“Der Tag X wird kommen”

In den vergangenen Wochen und Monaten haben wir mit vielen Tal-Politikern gesprochen und sie auch um ihre Meinung gebeten, was sie von einen Zusammenschluss aller fünf Gemeinden um den Tegernsee halten. Die Aussagen reichen dabei von „unmöglich“ über „welchen Nutzen hätte das denn?“ bis hin zu „eine echte Vision für die ferne Zukunft“.

Ein flammender Befürworter der seit Jahren existierenden Idee einer einzigen Gemeinde “Tegernseer Tal” – Franz Hafner, Bürgermeister von Rottach-Egern.

Rottachs Bürgermeister Franz Hafner bei einem Fernsehinterview im vergangenen Sommer.
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Es war nach der Gebietsreform, die zwischen 1967 und 1978 bundesweit umgesetzt wurde. Damals schlossen sich einige Gemeinden zusammen, sodass deren Zahl deutschlandweit von rund 24.000 auf unter 9.000 schrumpfte. In der Folge – also in den 80er-Jahren – fing Hafner an, sich politisch zu engagieren. Und seit jener Zeit als junger Gemeinderat wuchs in ihm auch der Gedanke einer Zusammenlegung aller Tal-Gemeinden. Zu jener Zeit, als sich ein Zusammenschluss Kreuths und Rottachs anbahnte, der laut Hafner aber an politischen Gründen scheiterte.

Vor einigen Jahren hatte der Rottacher Bürgermeister seinen Amtskollegen rund um den Tegernsee neuerlich den Vorschlag einer Einheitsgemeinde unterbreitet. „Da bin ich aber gnadenlos abgeblitzt“, erinnert sich Hafner. Unzählige Argumente seien damals gefallen, weshalb das Ganze zum Scheitern verurteilt wäre.

Heute hat Hafner keine große Lust mehr, sich weiter für die „Idee“ einzusetzen, und will nicht „seine Energie“ damit verschwenden. Doch der Gedanke lebt in ihm weiter.

Aus fünf mach eins – so ist es auch wieder nicht

Keine Gemeinde dürfe bei einer Zusammenlegung die eigene Authentizität verlieren. Das sei jedoch allen bewusst, stellt Hafner klar. Rottach bliebe Rottach und wäre dann eben ein Stadt-/Ortsteil einer Gemeinde “Tegernseer Tal”. Ebenso wie Schwabing oder Grünwald Stadtteile Münchens seien. Auch hier sei das Erscheinungsbild gewahrt geblieben. Und gleichzeitig sei auch hier weiterhin sichergestellt, dass der Bürgerservice weiter volksnah und ansprechbar bleibt. Das müsste in dem Fall auch im Tegernseer Tal gewährleistet bleiben.

„Absurd“ findet Hafner das Gegenargument, dass wegen einer Fusion vier von fünf Bürgermeistern ihr Amt aufgeben müssten. Die Bürgermeister von Tegernsee und Gmund – Peter Janssen und Georg von Preysing – hören nach ihren Amtsperioden aus Altersgründen ohnehin auf.

Laut Hafners Überzeugung werden durch die Zusammenlegung in den Verwaltungen in vielerlei Hinsicht Synergieeffekte geschaffen. “Aus fünf mach eins” würde nicht bedeuten, dass auch vier Verwaltungen komplett entfallen.”So ist es sicher nicht”, betont Hafner. Die Arbeit bleibe die gleiche. Und wenn tatsächlich Stellen überflüssig werden sollten, “könnte man das mit Sicherheit der natürlichen Fluktuation überlassen“, so Hafner.

Rein finanziell kann man so laut seinen Schätzungen sicherlich zwischen einem Viertel und einem Drittel der Verwaltungskosten einsparen. Gelder, die dann wiederum in Infrastrukturprojekte gesteckt werden können.

“Fadenscheinige Begründungen”

Ortseigene Satzungen beruhen auf gemeinsamen Mustern und sind schon heute weitestgehend identisch. Auch das immer wieder eingeworfene Problem der unterschiedlichen Baustile, die es rund um den Tegernsee gebe, ist für Hafner eine „fadenscheinige Begründung“ gegen eine Fusion. Der Baustil stehe dem nicht entgegen und sei „ohne Weiteres lösbar“. In der Altstadt in München würde auch anders gebaut als in Neuperlach. Jeder Stadtteil könne seinen ganz spezifische Regelung beschließen.

Bereits heute sprechen ihn jedes Jahr Urlauber darauf an: Gehört denn das Tegernseer Tal nicht zusammen? Für die Touristen wäre laut Hafner eine Fusion „völlig unerheblich“.

Braucht es am Tegernsee wirklich fünf Rathäuser?
Braucht es am Tegernsee wirklich fünf Rathäuser?

Auf die Frage, ob sich der Rottacher Bürgermeister selbst als Visionär bezeichnen würde, weicht der langjährige Politiker aus: „Das würde ich nie von mir selbst behaupten.“ In der Vergangenheit habe es aber immer wieder Vordenker gegeben, die mit ihren Ideen auch mal angeeckt seien. Getreu dem Motto “Geht nicht, gibt es nicht” geht Hafner laut eigener Aussage Schwierigkeiten nicht aus dem Weg, sondern versucht immer, Lösungsansätze zu finden.

Warum sich eine “regional abgeschlossene Einheit” nicht zusammenschließt, kann Hafner nicht nachvollziehen. Mit seinen Vorstößen, wie der Zusammenlegung der Bauhöfe, setzt er sich immer öfter durch. Mittlerweile arbeiten die Tal-Gemeinden in verschiedenen Bereichen eng zusammen: Zweckverband, Schulverband, Musikschule und Standesämter wie auch eine einheitliche Tourismusorganisation gibt es bereits.

Und trotzdem ist sich Hafner sicher: Von seinem Traum einer Gemeinde Tegernseer Tal ist er noch weit entfernt. Doch irgendwann wird der Tag x kommen. Davon ist Hafner überzeugt. Und dann werde man sich vielleicht fragen: „Warum haben wir das nicht schon früher gemacht?“

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