Dritte Ergänzung vom 05. Februar / 18:57 Uhr
Die Diskussionen um das geplante Almdorf oberhalb von Tegernsee gehen weiter. So hat sich der Naturschutzbeirat des Landkreises in der letzten Woche für das Vorhaben und die damit verbundene Herausnahme von 5.000 Quadratmetern aus dem Landschaftsschutzgebiet ausgesprochen. Formal dürfte dies morgen auch der Umweltausschuss des Kreistages bestätigen.
Der Bund Naturschutz dagegen legt kurz vor der morgigen Ausschuss-Sitzung nochmal nach und leht das Vorhaben unter Angabe von diversen Gründe kategorisch ab.
So betont der BN in einer aktuellen Pressemitteilung, dass das Almdorf das vorherrschende Landschaftsbild nachhaltig und negativ verändert. Darüberhinaus, so der Vorsitzende Manfred Burger, “muss befürchtet werden, dass mit dem Bau der Hotelanlage Begehrlichkeiten auf weitergehende Veränderungen geschaffen werden, die sowohl die Struktur der Ortsrandlage als auch weitere Flächen des angrenzenden Landschaftsschutzgebietes einbeziehen.”
Ein Punkt, auf den auch andere Kritiker schon hingewiesen hatten. Im Rahmen einer Podiumsdiskussion hatten unter anderem Thomas Mandl, von der Tegernseer SPD sowie Angela Brogsitter von der Schutzgemeinschaft Tegernseer Tal auf die Gefahr eines grasierenden Verbrauchs von eigentlich geschützten Flächen hingewiesen. Das Almdorf sei dabei nur der Anfang.
Almdorf-Konzept nicht tragfähig
Dabei haben die Gegner des Projektes mittlerweile auch das geplante Konzept ins Visier genommen. So stellt der Bund Naturschutz den prognostizierten Erfolg des kompletten Almdorf-Ansatzes in Frage.
Der BN hält das zunächst in sich stimmig und ansprechend erscheinende Konzept eines touristisch genutzten “Almdorfs” in der vorgelegten Planung für sehr zweifelhaft, da die Bettenzahl von 60-75 zu gering erscheint, um ein Hotel dieser Größenordnung und Ausstattung tragen zu können.
Die komplette Ablehnung der Miesbacher Kreisgruppe des Bund Naturschutz zur geplanten Änderung der Landschaftsschutzgebietsverordnung “Tegernsee und Umgebung” für die Hotelanlage “Almdorf” kann man hier nachlesen.
Zweite Ergänzung vom 22. August / 19:34 Uhr
Wie von Stadtrat Thomas Mandl in den Kommentaren angekündigt, formiert sich immer stärkerer Widerstand gegen das geplante Almdorf in Tegernsee.
Mittlerweile haben sich auch Bürger in die Entscheidungsfindung der Stadt eingeschaltet und kritisieren diese in mehreren Briefen, die gleichzeitig an die Tegernseer Stadräte und Bürgermeister Peter Janssen gerichtet sind.
Vor allem die Rechtmäßigkeit der Herausnahme von 7.300 Quadratmetern Fläche aus dem Landschaftsschutzgebiet “Tegernsee und Umgebung” wird dabei massiv kritisiert. Diese Herausnahme wird nötig, um das 5.000 Quadramter große Vorhaben realisieren zu können.
Doch ob das überhaupt so möglich ist, stellt Charlie Brutscher, früherer SPD-Stadtrat in Miesbach, in Frage. Brutscher hatte im letzten Jahr Popularklage vor dem Bayerischen Verfassungsgerichtshof erhoben.
Das ist eine einzige Spezlwirtschaft hier. Da spielt einer dem anderen den Ball zu, wie er will. Der Landschaftsschutz hat das Nachsehen, und wenn’s so weitergeht, wird er es immer haben – egal wie viele Bürgerbegehren man startet.
Brutschers Ansicht nach verstößt auch die Herausnahme der Fläche für das Tegernseer Almdorf gegen die im verlinkten Artikel beschriebene Alpenschutzkonvention. Zusammen mit der Schutzgemeinschaft Tegernseer Tal und dem Wiesseer Norbert Laube hat sich Brutscher nun zusammengetan und seine Ablehnung gegen das Projekt schriftlich formuliert. Das Ziel dabei: Die Entscheidung über das Almdorf auszusetzen, bis die Popularklage Brutschers vor Gericht durch ist.
Norbert Laube weist in seinem Brief daraufhin, dass die Entscheidung der Stadträte gar gegen geltendes Recht verstößt. Gleichzeit erhebt er umfassende Einwände gegen die notwendig gewordene Flächennutzungsplanänderung.
Unterlagen liegen noch drei Wochen im Rathaus aus
Bis Mitte September können alle Bürger die Almdorf-Pläne im Rathaus der Stadt Tegernsee persönlich einsehen und kommentieren. Alle Einwände werden dann in öffentlicher Sitzung verlesen und mit einer Stellungnahme der Stadt Tegernsee versehen.
Das Thema ist also noch lange nicht vom Tisch. Vor allem da die rechtliche Situation derzeit sehr unklar ist. Gerade die Herausnahme des Gebietes aus dem Landschaftsschutzgebiet “Tegernsee und Umgebung” könnte zu Klagen führen, die die Realisierung des Almdorfs über längere Zeit unmöglich machen.
Ergänzung vom 14. August / 8:58 Uhr
Zwischen den Stadräten Andreas Obermüller (FWG) und Thomas Mandl (SPD) hat sich in den Kommentaren zum Almdorf eine interessante Diskussion entwickelt. Mandl, der als einziger im Stadtrat gegen das Vorhaben gestimmt hatte, erläutert darin die Gründe für seine strikte Ablehnung.
Mit der Haltung steht Mandl in der Öffentlichkeit allerdings nicht alleine da. Auch die Schutzgemeinschaft Tegernseer Tal (SGT) hat sich mittlerweile an Bürgermeister Peter Janssen gewandt und fordert weitere Informationen zum geplanten Hotelbau an prominenter Stelle. Für die Vorsitzende Angela Brogsitter ist dabei vor allem die Nutzung des möglicherweise unter Landschaftsschutz stehenden Geländes ein kritischer Punkt, den es unter anderem zu klären gilt.
Laut Andreas Obermüller gibt es allerdings gute Gründe, warum er zusammen mit der Fraktion der Freien Wähler, für das Hotelprojekt gestimmt hat. Auf Nachfrage betont der Fraktionsvorsitzende, dass bisher nur die Bebauungspläne für die Errichtung des neuen Hotels in Tegernsee genehmigt wurden. Ob der Bau, in der Form, wie ihn der Stadtrat absegnete, tatsächlich eins zu eins umgesetzt wird, ist dagegen noch fraglich.
Zunächst müssen sämtliche Behörden und natürlich auch die Öffentlichkeit gehört werden.
Grundsätzlich hat der Sprecher der FWG Tegernsee bisher allerdings keine Bedenken wegen des Bauantrages rund um das Almdorf gehabt. Für Obermüller stehen vor allem die Faktoren “neue Arbeitsplätze” sowie “neue Betten für Tegernsee” an erster Stelle.
Abgesehen davon sieht Obermüller ortsplanerisch “auf der Wiese da oben” keine Gründe ein derartiges Vorhaben nicht umzusetzen.
Das Areal ist für einen Hotelbau geeignet und es ist ja auch kein sechsstöckiger Klotz geplant.
Ursprünglicher Artikel vom 2. August
In Tegernsee soll ein neues Hotel entstehen. 75 Betten, gemütlich und mit hohem Standard. Der Investor denkt dabei an ein Almdorf an der Neureuthstraße – oberhalb des Lieberhofs gelegen.
Laut Bürgermeister Peter Janssen ein tolles Vorhaben, was aber auch einige Kritiker auf den Plan ruft. Wieder soll ein Grundstück im Außenbereich “dem Tourismus zum Opfer fallen”.
Beste Lage. Schöner Blick. Natur direkt hinter der Haustür. Die Neureuthstraße in Tegernsee ist bekannt als Wohngegend und für ihre außergewöhnlichen Bauten. Nun soll das alte Cafe Bergschwalbe abgerissen werden und Platzt machen für ein neues Hotelgebäude.
Nicht einsehbar
Geplant ist allerdings kein großes Gebäude, sondern zwei zentrale Gebäude und sieben sogenannte Almhäuser, die sich zumindest nach dem Willen des Inverstors harmonisch in das Landschaftsbild einfügen werden. “Die Gebäude bleiben eingeschossig. Dabei ist die Fassade im Erdgeschoss aus Naturstein, im ersten Stock aus Holz. Durch die flache Neigung des Grundstücks ist das Hotel zudem vom See aus auch nicht einsehbar“, meint Janssen.
Entstehen werden zwei Hauptgebäude, in denen möglicherweise das Restaurant untergebracht wird. Diese sollen stufenartig versetzt an der Nordseite des Grundstücks gebaut werden. An der Südseite hingegen sollen sieben kleinere Häuser errichtet werden, in denen ein bis drei Appartements Platz finden.
Das Almhotel soll zukünftig mit 75 Betten ausgestattet sein, die jedoch alle höheren Ansprüchen genügen werden. Geregelt wurde dabei auch wo die Gäste in Zukunft parken dürfen. „Die Autos werden komplett verschwinden. Eine Tiefgarage wird unter dem 5.000 Quadratmeter großen Gelände entstehen und bis zu 45 Stellplätze bieten können“, erläuterte der Rathaus-Chef die Pläne auf der gestrigen Stadtratssitzung.
„In dem kleinen Empfangshäusschen des Hotels soll sogar ein Dorfladen entstehen, der sicherlich auch für die Anwohner eine Bereicherung sein wird“, zeigte Janssen sich von dem Projekt überzeugt.
Ganz und gar nicht angetan von der Idee war dagegen Gemeinderat Thomas Mandl (SPD). Vor allem das Ausweisen von weiterem Bauland im Außenbereich lehnte Mandl ab:
Wir haben im Ort noch so viel ungenutztes Potenzial, wie beispielsweise das Hotel Guggemos. Jetzt verschwenden wir weiteres Gelände im besonders geschützten Außenbereich
Ein Einwand, der bei seinen Kollegen jedoch auf wenig Verständnis stieß. „Wie soll man denn ein Almdorf inmitten von Tegernsee bauen?“, wunderte sich Dr. Martina Niggl-Fisser von der Bürgerliste.
Und auch Anton Staudacher (CSU) konnte die Bedenken nicht nachvollziehen. Staudacher ist sich sicher, dass das Vorhaben positive Auswirkungen auf den gesamten Tourismus der Stadt haben kann:
Wir müssen den Standort Tegernsee auch weiterentwickeln. Durch das Almdorf werden viele neue Arbeitsplätze entstehen. Das Projekt macht Tegernsee sowohl für Touristen als auch für Neubürger wieder attraktiver.
Doch Mandl wollte sich nicht umstimmen lassen: „In unseren Leitsätzen wird dem Naturschutz ein besonderer Platz eingeräumt. Aus meiner Sicht ist dieses Hotel damit allerdings nicht vereinbar.“
In der späteren Abstimmung setzte sich die Fraktion um Bürgermeister Janssen durch. Mit nur einer Gegenstimme (Mandl) wurde das Projekt genehmigt. Das Grundstück wird damit als Sondergebiet mit Zweckbestimmung Fremdenverkehr ausgewiesen und der Bebauungsplan angepasst. Der Plan für das Almdorf wird in ein bis zwei Wochen öffentlich im Rathaus ausliegen. Ein genauer Zeitplan für die Errichtung des Almdorfs steht derzeit noch nicht fest.
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