Ergänzung vom 19. Juli / 15:12 Uhr
Im Vergleich zu den Zahlen aus Bad Wiessee erscheint der Jahresabschluss aus Gmund fast schon ein wenig niedlich. “Lediglich” knapp 400.000 Euro Verlust erwitschaftete der Kurbetrieb aus der nördlichsten Gemeinde im Tal im letzten Geschäftsjahr.
Somit verzeichnet Gmund die niedrigsten Abgaben aller fünf Gemeinden am Tegernsee.
Damit einher geht allerdings selbstverständlich auch das geringste Angebot. Den Haushalt belastet hier weder ein Schwimmbad noch eine Seesauna. Verhältnismäßig großer Kostenfaktor in der Bilanz sind die Abgaben für die Gästekarten. Ob sich dies mit dem zukünftig angepassten Kurbeitrag etwas entspannt, wird sich wohl erst im nächsten Jahr herausstellen.
Ursprünglicher Artikel vom 14. Juni
„Die Gemeinde Bad Wiessee bietet Urlaubern und Einheimischen ein breit gefächertes Angebot an touristischen Einrichtungen“ – das sagte Bürgermeister Peter Höß in der jüngsten Gemeinderatssitzung, um das exorbitant hohe Minus der eigenen Kurverwaltung zu erklären.
Denn das Angebot kostet die Gemeinde und damit letztlich auch den Bürger Jahr für Jahr viel Geld. Genauer gesagt, 2,8 Millionen Euro. So hoch war das Defizit im Jahr 2010.
Den mit Abstand größten Kostenfaktor stellt dabei der Badepark dar, der mit einem jährlichen Minus von etwa 700.000 Euro zu Buche schlägt. Ein Zustand, an dem Wiessee laut Geschäftsleiter Michael Herrmann derzeit kaum etwas ändern kann.
„Schwarze Null bei Badepark unmöglich“
„Der Badepark ist ein über 40 Jahre altes Gebäude, das noch zu Zeiten errichtet wurde, in denen man keinen Wert auf energetische Bauweise gelegt hat“, erklärt Herrmann einen der größten Kostentreiber.
Außerdem ist bei der damaligen Errichtung mit einer jährlichen Auslastung von 400.000 Besuchern ausgegangen worden. In den goldenen Zeiten des Kurortes wurde diese Zahl oft erreicht. Doch heutzutage stellt sich die Lage anders dar. „Im Schnitt liegen wir nur noch bei etwa 170.000 Gästen pro Jahr“, beschreibt Herrmann den Grund für den drastischen Umsatzrückgang. Das Bad sei einfach nicht ausgelastet.
Letztlich seien die Einsparpotenziale allerdings nur in begrenztem Maß vorhanden. So hat die Gemeinde beispielsweise in den vergangenen Jahren die technischen Anlagen modernisiert und energetisch nachgebessert. Auch das Personal habe man laut Herrmann auf ein Minimum heruntergefahren.
Angesprochen auf eine mögliche Schließung des Außenbeckens zur kalten Jahreszeit, meint Herrmann: „Uns ist durchaus bewusst, dass das Becken ein Kostenfresser ist. Um die Temperatur speziell im Winter bei über 30 Grad zu halten, braucht man enorm viel Energie.“
Doch einfach den Stöpsel ziehen und das Becken dicht machen, könne auch keine Lösung sein. „Wenn wir im Angebot etwas wegnehmen, versuchen wir auf der anderen Seite, auch immer wieder etwas Neues anzubieten.“
Letzte Sanierung im Jahr 2011 verschlang eine Million Euro
So hat derzeit das komplette Bad für erneute Sanierungsarbeiten geschlossen. Wie schon im letzten Juni sind es technische Wartungsarbeiten, die gerade jetzt durchgeführt werden, da im Sommer immer weniger Betrieb ist. Fliesen und Fugen werden erneuert, die Bänke in den Innensaunen ausgetauscht.
Wiedereröffnet wird der Badepark dann am 23. Juni. Aus Kostengründen mit kürzeren Öffnungszeiten: Bis 30. September wird das Bad montags bis donnerstags von 9 bis 20 Uhr geöffnet bleiben, freitags bis sonntags von 9 bis 21 Uhr. Bis zu eineinhalb Stunden kürzer fallen die Betriebszeiten aus.
Doch damit nicht genug. Gleichzeitig schwebt der Gemeinde eine Eintrittspreiserhöhung vor. Die letzte habe es im Jahr 2008 gegeben. „Wir haben uns in der letzten Zeit intensiv darüber Gedanken gemacht und Preisvergleiche mit anderen Bädern angestellt. Der Badepark muss sich bei dem durchaus vielseitigen Angebot nicht verstecken und liegt preislich im unteren Bereich“, begründet er die Preisgestaltungsabsichten.
Eine Entscheidung, die dazu führen könnte, dass der eine oder andere Gast fern bleibt. Etwas, worüber sich die Gemeindeverwaltung im Klaren ist. Aus dem Grund wurde auch noch keine endgültige Entscheidung getroffen.
Große Sorge bei Mitarbeitern
Unabhängig von der Preisgestaltung sind die Mitarbeiter des Badeparks derzeit nicht sorgenfrei. Wie geht es mit dem Badepark weiter? Drohen Kündigungen, um die Ausgaben weiter zu reduzieren?
Trotz aller negativer Meldungen steht die Gemeinde derzeit noch vollkommen hinter dem Badepark, erwägt mittelfristig jedoch einen Verkauf an einen Investor. „In den nächsten zwei bis drei Jahren wird diesbezüglich nichts passieren. Die Gemeinde steht derzeit voll und ganz hinter dem Bad“, versichert uns Herrmann.
Was ein eventueller Verkauf für die Mitarbeiter bedeutet, ist derzeit noch nicht abzusehen. Nach heutigem Stand drohen laut dem Geschäftsleiter in den kommenden Jahren keine betriebsbedingten Kündigungen.
Badepark nur Teil der Kurverwaltung
Zum Betrieb der Wiesseer Kurverwaltung gehören neben dem Badepark auch das Verkehrs- und Kuramt, die Ausgaben für Marketing, Kuranlagen, Seepromenade, Wandelhalle, Veranstaltungen, Tennispark, Hotel zur Post, Kurorchester, Wintersportanlagen und Freizeitanlage an der Hagngasse sowie das Jodschwefelbad.
Diese Einrichtungen kosten die Gemeinde laut Höß Jahr für Jahr mehr als in allen anderen Tal-Gemeinden. Aus der nun bekannt gegebenen Gewinn- und Verlustrechnung geht hervor, dass dadurch im Jahr 2010 ein Defizit in Höhe von 2,8 Millionen Euro entstanden ist. In Rottach belief sich das Defizit laut dem gut informierten Kämmerer Franz Ströbel auf etwa 1,3 Millionen Euro.
Für Ströbel sei das Defizit der Kurverwaltung indes – vor allem aufgrund des breiten Angebots – wenig überraschend.
Ausgeglichen wird der Betrag übrigens durch die Haushaltsmittel der Gemeinde. Doch da diese durch die horrende Verschuldung mehr und mehr auf den Prüfstand kommen, wird es über kurz oder lang auch Auswirkungen auf das Kurangebot haben müssen. Da kann man nur hoffen, dass die Gäste das nicht mitbekommen.
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