherbergungsbetriebe zum aktuellen Busangebot befragt
Bei der Ist-Analyse kam heraus, dass deutlich zu viele Autos im Tal unterwegs sind, und die Touristen, die vorwiegend mit dem Auto anreisen, des Öfteren im Stau stehen. An sich habe man zwar ein gutes Verkehrsnetz im Tal, so Huber, was aber hier und da gewisse Lücken aufzeige. So fehlen an manchen Stellen Bushaltestellen, und auch das Fahrplanangebot könnte besser sein.
„Knallhart günstiges Ticket“
Stark frequentiert seien die Strecken zwischen Tegernsee und Bad Wiessee sowie Rottach-Egern, genauso wie zwischen Rottach-Egern und Wiessee, teilte Huber mit. In diesem Zusammenhang habe man sich auch die verschiedenen Ticket-Gattungen angeschaut und festgestellt: Es gibt sage und schreibe 36 verschiedene.
Ein Ticket-Dickicht für die Nicht-Hartcore-Fahrer.
Fünf oder sechs Tickets sollen deshalb durch ein einziges ersetzt werden, was dafür umso stärker ist. Die Idee: Fünf Leute fahren für fünf Euro den ganzen Tag. „Busfahren heißt Sparen“ – dieses Motto soll sich – neben einer guten Streckenanbindung, Komfort und Umweltfreundlichkeit – in den Köpfen der Fahrgäste verankern. Ein „knallhart günstiges Ticket“ soll dazu der Anreiz sein.
Unverständnis kam auf, warum sich dieses Angebot nur auf den Tegernsee beschränke, und warum man es nicht gleich auf den ganzen Landkreis ausweiten könne. Anastasia Stadler (CSU) wollte für Tegernsee keine Sonderstellung.
Ich bin dafür, dass wir das für den ganzen Landkreis machen. Nicht nur für Touristen, auch für Einheimische.
Landrat Rzehak betonte, dies sei „ein erster Probeschritt“, um die psychologische Fünf-Euro-Hürde – gerade im Hinblick auf Familien – erst einmal zu testen. Die Münchner seien es gewohnt, für eine Stunde fünf Euro zu zahlen und wären sehr überrascht, wenn sie das bei uns für den ganzen Tag zahlen.
Wie Huber erklärte, habe man sich zunächst auf den Tegernsee beschränkt, weil man ein Jahr lang mit zwei Personen beschäftigt gewesen sei, die Analyse zu machen. Eine Ausweitung der Analyse auf den Landkreis sei eine Kapazitätsfrage. Stadler widersprach: „Wir brauchen doch keine Analyse zur Analyse. Es geht doch ums Angebot „Fünf für fünf“.
„Wohin Du willst- App“ in Planung
Huber verriet daraufhin, dass eine Nahverkehrs-App mit Namen „Wohin Du willst“ in Planung sei, die für ganz Deutschland gelten soll und unterem Festivitäten und sogar Straßensperrungen anzeige. Diese App könnte man beispielsweise – mit entsprechendem Design – auf den Landkreis anpassen, sozusagen eine eigene „Landkreis-App“ gestalten. Es sei dann kein Problem, in diese App das “Fünf für Fünf-Angebot schnell und kostengünstig zu integrieren.
Außerdem wolle man künftig nicht mehr den Fahrgast in den Mittelpunkt rücken, sondern den Busfahrer. Barbara, eine Tegernseerin, ist das neue Testimonial dieser Kampagne. Ihr Gesicht wird künftig auf fast allen Bussen zu sehen sein.
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