Am Tegernsee wohnen die Reichen. Ein lukrativer Standort für Bettler, möchte man meinen. So wurde am vergangenen Samstag ein Jugendlicher von einem Tegernseer beobachtet, wie er auf einem fremden Grundstück in Tegernsee-Süd unter anderem um ein Glas Wasser bat. Anschließend sei er ungefähr 15 Minuten lang immer wieder um das Haus herumgeschlichen und habe das Haus „ausgespäht“.
Als ihn der Tegernseer daraufhin ansprach, habe der junge Mann, der Deutsch sprach, aggressiv und abwehrend reagiert. Durch die Fotoaufnahme habe er sich ertappt gefühlt, vermutet der Tegernseer, weil er sofort in Richtung Ortszentrum verschwunden sei.
Was ist eine Bettelverordnung?
„Wir haben ständig Bettelgruppen“, bestätigt die Wiesseer Polizei auf Nachfrage. Diese würden derzeit im ganzen Tegernseer Tal unterwegs sein und “alles abklappern”. Das sei ein echtes Problem geworden, so die Polizei. Teilweise würden die Bettler in drei Gemeinden gleichzeitig auftauchen, was „nicht mehr witzig“ sei.
Solange sie aber überall etwas bekommen, werden sie weitermachen. Die verdienen teilweise sogar recht gut.
Aber könnte eine von Stadt und Gemeinden verordnete „Bettelverordnung“ Abhilfe schaffen, so wie die Polizei vorschlägt? Tegernsees Bürgermeister Johannes Hagn (CSU) glaubt das nicht. Auf Nachfrage erklärt er, dass man jedes Jahr zwar vor dem gleichen Problem stünde, aber das Klingeln und Betteln an privater Haustür sei eben eine „privatrechtliche Geschichte“.
Er könne nur jedem raten, Bettler nicht auf das eigene Grundstück zu lassen. Ganz anders wäre es, wenn eine „rechtliche Notwendigkeit“ bestünde. Wenn die Bettler beispielsweise wie in München mit Schildern vor den Supermärkten oder auf der Straße sitzen würden. Doch auch dort ist sowohl die organisierte Bettelei als auch das aggressive Betteln nicht immer nachzuweisen. Und einen Platzverweis könne nur die Polizei erteilen, so Hagn.
Der Gebende hat’s in der Hand
Im vergangenen Jahr habe man mit der Wiesseer Polizei deshalb vereinbart, umgehend zum Telefonhörer zu greifen, sollte irgendwo ein Bettler auftauchen, so Hagn. Sobald die Polizei dann aber von den Bettlern einen Ausweis verlangt, würden die meisten ohnehin sofort das Weite suchen.
Die Polizei fühlt sich jedoch alleine gelassen. „Wir müssen es ausbaden“, heißt es dort. Und selbst, wenn jemand aus der Gruppe der organisierten Bettler mal mit aufs Revier genommen wird, landet dieser schneller auf der Straße als der Papierkram erledigt ist. Und die Bürger? Die meisten wollen nur helfen und fallen auf das Geschäft mit dem Mitleid herein.
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