Im Zuge der Machtergreifung 1933 brachte die NSDAP auch das Schulwesen unter ihre Kontrolle. Das öffentliche Bildungswesen, und hier vor allem die Kindergärten und Schulen, waren für die Nazis wichtige Ventile zur Verbreitung nationalsozialistischen Ideenguts und dienten der Verankerung des dementsprechenden Menschenbildes.
Auch die Schulen im Tegernseer Tal waren von den Veränderungen betroffen. Hier ein paar Eindrücke aus Gmund und Bad Wiessee.
Die erste Phase der NS-Schulpolitik von 1933 bis 1936 zielte zunächst auf die Konsolidierung der gerade errungenden Macht und der “Gleichschaltung” des Lehrkörpers ab. Darüber hinaus wurden bestimmte Bevölkerungsgruppen und soziale Schichten gezielt vom Unterricht und auch von der Ausübung der Lehrtätigkeit ausgeschlossen.
Das am 7. April 1933 erlassene “Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums” diente den Nationalsozialisten als formale Rechtsgrundlage zur Entlassung von jüdischen, sozialistischen und pazifistischen Lehrern und Schulleitern.
Bis 1938 war es einem geringen Anteil von jüdischen Schülern erlaubt, am Unterricht teilzunehmen. Danach wurden sie auch aus diesem Bereich ausgeschlossen.
Unterricht nach NS-Ideal – auch in Gmund
Auch die Unterrichtsinhalte wurden gemäß der NS-Ideologie ausgerichtet. Die Lehrer, die sich weigerten, dies umzusetzen, wurden zwangsweise beurlaubt oder versetzt. Dieses Schicksal ereilte auch die Gmunder Hauptlehrerin Chrisanthema Steinberger im Dezember 1936, nachdem sie sich weigerte, die Tochter eines NSDAP-Funktionärs vom Religionsunterricht zu befreien. Damit verletzte sie eine vom Ministerium ausgegebene Maxime und wurde beurlaubt.
Das noch zu Zeiten der Weimarer Republik prakizierte humanistische Bildungsideal wurde durch eine deutsch-nationale Ausbildung ersetzt. Fächer wie Deutsch und Geschichte traten eindeutig in den Vordergrund und dienten in erster Linie der Vermittlung nationalsozialistischen Gedankenguts. Sie bildeten zusammen mit Erdkunde die sogenannten deutschkundlichen Fächer“
Schultage im Zeichen der Folklore
Darüber hinaus wurden die Schultage immer stärker von den Kriegsvorkehrungen geprägt. Die vormilitärische Ausbildung in NS-Jugendverbänden erschwerte den täglichen Schulabalauf und führte immer mehr zu einem deutlich eingeschränkten Lehrplan. Da die Lehrkräfte immer häufiger zu Kursen für nationalpolitische Bildung und ab 1938 in die Kriegsabwicklung eingebunden waren, war der Ausfall von Schulstunden an der Tagesordnung.
Auch Veranstaltungen und Feiern im Sinne der NSDAP traten häufig an die Stelle des eigentlichen Unterrichts. Dies belegen auch die Aufzeichnungen der Gmunder Hauptschule. Reden von Adolf Hitler wie zu Beginn der Arbeiterschlacht 1934 waren ebenso Teil des Unterrichts wie Feierlichkeiten zu Hitlers Geburtstag und Gedenkstunden für Gefallene. Auch der von Leni Riefenstahl produzierte Film “Triumph des Willens” wurde laut der Gmunder Schulchronik gezeigt.
Für alle Lehrkräfte war darüber hinaus eine außerschulische Mitarbeit in NS-Organisationen vorgeschrieben. In den Kriegsjahren verkomplizierte sich die Situation an den Schulen im Tegernseer Tal weiterhin. Es mangelte in erster Linie an geeigneten Lehrkräften, und auch die älteren Schüler wurden zum Wehrdienst eingezogen.
Auch unmittelbar nach Kriegsende änderte sich diese Situation kaum. Noch im Jahr 1947 besuchten 604 Kinder die Gesamtschule in Gmund. Es standen aber nur neun Lehrer und sechs Klassenräume zur Verfügung.
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