Mit den wärmeren Temperaturen kommen auch wieder vermehrt Zecken zum Vorschein.
Eine festgesaugte Zecke am Körper ist nicht nur unangenehm, sondern der Stich kann auch schwerwiegende Folgen haben.
Das Medizinische Versorgungszentrum Rottach-Egern und Ärzte aus dem Tegernseer Tal rufen auch in diesem Jahr wieder zu Impfungen gegen FSME auf.
Kaum wird es Frühling, lauern wieder Zecken im Wald, Gebüsch und Gras auf ihre Opfer. Sobald die Außentemperatur konstant über acht Grad Celsius liegt, werden die Tiere wieder munter. Die winzigen Spinnentiere halten sich dann im Bodenbewuchs bis auf einer Höhe von etwa anderthalb Meter auf.
Laut dem Medizinischen Versorgungszentrum Rottach-Egern gibt es die Tiere zwar das ganze Jahr über, aktiv sind sie aber vor allem von März bis Oktober.
Jeder, der sich viel im Freien aufhält, kann zum Opfer der “Blutsauger” werden. Besonders häufig sind Wanderer, Jogger, Radfahrer und Hundehalter betroffen, ebenso Kinder. Durch ihre Körpergröße haben sie die richtige Höhe, um von den Zecken besonders gut erreicht zu werden.
Warm-feuchtes Wetter macht die Tiere besonders lebendig, dann stechen sie bevorzugt zu. Ihre Opfer suchen sich die Zecken am liebsten vormittags und am frühen Abend.
Auf die Opfer aufmerksam werden sie durch Erschütterungen, Körperwärme und den Körpergeruch. Haben die Zecken ein potenzielles Ziel ausgemacht, lassen sie sich im Vorübergehen von ihrem Platz im Bodenbewuchs abstreifen.
Hohes Infektionsrisiko
Die meisten Zeckenstiche bleiben ohne Folgen, doch die Spinnentiere können auch Krankheitserreger übertragen. Am bekanntesten sind die Erreger von Borreliose und FSME, hinzu kommt aber noch eine Vielzahl weiterer möglicher Infektionen. Zum Beispiel Anaplasmen, Babesien, Rickettsien oder Ehrlichiosen.
Die häufigste Erkrankung, die durch Zeckenstiche übertragen wird, ist die Lyme-Borreliose. Sie wird durch das Bakterium Borrelia burgdorferi ausgelöst.
Die Krankheit kann jedes Organ, das Nervensystem und die Gelenke sowie das Gewebe befallen. Dadurch kann eine Borreliose viele Symptome haben, man spricht auch von einer multisystemischen Krankheit. Durch die vielen verschiedenen Symptome ist es schwierig, eine Borreliose zu diagnostizieren.
Lediglich die sogenannte “Wanderröte”, eine ringförmige Hautrötung um die Einstichstelle, gilt als charakteristisches Symptom. Sie kann einige Tage bis Wochen nach einem Zeckenstich rund um die Einstichstelle auftreten. Allerdings tritt die Wanderröte, auch Erythema migrans genannt, nicht bei allen Borreliose-Patienten auf.
Folgen der Borreliose können Hirnhautentzündung, starke Schmerzen, Gesichtslähmungen und sogar Herzprobleme sein. Im chronischen Verlauf kommt es auch häufig zu Gelenkentzündungen.
Da es sich bei der Borreliose um eine bakterielle Erkrankung handelt, lässt sie sich im Normalfall gut mit Antibiotika behandeln.
Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME)
Die Frühsommer-Meningoenzephalitis, kurz FSME, ist eine durch das FSME-Virus ausgelöste Krankheit, die mit grippeähnlichen Symptomen, Fieber und bei einem Teil der Patienten mit einer Hirnhautentzündung verläuft.
Typisch für die Krankheit ist der Verlauf in zwei Stadien. Im ersten Stadium leidet der Betroffene an Fieber, Erbrechen, Kopf- und Gliederschmerzen. Die Krankheit ähnelt in diesem Stadium von den Symptomen her einer Grippe. Häufig ist die Erkrankung nach diesem Stadium überstanden.
Bei einigen der Infizierten greift das Virus jedoch auf das zentrale Nervensystem über. Im besten Fall kommt es jetzt zu einer Hirnhautentzündung (Meningitis), schlimmstenfalls greift das Virus auf das ganze Gehirn über. Jetzt leidet der Betroffene an hohem Fieber, starken Kopfschmerzen, bei der Hirnentzündung kommt es mitunter auch zu Lähmungen sowie Bewusstseins-, Sprach- und Schluckstörungen.
Etwa die Hälfte der Patienten mit FSME erleidet nach Angaben des Medizinischen Versorgungszentrums Rottach-Egern einen schweren Krankheitsverlauf. Eine dauerhafte Erkrankung und eine daraus resultierende Berufsunfähigkeit können folgen. Die Impfempfehlung gelte vor allem für ältere Menschen, da die Schwere der Erkrankung mit zunehmendem Alter steige.
Ärzte rufen zur Impfung auf
Zu Schutzimpfungen gegen gefährliche Folgen von Zeckenbissen durch FSME rufen nicht nur das Medizinische Versorgungszentrum Rottach-Egern, sondern beispielsweise auch Dr. Josef Hampel aus Tegernsee auf. Der Kardiologe Dr. Hampel sagt dazu:
Gemeinsam mit Baden-Württemberg und Thüringen führt Bayern die Hitliste der Risikogebiete an. Auf der Karte der Risikogebiete ist auch das Tegernseer Tal gelistet.
Laut Informationen des Robert-Koch-Institut, dem deutschlandweit wichtigsten Institut für Infektionskrankheiten und nicht übertragbare Krankheiten, erfolgten 5,8 Prozent aller im Jahr 2010 festgestellten FSME-Infektionen in Bayern.
Laut Dr. Hampel ist eine Impfung nach wie vor das sicherste Mittel gegen die Krankheit, besonders für ältere Menschen. Die Kosten hierfür tragen die Krankenkassen.
Nach der uns vorliegenden Statistik gab es in Deutschland im Jahr 2010 260 Menschen, die an FSME erkrankt sind. Hampel seien persönlich zwar keine FSME-Fälle im Tegernseer Tal bekannt. Das heiße aber nicht, dass hier nicht auch ein gewisses Risiko bestehe, durch einen Zeckenbiss infiziert zu werden.
Schützen Sie sich vor Zeckenstichen
“Bevor Sie und Ihre Familie die Natur genießen, schützen Sie sich vor Zeckenstichen”, raten Hampel und die Ärzte des Medizinische Versorgungszentrums Rottach-Egern.
Das Infektionsrisiko für alle durch Zecken übertragene Krankheiten kann gemindert werden, indem man sich kurzfristig mit Zecken abwehrenden Sprays oder Lotions schützt. Zusätzlich kann geschlossene Kleidung und das Vermeiden von unwegsamem Gelände und Unterholz helfen, nicht von einer Zecke gestochen zu werden.
Nach einem Spaziergang in der Natur sollte man sich und vor allem auch Kinder und Haustiere gründlich nach Zecken absuchen. Festgesaugte Tiere sollten mit einer geeigneten Pinzette oder einer speziellen Zeckenzange oder Zeckenkarte entfernt werden.
Unter keinen Umständen sollte man die Tiere jedoch mit Öl, Klebstoff, Nagellackentfernern oder Alkohol “behandeln”. Im Todeskampf entleert die Zecke ihren Darminhalt in die Wunde: Dadurch steigt das Risiko einer Infektion.
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