Lokalkolorit mit Luxustouch

Das Hotelprojekt von Thomas Strüngmann ist eines, das Bad Wiessee aus dem Dornröschenschlaf holen soll. Einen Informationsabend dazu gab es gestern im Hotel Post. Kritisiert wurde unter anderem der viel zu günstige Kaufpreis sowie die künftige Baustelle. Dann meldete sich der einstige Besitzer vom Hotel Lederer zu Wort.

Das künftige Hotel soll Wiessee “aus dem Dornröschenschlaf” holen. Rechts unten: Architekt Christian Eitzenberger (links) und Wiessees Bürgermeister Peter Höß.

Erfreut zeigte sich zunächst Bürgermeister Peter Höß (FWG) über das „rege Interesse an der Entwicklung“ von Bad Wiessee. Denn das Hotel-Projekt werde ganz entscheidend die Zukunft des Ortes mitprägen. Steht das Hotel einmal, bekomme das Kurviertel dadurch eine deutliche Aufwertung, mit einer Ausstrahlung über das Tal hinaus.

Da man nun einen Schritt weiter sei, so Thomas Maier, Projektentwickler von Thomas Strüngmanns Athos GmbH, könne der Öffentlichkeit nun die veränderten Planungen präsentiert werden, wenngleich es auch noch nicht die „Endlösung ist“. Klar sei aber, dass man ein attraktives 120 bis 140-Zimmer-Hotel errichten wolle, nachdem Wiessee Jahre des „Dornröschenschlaf“ erlebt habe. „Mit unserem Hotel wollen wir diesen Schlaf beenden“, prognostizierte Maier.

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Noch fehlt der „Lokalkolorit“

Dieses solle zwar keine Fünf-Sterne-Herberge werden, aber „ein bisschen Luxus streben wir schon an“. Auf alle Fälle werde ein individueller Charme angestrebt, mit einer Einrichtung, die auch dem Tegernsee entspreche. „Wir wollen kein Hotel, das auch woanders stehen könnte“, warb Maier. Man wolle sich an der Seepromenade auch nicht abschotten, denn die Bevölkerung könne durch das Hotelgelände schlendern. Die Außenanlagen würden fließend in den Kurpark übergehen.

Noch habe man nur eine städtebauliche Architektur zur Präsentation, der noch „der Lokalkolorit“ fehle, die verschiedenen Baumaterialien, damit das Hotel „an den Tegernsee passt“. Christian Eitzenberger stellte im Wesentlichen die Planungen vor, wie sie auch der Gemeinderat vergangene Woche zu sehen bekam. Strüngmanns Architekt zeigte seine Entwürfe aus verschiedenen Blickwinkeln.

Ansicht vom See mit Blick nach Süden.

Auffallend war zum einen, dass „keine breite Front zum See aufgebaut werde“ und zum anderen, wie weit das Hotel vom See abrückt. Dadurch würde eine entsprechend breite Flaniermeile am Ufer entstehen, da auch die Landspitze vor dem Hotel Lederer größer und gefälliger werden soll.

„Strüngmann hat das Grundstück zu günstig bekommen“

Gespannt waren sicherlich Gemeindevertreter wie Hotelplaner, wie die Bürger auf die modifizierten Entwürfe reagieren würden, nachdem ihnen vor gut eineinhalb Jahren schon einmal ein Hotel-Projekt Strüngmanns präsentierte wurde. Doch für Marille Schilp ging es in ihrer Wortmeldung mehr um den Kaufpreis, den der Tegernseer Unternehmer für das Grundstück zahlte. „Er hat es zu einem sehr günstigen Preis bekommen“, monierte die Wiesserin, denn die Bedingung sei gewesen, „dass Strüngmann nur ein Hotel bauen dürfe und keine Wohnungen“.

Angesichts der Kehrtwende der Gemeinde, da nun doch Wohnungen entstehen dürfen, „müsste doch der Grundstückspreis neu verhandelt werden“. Höß erwiderte darauf, dass der Kaufpreis für das ehemalige Spielbankgelände bereits 2011 durch Sachverständige festgelegt wurde. Zudem habe Strüngmann weit vor der Fälligkeit die Zahlung getätigt. Der andere Aspekt sei, dass ein Hotelbau alleine nicht wirtschaftlich sei.

Hotel rechnet sich nur mit Wohnungen

Deshalb brauche er die Gegenfinanzierung durch die Wohnungen. Maier, der die Frage erwartet hatte, gab zu bedenken, dass Strüngmann von der Gemeinde nur ein Teilstück erworben habe, aber von privat noch das Hotels Lederer und „sehr teuer“ das Hotel Wittelsbach dazukaufte. Daher müsse sich das Hotel wenigstens ein „bisschen rechnen“, sonst würde es die Familie Strüngmann nicht machen.

Zudem plane man ein Resort-Hotel, das nur eine Auslastung von etwa 60 Prozent habe. Ein Stadthotel dagegen, das auch von Geschäftsleuten lebe, sei bis zu 90 Prozent belegt. „Damit kann man Geld verdienen“. Aber am Tegernsee lebe man hauptsächlich von Urlaubern. Deshalb gehe hier ein Hotel ohne Wohnen nicht, so Maier.

Drei Jahre Großbaustelle

Dem Betreiber des Hotels Bellevue gegenüber der künftigen Großbaustelle brannte ein anderes Thema unter den Nägeln, die Dauer der Beeinträchtigung. „Ich brauche ein zeitliche Einordnung“, forderte Eberhard Waitz, denn er müsse wirtschaftlich arbeiten, „sonst gehe ich in die Knie“. So sehr er auch begrüße, dass mit dem Hotel für die nächste Generation eine Grundlage geschaffen werde, „die jetzt für das Gewerbe in Bad Wiessee immer schlechter werden“ (Beifall), so sehr werde sie ihm auch „wehtun“.

Denn Waitz befürchtet durch die Baustelle deutliche Einbußen, „dann müssen wir den Gürtel enger schnallen“. Maier machte kaum Hoffnungen. Wenn auch die umliegenden Betriebe nach der Fertigstellung vom Hotel profitieren würden, so dürften die nächsten zweieinhalb bis drei Jahre „wirtschaftlich schwierig“ werden.

Lederer machte alte Rechnungen auf

Ziemlich harsch kritisierte der einstige Besitzer des Hotels Lederer die Doppelzüngigkeit der Gemeinde. Bei ihm hätte sie vor Jahren 17 Appartements nicht zum Kauf freigegeben, „warum gewähren sie dies Strüngmann“, konfrontierte Josef Lederer den Rathauschef. „Euch konnte es mit der Versteigerung meines Hotels gar nicht schnell genug gehen“, erinnerte der 77-Jährige an seine jahrelangen Klagen gegen Gemeinde, Landratsamt und Kreissparkasse.

Architekt Christian Eitzenberger (links) präsentierte bei der gestrigen Bürgerversammlung die Pläne des Hotels. Rechts: Bürgermeister Peter Höß

Sichtlich genüsslich rechnete Lederer vor, welcher Abraum allein durch den Abriss seines Hotels mit fünf Häusern im Herbst entstehe. Etwa 2.500 Lkws müssten den Schutt abtransportieren. „Da wünsche ich allen viel Vergnügen, da kommen sowieso keine Gäste mehr“. Doch nicht nur an der Seepromenade ist die Abrissbirne im Herbst gefordert, auch auf dem Gelände des Jodschwefelbades, wie Höß bei dieser Gelegenheit verkündete.

„Im Oktober beginnt der Abriss und wird voraussichtlich bis Februar dauern“. Auch das Haus Ursula soll, wie berichtet, in diesem Zeitraum der Erdboden gleich gemacht werden. „Wir haben alle gewollt, dass sich etwas verändert“, so Höß, „jetzt müssen wir mit den damit verbundenen Unannehmlichkeiten einige Jahre leben, das geht nicht anders“. Als Beispiel nannte Höß den Lindenplatz, über den man sich nun freue.

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