Im ganzen Landkreis Miesbach gibt es genau zwei FDP-Gemeinderäte. Karl-Josef Deisler aus Rottach-Egern ist einer. Peter Heerklotz aus Gmund der andere. Außerhalb des Tegernseer Tal sieht es aber schlecht aus für die FDP. Kommunale Vertreter? Fehlanzeige. Weder in Miesbach oder Holzkirchen, noch in Fischbachau oder Bayrischzell.
Warum es so wenige FDP-Gemeinderäte gibt, weiß Deisler nicht genau. Vielleicht liege es an der politischen Tradition oder den jeweiligen Gemeinden oder an den aufgestellten Politikern.
In Rottach-Egern hat die FDP eine langjährige Tradition. Wolfgang Schneider war insgesamt 29 Jahre im Rottacher Gemeinderat und ist bis heute im Kreistag.
Nicht zuletzt im Gemeinderat hat Schneider, laut Deisler, immer gute Arbeit im Sinne des Ortes geleistet.
„Daran mag es liegen, dass neben CSU-, FWG- und SPD-Wählern auch noch einige treue Liberale im Ort gibt“, sagt Deisler, der 2008 erstmals in das politische Gremium Rottachs einzog.
“Wenn morgen Wahlen wären, würde es im Tal kein FDPler in den Gemeinderat schaffen.”
Generell sei Kommunalpolitik in der täglichen Arbeit oft parteiunabhängig. „Den vier in Rottacher Gemeinderat vertretenen Parteien geht es immer um das Wohl des gesamten Ortes. Bundespolitische oder überregionale Parteibelange spielen da kaum bis nie eine Rolle“, sagt Deisler.
Dennoch glaubt der 61-jährige, der bis vor acht Jahren Bankdirektor der Dresdner Bank in Rottach-Egern war, nicht daran, wenn morgen neuerliche Wahlen wären, wieder einen Sitz im Gemeinderat zu bekommen:
„Die Chancen für mich oder generell für einen FDPler bei einer morgen stattfindenden Wahl sehe ich eher schlecht.“
Imagewechsel und Umfragewerte: Ist 2012 ein Schicksalsjahr für die FDP?
Rund 15 Prozent wählten die FDP bei der Bundestagswahl 2009. Der Stimmenanteil im Landkreis Miesbach lag gar bei über 17 Prozent. Bei den Landtagswahlen und der Europaparlamentswahl ein Jahr zuvor lagen die Liberalen Miesbachweit bei jeweils knapp über zehn Prozent. In aktuellen Umfragen liegt die Partei bundesweit bei rund zwei Prozent.
Rösler hier. Brüderle da. Die internen Streitigkeiten um Finanztransaktionssteuer und Vorratsdatenspeicherung verunsichern den Wähler zusätzlich. Im Saarland gab es erst kürzlich die Aufkündigung der Jamaika-Koalition. Neben den aktuellen Ereignissen, gibt es den angekündigten Wechsel im politischen Grundkonzept der FDP. Weg vom Image der „Steuerpartei“, hin zu einer „Wachstumspartei“.
Darin begründet Deisler auch seine negativen Aussichten bei einer theoretisch in Kürze stattfindenden Kommunalwahl: „Bürgerinnen und Bürger, die mich kennen, geben mir wohl bei der nächsten Wahl wieder ihre Stimme. Aber es würden die nötige Stimmen von Wählerinnen und Wählern fehlen, die in der Vergangenheit Personenunabhängig die FDP politisch unterstützt haben.“
Von einem Schicksalsjahr 2012 für die FPD will Deisler allerdings nicht sprechen: „Nicht auf kommunaler Ebene. Wir können keinerlei Mitgliederabwanderungen feststellen“, macht Deisler, der neben seiner Tätigkeit als Gemeinderat auch Mitglied des Kreisvorstandes seiner Partei ist, sich und seinen Gefolgsleuten Mut.
Schicksalsjahre sind oft auch Wendejahre. Und die FDP hofft, nicht nur im Tal, auf eine positive Wende.
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