Eigentlich stand das Thema nicht auf der Tagesordnung, doch Jakob Appoltshauser (SPD) machte es gegen Ende der Sitzung dazu. Die Entscheidung am Westufer, dass Radfahrer auf der Wiesseer Seepromenade unterwegs sein dürfen, hat ihn offensichtlich beunruhigt. Er hoffe, dass dies nicht auch Schule in Rottach mache.
Für mich soll der Kurpark eine Ruhezone bleiben.
Wenn Großeltern mit ihren Enkeln durchfahren, hätte er keine Probleme damit. „Aber da wird durchgebrettet“, schimpfte Appoltshauser. Es könne nicht sein, dass man den Kurpark dafür öffne. Der Bürgermeister konnte ihn beruhigen. „Der Kurpark wird für Radfahrer nicht freigegeben“, beschied Christian Köck (CSU), „mit mir ist das nicht zu machen“. Es gebe immer Leute, die das Verbot missachten würden. Das habe er selbst jüngst erlebt, als ein Mountainbiker sehr „ambitioniert auf dem Gehweg fuhr“.
Wenig später seien ihm vier Biker nebeneinander entgegen gekommen. Als er sie darauf hinwies, so Köck, dass sie auf einem Gehweg unterwegs seien, habe er sich anhören müssen, was ihn das angehe. „Wie ich dann angemacht wurde, möchte ich verbal nicht wiedergeben“, deutete Köck an, der erstmals nach den Folgen seines Radlsturzes die Sitzung leitete.
Was ich nicht mag, ist das pulkweise und sportliche Nebeneinanderfahren.
Viele ältere Leute im Ort seien auf den Gehwegen unterwegs, sie wären oftmals wegen der anbrausenden Biker verunsichert. Es sei erschreckend, wie sich manche Mitglieder unserer Gesellschaft in der Öffentlichkeit geben würden. „Es herrscht nur noch Rücksichtslosigkeit“. Jeder mache gerade, was er lustig sei. Niemand denke mehr nach.
Talweites Ordnungsamt im Gespräch
Er sei kein Mensch, der eine Totalüberwachung fordere, stellte Köck klar. Aber irgendwann werde der Zeitpunkt kommen, von der auch schon sein Tegernseer Kollege Johannes Hagn sprach, dass man um ein talweites Ordnungsamt nicht herumkomme. Das gebe es zwar für alle Talgemeinden nicht umsonst. Doch wenn man nur an den Geldbeutel denke, „dann sind wir verloren“.
Peter Hagn (FWG) sieht die Überwachung des Radlverbots als Aufgabe der Polizei. „Die sollten wieder einmal mehrere Zivilstreifen losschicken“. Er sehe von seiner Terrasse, was „da abgeht. Das ist brutal“. Es werde auch gegen Einbahnstraßen gefahren. „In fünf Minuten zählte ich zehn Verstöße“, so Hagn.
„Leider ist es so, dass die Radfahrer die rücksichtslosesten Verkehrsteilnehmer sind“, bestätigte Josef Lang (CSU). Das Problem seien vor allem die Radfahrer mit Helm. Da könne kein Mensch die Identität feststellen. Da habe auch die Polizei Probleme, sagte Lang, ehemals Polizeichef in Holzkirchen. „Sobald aber ein Uniformierter unterwegs ist, fährt niemand auf dem Gehweg“. Er hoffe, dass nicht eines Tages noch eine Kennzeichenpflicht für Fahrräder komme.
„Jeder ist sich selbst der Nächste“
Klaus Fresenius (FWG) wies darauf hin, dass es im Ort keine „guten Bedingungen“ für Radfahrer gebe. Da diese auf der Hauptstraße stören würden, fühlten sie sich auch nicht sicher. „Wir müssen uns in beide Richtungen Gedanken machen“. Die hatte Lang schon vor geraumer Zeit, wie Köck anmerkte. Lang habe einen Radweg vom Petersplatz an der Südlichen Hauptstraße bis zum Ortsteil Weißach angeregt. Dies sei zwar eine „gute Idee“, allerdings müsse dafür eine Abstimmung mit dem Straßenbauamt Rosenheim wegen der Bundesstraße erfolgen, zudem brauche man auch Grundstücksabtretungen.
Dadurch würde das Projekt entsprechend kostspielig. Deswegen sei es vorerst noch zurückgestellt worden. Er werde aber die Anregungen gerne aufnehmen und bei einer der nächsten Klausuren noch einmal vertiefen. „Es wäre gut, wenn es einen sicheren Radweg bis zur Gemeinde Kreuth gäbe“, pflichtete Andreas Erlacher (FWG) bei.
Abschließend meinte Köck: „Es wäre gut, wenn jeder einen Schritt zurückmacht, auch die Fußgänger, die zu dritt nebeneinander gehen“. Deshalb möchte er nicht alleine den Radfahrern die ganze Schuld in die Schuhe schieben. Aber für ihn entstehe der Eindruck: „Jeder ist sich eben selbst der Nächste“.
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