Wie viel investieren die Gemeinden in die Sportstätten und was lässt sich die Kommune die Instandhaltung kosten? Oder muss hier auf Grund von Budgetknappheit sogar gespart werden?
Eingestiegen sind wir mit den Gmundern, deren Fußballer infrastrukturelle Rahmenbedingungen auf Champions-League-Niveau vorfinden. Heute beleuchten wir die Wiesseer Anlage. Und im Vergleich zur Gmunder Gemeinde kommt Bad Wiessee in Sachen Pflege und Instandhaltung der Fußball-Sportanlagen deutlich schlechter weg.
Erst jüngst sprach Bürgermeister Peter Höß auf der Hauptversammlung des TSV Bad Wiessee davon, dass die Zeiten, in denen dem Verein alles an Arbeit abgenommen werde, vorbei seien. „Das rundum Sorglos-Paket für den Verein existiert nicht mehr“, bekräftigt auch Michael Herrmann, Geschäftsführer der Gemeinde. In Zukunft soll sich der Verein um alle Belange am Sportplatz selbst kümmern. Oder zumindest um die meisten.
Berücksichtigen muss man dabei Folgendes: Die Ausgangslage in Bad Wiessee ist grundsätzlich eine komplett andere als bei allen anderen Sportstätten im Tegernseer Tal.
In Bad Wiessee gibt es keine Naturrasenplätze, sondern ein Kunstrasenspielfeld. Der Aufwand für den Ort sollte sich also insgesamt einfacher und folglich günstiger darstellen, da die komplette Rasenpflege entfällt.
Alle sind glücklich mit dem neuen Kunstrasenplatz
Den Verantwortlichen des TSV und den Fußballern von der Hagngasse ist durchaus bewusst, wie viel der Gemeinde der neue Kunstrasen wert war – nämlich 225.000 Euro. Gekostet hat der Platz jedoch über 300.000 Euro.
Nach Eingang zahlreicher Spenden und Fördergelder blieb eine Restschuld des Vereins gegenüber dem Ort in Höhe von 16.000 Euro. Diese hat der TSV über eine lange Laufzeit zinsfrei abzutragen. An sich ein fairer Deal.
Dennoch liegt in Bad Wiessee einiges im Argen. Aus einer Platzwart-Vollzeitstelle wurde in der jüngeren Vergangenheit zuerst eine Teilzeitstelle, ehe sie Ende 2010 komplett gestrichen und auch nicht wieder ausgeschrieben wurde.
Für manche ging der Übergang zu schnell
Jahrzehntelang kümmerten sich Platzwarte um alles am Sportplatz – und darüber hinaus. Michael Herrmann gibt zu: „Der Übergang ist durchaus abrupt gewesen.“ Man befinde sich derzeit „in einer Übergangsphase“, in der noch nicht alles so läuft, wie sich beide Seiten die Situation idealerweise verstellen.
Für die Reinigung des kompletten Vereinsheims hat die Wiesseer Verwaltung eine 400 Euro Kraft eingestellt. Die Kabinen sind seitdem teilweise verdreckt, die sanitären Anlagen kaum hygienisch gereinigt.
Wie auch: Die Gebäudereinigungskraft putzt nur einmal die Woche. Die Gemeinde verspricht jedoch Besserung und will die Situation im Auge behalten. Fordert aber auch Mithilfe von Seiten der Fußballer ein: „Bei anderen Vereinen funktioniere diese Lösung“, so Herrmann und fügt an: „Dort müssen nach einem Spiel oder einem Training die Mannschaften die Kabinen auch mal auskehren.“
Tribünen und Laufbahn veraltet – Skaterpark vielen ein Dorn im Auge
Ein weiteres Problem: Die Spielfeldumrandung verkommt immer mehr. Die Steintribünen brechen auseinander. Die Laufbahn, die die Spielfläche umgibt, ist mehr als 20 Jahre alt und kann beinahe nicht mehr als solche bezeichnet werden.
Doch laut Hermann sei Besserung in Sicht: „Nächstes Jahr soll diese für rund 30.000 Euro entweder saniert oder neu verlegt werden.“
Im Zuge der Platzneuverlegung entstand Mitte 2010 auch ein neuer Skatepark für die Wiesseer Jugend. Finanziert wurde dieser hauptsächlich durch Spenden und Eigenleistung.
Gepflegt wurde die Anlage, seit der Einweihung letzten Mai und nach der Abnahme durch den TÜV, nicht mehr und muss wohl bald neu gebaut oder teuer saniert werden. Auch, dass der Skatepark komplett verschwindet, ist nicht auszuschließen.
Die Holzplatten der Halfpipe-Rampen sind nicht mehr plan mit dem Betonboden und stehen teilweise mehrere Zentimeter vom Boden ab. Zur Zeit stellt der Skatepark für Kinder und Jugendliche eine akute Verletzungsgefahr dar. Die öffentliche Anlage ist frei zugänglich. Eine Aufsichtsperson gibt es nicht mehr. „Sollte es zu Verletzungen kommen, haftet die Gemeinde über eine Versicherung“, so Herrmann.
Neues Vereinsstüberl – Kommunikation stimmt
Positiv hervorzuheben ist die Erneuerung des Vereinsstüberls im ersten Stock des Sportheims, das nach halbjährlicher Umbauzeit beinahe fertig gestellt ist. Die Kosten für eine Vergrößerung und Renovierung der Räumlichkeiten tragen diverse Spender. Einen großen Restbetrag wollte der Gesamtverein übernehmen. Dieser Betrag entfällt jedoch, da (Noch-)TSV-Vorstand Clemens Engel dafür privat aufkommen wird.
Möglich wurde der Ausbau auch deshalb, weil Gemeinde und der Verein bei diesem Projekt frühzeitig miteinander kommunizierten und so viele Probleme im vorhinein ausräumen konnten.
Fazit: In Zukunft soll der TSV Bad Wiessee am Sportplatz an der Hagngasse mehr Eigenverantwortung übernehmen. In der Übergangsphase und auch darüber hinaus, will die Gemeinde beratend zur Seite stehen und bietet in allen Dingen Hilfe an.
Dabei betont Herrmann:
Für mich persönlich ist der TSV eine Herzensangelegenheit. Ich trainiere dort eine Jugendmannschaft und weiß, dass vieles selbstverständlich war und teilweise immer noch ist.
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