“Das erinnert an einen U-Boot-Bunker”

U-Boot-Bunker oder halbe Röhre? Die Entwürfe für die vor mehr als zwei Jahren genehmigte Polizei-Bootshütte am Tegernsee scheiden die Seegeister …

So könnte das neue Bootshaus ausschauen. Das äußere Erscheinungsbild ist die runde Variante / Bild: Stadt Tegernsee

Das Bootshaus der Wiesseer Polizei stand jahrelang marode am Rottacher Schorn, viel zu weit von der Dienststelle entfernt. Fünf Jahre lang wurde nach einem besseren Standort gesucht. Doch erst im März 2015 genehmigte der Gemeinderat einen neuen Platz. Und zwar am Ufergrundstück des Wiesseer Yacht Clubs an der Breitenbachmündung. Und damit nur wenige hundert Meter von der Polizeiinspektion entfernt.

Weil der Tegernsee dem Hoheitsgebiet der Stadt Tegernsee zugeordnet ist, war Bad Wiessee in dieser Angelegenheit auch auf die Zustimmung des Stadtrats angewiesen. Zuvor hatte es über Jahre hinweg viele kontroverse Diskussionen gegeben, ob eine Polizei-Bootshütte auf dem eigentlich überschaubaren See überhaupt sinnvoll und notwendig sei.

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Bootshaus – rund oder eckig?

Dem Engagement und der Überzeugungskraft von Polizeidienststellenleiter Wilhelm Sigel war es zu verdanken, dass sowohl Wiessee als auch Tegernsee schließlich ihr Einverständnis zu dem Vorhaben gaben, und sich der Weg der Einsatzkräfte durch die neue Anlegestelle verkürzte.

Damals wurde unter anderem genehmigt, eine neue Bootshütte bauen zu dürfen. Die genehmigte Variante sah außen zwei bis drei Dalben – das heißt Pfähle zur Befestigung des Gebäudes – vor und hatte eine Stahlkonstruktion. Außerdem sollte es etwas kleiner ausfallen als in den Entwürfen vorgesehen und durfte keine Zusatzräume haben. Auch die Wandhöhe sollte reduziert werden.

Jetzt hatte das Staatliche Bauamt Rosenheim einen Änderungsantrag zur ursprünglichen Planung für das Bootshaus eingereicht. Weil das neue Gebäude jedoch komplett aus Holz sein sollte, legte die beauftragte Münchner Architektin Claudia Schreiber dem Tegernseer Bauauschuss in der gestrigen Sitzung zwei neue Varianten vor.

Bei der vorgestellten “eckigen” Variante reicht das Dach nicht bis zum Boden. / Foto: Stadt Tegernsee

Auf zwei Schwimmkörpern mit einer Gesamtlänge von zehn Metern sind sowohl das aus einer Holzkiste bestehende Büro der Polizei als auch der Anlegeplatz des Einsatzbootes, das zur Zeit in der Bootshütte am Schorn zwischengelagert ist, angedacht. Bei der Neuplanung wurden die Dalben nach innen versetzt. In der ersten Variante des von der Architektin vorgestellten Entwurfs hatte das Bootshaus noch ein eckiges Erscheinungsbild, in der zweiten ist es runder.

Bei der aktuellen Variante habe man die bisherigen Wände weggelassen und das bestehende Dach bis ganz nach unten gezogen, erklärte Schreiber vor dem Tegernseer Bauausschuss. „An der Längswänd sind ja dann gar keine Fenster. Das schaut aus wie eine 15 Meter lange Klagemauer“, bemerkte Norbert Schußmann (CSU).

Wozu man überhaupt ein Büro im Bootshaus brauche, wollte Stadträtin Martina Niggl-Fisser (BürgerListe) wissen. Um die Ausrüstung wie Rettungswesten, wetterfeste Kleidung und die technische Ausrüstung unterzubringen, lautete die Antwort der Architektin.

Hagn empört, Mandl schnappt nach Luft

Die Varianten seien „zwar nicht schiach“, wie Andreas Obermüller (FWG) bemerkte, er wüsste aber gerne, ob diese überhaupt der Tegernseer Gestaltungssatzung entsprechen. „Wir bauen kein typisches Haus nach der Gestaltungssatzung“, verkündete Schreiber spontan, was wiederum Bürgermeister Hagn aufhorchen ließ:

Sie können hier nicht reinkommen und sagen, Sie bauen nicht nach Gestaltungssatzung. Dann müssen Sie halt noch einmal kommen.

Thomas Mandl (SPD) schnappte kurz nach Luft: „Ich muss mich grad a bissl erholen.“ Wenn es denn unbedingt eine der beiden Lösungen sein müsse, dann würde er sich für die runde Variante entscheiden. Das ganze Konstrukt wirke nicht nur lang, sondern auch noch hoch.

Martina Niggl-Fisser (BürgerListe) war auch nicht begeistert. Und auch Rudolf Gritsch (CSU) betonte, er kenne kein Gebäude, das nur annähernd eine der beiden Formen hat. „Beide Vorschläge sind völlig untypisch.“

Architektin Schreiber hingegen ließ den Bauausschuss wissen, man baue definitiv kein Bootshaus, das so aussehe wie früher. Bei ihrer Planung habe sie versucht, das windanfällige Gebäude aufgrund der reduzierten Wandhöhe zu optimieren. Ihr Anliegen sei es gewesen, Tradition und Moderne in Einklang zu bringen. Und dabei sollten ortsübliche Materialien entscheidend sein.

Und so sieht das Bootshaus aus, das bisher genehmigt wurde / Foto: Stadt Tegernsee

Nichtsdestotrotz müsse man das Ortsbild bewahren, widersprach Hagn. Ihn würden die Entwürfe an einen U-Boot-Bunker erinnern, der aus der Ferne ausschaue wie ein länglicher Kokon. „Das will ich auf keinen Fall auf dem See.“ Und er fügte hinzu:

Der Polizeichef fährt nach Hause, Sie nach München, und ich schaue am Ende auf ein Bootshaus, das irgendwann einmal wie eine angegraute halbe Röhre im See liegt.

Warum man nicht einfach ein Bootshaus ohne Schnickschnack bauen könne, fragte Rudolf Gritsch (CSU) in die Runde. „Wir wollen keine Kunst im öffentlichen Raum“, pflichtete Martina Niggl-Fisser (BürgerListe) ihm bei.

Einstimmig kam der Bauausschuss überein, die erste “eckige” Variante des Tekturantrags abzulehnen. Es wurde weiterhin einstimmig beschlossen, dass auch die zweite Variante vorerst abgelehnt wird. Die Architektin können diesen aber hinsichtlich der vorgebrachten Argumente überarbeiten. Bei dem neuen Entwurf müssen dann sowohl die Höhe, die Breite, die Stellung der Seitenwände als auch die Fensteranordnung berücksichtigt werden.

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