Ergänzung vom 18. September / 12:42 Uhr
Es ist ein preisgekröntes Haus, das vor einigen Monaten im Zuge der Architektouren besichtigt werden konnte. Der Architekt Holger Möbius selbst ist der Überzeugung, bei der Errichtung des Designerhauses ländliche Baukultur mit modernen Elementen ideal verbunden zu haben.
Möbius bestätigte im Juni diesen Jahres, die Vorgaben der Gemeinde kreativ umgesetzt zu habe. Der Kreuther Gemeinderat sieht hingegen Grenzen überschritten und hat nun entschieden gegen die ortsunübliche Holzverschalung vorzugehen.
Auf der Tagesordnung war das Thema Designer-Haus in der Traten nicht zu finden. Kreuths Bürgermeister Josef Bierschneider hatte es unter dem Punkt 10 „Unvorhergesehenes“ platziert. Dabei ist die Fassadengestaltung des Hauses schon seit einiger Zeit Bestandteil interner Diskussionen.
“Bei den Fenstern haben wir keine Chance”
Da wären beispielsweise die Fenster, die deutlich kleiner und letztlich anders geformt zugesagt wurden. Der Architekt hatte diese laut eigenen Aussagen höher und größer umgesetzt, sodass der Hausherr jederzeit Bergspitzen wie den Setzberg und den Wallberg im Blick behalten kann. Dabei habe er aber das geltende bayerische Baugesetzbuch nicht verletzt.
Das ist wohl auch Bierschneider bewusst, der in Richtung Gemeinderat verlauten lies: „Bei den Fenstern haben wir keine Chance.“
Ortsüblich oder nicht?
Rund um das Haus ist außerdem eine ortsübliche Verputzwand vorgesehen, die allerdings durch eine komplette Holzverschalung ersetzt wurde. „Die Verschalung im Erdgeschoss muss unbedingt weg“, so die sofortige Reaktion am Ratstisch. Denn die Abweichung von der eigentlich angepriesenen Fassadengestaltung sei im Gegensatz zu den Fenstern zumindest anfechtbar.
In der Satzung über die Gestaltung baulicher Anlagen der Gemeinde Kreuth gäbe es einen Passus, in dem die Verschalung geregelt sei. Das ist zumindest andeutungsweise korrekt. So ist der Satzung im Wortlaut zu entnehmen:
Für Außenwände sind verputzte, gestrichene Mauerflächen und/oder ortsübliche holzverschalte Flächen vorgesehen.
Das „ortsüblich“ will der Gemeinderat nun vom Landratsamt genauer prüfen lassen. Was dabei letztlich herauskommt und ob der Architekt doch zu kreativ mit den Vorgaben der Gemeinde umgegangen ist, wird sich in den kommenden Monaten zeigen müssen.
Eigentlich gefällt das Haus. Eigentlich!
„Wir müssen hier aber in jedem Fall ein Zeichen setzen und bei der Fassade in die Vollen gehen“ sowie es auf „einen Kampf ankommen lassen“, so die Einwürfe der Kreuther Räte, die kurzerhand einstimmig dafür plädierten, die Verschalungsgestaltung nochmals von der Bauaufsichtsbehörde in Miesbach überprüfen zu lassen.
Und auch wenn das Designerhaus dem einen oder anderen aus dem Gemeinderat als ganzes scheinbar doch gefällt, müsse man eben „hart bleiben“ und „mit aller Härte dagegen vorgehen“.
Ursprünglicher Artikel vom 14. Juni mit der Überschrift: “Vorgaben der Gemeinde kreativ umgesetzt”
Vor einiger Zeit wurde in Kreuth der Versuch gestartet, ländliche Baukultur mit modernen Elementen zu verbinden. Eine Vorgabe, die nicht immer auf Gegenliebe stößt, wie das Tegernseer „Schuhschachtel-Haus“ gezeigt hat.
Doch in Kreuth hat das etwas besser geklappt. Das vor einiger Zeit gebaute Einfamilienhaus wurde nun von der Bayerischen Architektenkammer ausgezeichnet und kann demnächst sogar besichtigt werden.
Auch wenn man als unvorbereiteter Urlauber in der schmalen Weissacher Straße in der Traten spazieren geht, stößt man unweigerlich auf das Einfamilienhaus von Architekt Holger Möbius. Zwar bedient sich das Gebäude traditioneller Elemente, wie einem großen Balkon, weitem Dachüberstand und einer Holzverschalung. Doch bei genauerem Hinsehen fällt vor allem der ungewohnte Eingangsbereich mit Sichtbeton und Putz auf.
Beim Bau der Fenster viel Wert auf Aussicht gelegt
Der Innenraum ist geprägt von einem offenen Wohnkonzept, das dem Besucher schon beim Eintreten den Blick in das ganze Haus gewährt. Dabei haben laut dem Architekten alle Räume einen eigenen Charakter, die in der Kombination das Gefühl geben, willkommen zu sein.
„Mir war es wichtig, dass man sich in dem Haus wohlfühlt“, sagt Möbius und erklärt, wie auch der eine oder andere spezielle Wunsch seines Bauherrn verwirklicht wurde. So hat der 47-jährige Architekt beispielsweise die Fenster und Wände des Erdgeschosses höher und größer geplant, sodass man jederzeit die Bergspitzen wie den Setzberg und den Wallberg im Blick behalten kann. Selbst von der Toilette aus bleibt einem der Ausblick auf den Riederstein nicht verwehrt.
Kreuther Gestaltungssatzung kreativ interpretiert
Angesprochen auf etwaige Probleme mit der Gemeinde wegen der teils ungewöhnlichen Konstruktionen, gab sich Möbius gelassen: „Die Verantwortlichen waren genau wie ich der Meinung, dass ich mich an die Satzungsvorgaben gehalten habe. Ich habe sie manchmal vielleicht kreativ interpretiert, aber das ist ja schließlich nicht verboten.“
Ein besonderes Augenmerk wurde bei der Planung auch auf die Wert- sowie die Nachhaltigkeit des Hause gelegt. Das komplette Gebäude wird über Erdwärme beheizt, und bei den Wänden wurden darüber hinaus massive Ziegelsteine verwendet. „So wird die Wärme in den Wänden besser gespeichert und später wieder abgegeben“, erklärt Möbius.
Außerdem kann das Haus jederzeit den Wünschen des Besitzers angepasst werden, da es im Innenraum nur zwei tragende Stützen gibt. Dazu sind die Wände nur mit einer Holzfassade verkleidet, die bei Bedarf abgenommen werden kann, um das darunter liegende Material durch neuartige Baustoffe zu ersetzten.
Wer sich einen noch besseren Überblick über die Gestaltung des Hauses In der Traten 3 in Kreuth-Weissach verschaffen möchte, kann dies am 23. und 24. Juni jeweils zwischen 14 und 17 Uhr tun. Doch Vorsicht: Die ausrichtende Akademie hat klare Vorstellungen: Vor dem Betreten müssen die Schuhe ausgezogen werden.
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