Verstopfte Straßen, zähflüssiger Verkehr – Alltag im Tegernseer Tal. Ob in der Mittagszeit in Rottach oder bei schönem Wetter in Wiessee, schnell voran kommt man rund um den See auch aufgrund der Tagesausflügler aus München und Umgebung nur selten.
Neue Zahlen der Universität Duisburg-Essen zeigen jetzt, dass immer weniger Menschen in Großstädten wie beispielsweise in München ein eigenes Auto besitzen. Gibt das vielleicht auch Hoffnung für das Tal?
Nicht zuletzt beim Testspiel zwischen dem TSV 1860 München und der Borussia aus Mönchengladbach hat man gesehen, dass die Kapazität der Straßen am Tegernsee schnell an ihre Grenzen stößt, insbesondere bei Großereignissen.
Teure Lösungen
Sollte beispielsweise die entstehende Event Arena des Bachmair Weissach wie geplant regelmäßig viele Besucher anlocken, kann einem angesichts der zu erwartenden Staus nur Angst und Bange werden.
Doch Lösungsansätze gibt es schon. So könnte beispielsweise eine Ringbahn oder ein Shuttleservice die Autos aus dem Tal heraushalten. Diese Maßnahmen sind jedoch umstritten und würden einen hohen planerischen Aufwand bedeuten. Die Ringbahn wäre zudem eine kostspielige Lösung und auch politisch nur schwer umsetzbar. Doch das könnte sich in den nächsten Jahren ändern.
Zwei Vorteile für das Tal
Hoffnung macht da das Ergebnis einer Studie der Universität Duisburg-Essen: Zumindest in den Großstädten geht der Trend hin zu einem Leben ohne eigenes Auto. So kommen derzeit in München 346 PKW auf 1.000 Einwohner. Damit liegt München deutlich unter dem Schnitt des gesamten Bundeslandes. Bayern belegt mit derzeit 700 Autos pro 1.000 Einwohner im deutschlandweiten Vergleich den ersten Platz bei der Autonutzung.
Die Studie zeigt, je größer die Stadt und je besser die öffentlichen Verkehrsmittel, desto mehr Menschen entscheiden sich gegen ein eigenes Auto. Dies könnte für das Tal gleich zweierlei Vorteile mit sich bringen:
– Erstens bedeuten weniger Autos in München, gleichzeitig auch bei uns weniger Autos, die auf den Straßen unterwegs sind.
– Zweitens könnte die Studie auch richtungsweisend sein in Bezug auf die notwendige Entwicklung öffentlicher Verkehrsmittel im ländlichen Raum.
Der ländliche Raum hinkt zur Zeit der Entwicklung der Großstätte noch hinterher. Sollte jedoch auch hier großflächig in ein funktionierendes System der Öffentlichen Verkehrsmittel investiert werden, die anders als der Bus von den Straßen unabhängig wären, so könnte sich auch bei uns die private Autonutzung reduzieren. Unabhängig davon, dass die für die ÖPNV-Nutzung sensibilisierten “Städter” seltener mit Autos aufs Land fahren würden.
Wissensvorsprung nutzen
Bereits im Januar rief BOB-Chef Heino Seerger dazu auf, auch mal anfangen ein wenig anders zu denken. „Wir brauchen eine Lösung, wie wir im Tal wieder mobil werden können“, brachte Seeger die Problematik auf den Punkt.
Denn bisher ist es noch so, dass das Streckennetz des ÖPNV an den Rändern der Städte aufhört attraktiv zu sein. Zu lange Wartezeiten, zu wenig Flexibilität. Genau das ist der Punkt an dem die Politik ansetzen muss.
Gegen den Trend zu agieren ist schwierig. Anstatt sich in Projekte wie ein neues Parkhaus zu stürzen, die die aktuelle und zukünftige Entwicklung ignorieren, sollte man sich darauf konzentrieren im Bereich der öffentlichen Verkehrsmittel neue Anreize zu schaffen. Die Städte leben uns die Zukunft schon vor, jetzt müssen wir diesen Wissensvorsprung auch nutzen.
Heute schon auf die Autonutzung von morgen zu reagieren, würde das Tegernseer Tal auf Jahre zukunftsfähig machen. Ein neues Parkhaus beispielsweise würde diese Zukunftsfähigkeit nicht nur verzögern, sondern durch die steigende Belastung der kommunalen Haushalte sogar behindern.
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