Der TTT in den Geldbeutel geschaut

Der Tegernseer Tourismus Verband ist seit einigen Jahren als Kapitalgesellschaft organisiert. Genauer gesagt als Gesellschaft mit beschränkter Haftung. Die am Tegernsee jedem bekannte TTT wird dabei von Georg Overs geführt.

Nun liegen zum ersten Mal Bilanzzahlen aus den Geschäftsjahren 2010 und 2011 vor. Informationen, die der Öffentlichkeit in der Vergangenheit wohl eher nicht präsentiert worden wären. Eine von uns erstellte Bilanzanalyse zeigt, dass die TTT durchaus gut wirtschaftet.

„Absolute Zahlen nicht vergleichbar“

An allererster Stelle sollten aber einmal die Aufgaben der Tegernseer Tal Tourismus GmbH (TTT) aufgezeigt werden. Diese übernimmt für die Gemeinden des Tals das Tourismusmarketing, die Betreuung von Gästen und Gastgebern, Produkt- und Angebotsentwicklung, Veranstaltungsmanagement, Qualitätssicherung und Infrastrukturentwicklung. Letzteres bezieht sich beispielsweise auf die Erschließung von Radwegen oder Langlaufstrecken.

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TTT-Chef Georg Overs reckt den Pokal für Deutschlands Lieblingssee 2011 in die Höhe. Mit dabei: Josef Bierschneider, Rottachs Zweiter Bürgermeister Hermann Ulbricht und Peter Janssen.

Um diese Aufgaben zu erfüllen, muss die TTT dabei auch einiges an Geldern in die Hand nehmen. Im Jahr 2011 waren dies Ausgaben von insgesamt 2,67 Millionen Euro. „Die Jahre 2011 und 2010 sind allerdings nur eingeschränkt miteinander zu vergleichen“, betont Georg Overs und erklärt: „2010 sind nur acht Monate erfasst.“ Im Rahmen der Umstrukturierung seien im Verlauf des vorletzten Jahres einige Aufgaben und umfangreiche Dienstleistungen von den fünf Tal-Gemeinden auf die TTT übertragen worden. So seien beispielsweise die TIs integriert worden.

Die absoluten Zahlen zu vergleichen, ist jedoch meist sowieso eher nicht zielführend. Viel interessanter ist, ob sich die Verhältnisse einiger Kennziffern verändert haben. Und vor allem, in welche Richtung.

Eigenkapitalquote und Rentabilität gesteigert

Die wohl bekannteste Bilanzkennziffer stellt dabei die Eigenkapitalquote dar. Sie gibt das Verhältnis zwischen Eigenkapital und Gesamtkapital wieder. Diese liegt bei der TTT zum Ende der Abrechnungsperiode 2011 bei 32,94 Prozent. Im Vorjahr lag das Verhältnis noch bei 22,28 Prozent – und damit deutlich niedriger.

Der Grund dafür ist zum einen, dass das Eigenkapital von 236.991,63 Euro um 89.928,67 Euro auf 326.920,30 Euro gewachsen ist. Zum anderen, dass das Gesamtkapital geschrumpft ist. Dementsprechend ist der Verschuldungsgrad innerhalb eines Jahres von 77,72 Prozent auf 67,06 Prozent gefallen.

Jeder Mitarbeiter erwirtschaftet über 92.000 Euro

Eine weitere interessante Kennziffer in der Bilanzanalyse ist die Eigenkapitalrentabilität, die sich aus dem Verhältnis Jahresüberschuss zu Eigenkapital ergibt. 2010 lag dieser Wert bei unter einem Prozent. Dafür ist vor allem der niedrige Jahresüberschuss verantwortlich. Dieser betrug gerade einmal 500,03 Euro.

Ein Jahr später ist diese Rentabilität auf einen Wert von 27,51 Prozent angewachsen. Interessant ist an dieser Stelle auch, dass die TTT laut Overs als Vorgabe der Gesellschafter hat, keine Verluste zu erwirtschaften.

Im Jahresvergleich konnte außerdem der Umsatz angekurbelt werden. So machte die TTT im Jahr 2010 noch einen Umsatz von 3,18 Millionen Euro. Dieser konnte 2011 auf 3,613 Millionen Euro gesteigert werden. Daraus errechnet sich auch der theoretischen Umsatz, den jeder einzelne Mitarbeiter der TTT erzielt. Am Ende des Jahres waren in der Gesellschaft 39 Mitarbeiter beschäftigt, die im Jahr 2011 im Schnitt über 92.000 Euro Umsatz einbrachten.

Kunden zahlen erst nach zwei Monaten

Ob ein Unternehmen gut wirtschaftet, zeigt auch das Forderungsmanagement. Anhand der vorliegenden Zahlen kann beispielsweise das durchschnittliche Kundenziel – also wie lange es dauert, bis eine von der TTT gestellte Rechnung bezahlt wird – berechnet werden. 2011 dauerte dies beinahe zwei Monate oder exakt 57,45 Tage. Immerhin haben es Overs und die TTT geschafft, dass die Kunden im Vergleich zu 2010 fast vier Tage eher ihre Rechnungen begleichen. Hier gilt: Je schneller, desto besser.

Offen waren am Ende von 2011 noch Rechnungen in Höhe von insgesamt 576.525,41 Euro. Beinahe die Hälfte dieses Betrages müssen die fünf Tal-Gemeinden noch an die TTT überweisen. Andererseits müssen Overs und „seine“ Touristiker jedoch selbst noch einen Betrag in Höhe von 542.959,92 Euro an Dritte leisten. Wobei über 220.000 Euro dieses Betrages mittlerweile beglichen wurden.

Erstmalige Transparenz

“Dass überhaupt eine Bilanz und dazu ein verkürzter Lagebericht veröffentlicht werden, ist nicht selbstverständlich”, betont Overs. Doch die TTT will der öffentlichen Forderung nach mehr Transparenz nachkommen. Dies sei auf der Gesellschafterversammlung im Mai so beschlossen worden. Zu den Gesellschaftern gehören unter anderem die fünf Tal-Gemeinden, die jeweils durch ihre Bürgermeister vertreten werden.

Insgesamt ist die finanzielle Entwicklung durchaus positiv zu bewerten. Und laut Overs sieht in diesem Zusammenhang auch der Ausblick auf das Geschäftsjahr 2012 “ziemlich gut” aus. So müssten beispielsweise durch den Umstieg beim Hotelbuchungssystem von tiscover auf „im-web“ weniger Provisionen gezahlt werden.

Noch dazu wurden 2010 sämtliche finanziellen Altlasten in Höhe von über 7,3 Millionen Euro abgebaut. Dies ist bilanziell über die Auflösung von Rücklagen geschehen. Laut Overs sei das auch deshalb gemacht worden, um das Zahlenwerk in Zukunft noch besser vergleichen zu können.

Ungeachtet des Geschäftsberichts verfolgt die TTT weiterhin das Ziel, bis 2020 einen Zuwachs von 500.000 Übernachtungen zu erzielen. Dafür will man zumindest kurzfristig verstärkt in Onlinemarketing investieren, ohne die bestehenden Werbekanäle zu vernachlässigen. Möglich sei das auch, weil die fünf Tal-Gemeinden in den letzten Monaten einer Budgeterhöhung um 185.000 Euro zugestimmt haben.

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