Langsam neigt sich die Artikelserie „Frag den Fraktionssprecher“ dem Ende zu. Gestartet waren wir im Februar mit Stadtrat Andreas Obermüller (FWG) .
Diesmal verschlug es uns nach Bad Wiessee, wo wir in gemütlicher Biergartenatmosphäre Fritz Niedermaier von den Freien Wählern zu einigen talpolitischen Themen befragt haben.
In dem ausführlichen Gespräch ging es aber nicht nur um die touristische Zukunft des Tals sondern unter anderem auch um die Zusammenarbeit der Tal-Gemeinden und den Klimawandel.
Und Niedermaier hat zur Energiewende eine klare Meinung: “Ich befürchte fast, die Energiewende muss wohl der übrige Landkreis für das Tegernseer Tal mittragen”.
Tegernseer Stimme: Herr Niedermaier, wie empfinden Sie selbst die Verkehrssituation am Tegernsee und wie kann die Politik die Situation verbessern?
Fritz Niedermaier: Der Verkehr im Tal und die ständigen Staus sind für Einheimische aber auch für Gäste fast unerträglich. Nicht vorzustellen was es für Folgen hätte, wenn nur ein Ort am Tegernsee wegen eines Überschreitens der zulässigen Werte das Prädikat Heilklimatischer Kurort verliert.
Aber mit einem einzigen großen Wurf kann das Problem Verkehr sicher nicht gelöst werden. Das muss über viele kleine Schritte erreicht werden.
Tegernseer Stimme: Und wie würden sie konkret das Verkehrsproblem angehen?
Fritz Niedermaier: Meiner Meinung nach sollte wegen des hohen Quellverkehrsaufkommens einmal konkret darüber nachgedacht werden, eine attraktive Buskarte für Einheimische einzuführen. Für Gäste existiert das Angebot ja bereits. Diese kann zwar sicherlich nicht kostenlose angeboten werden. Aber man könnte so eine Einheimischen-Card beispielsweise über eine Erhöhung der Parkgebühren subventionieren.
Andererseits muss auch einmal die Frage erlaubt sein, warum das Tegernseer Tal nicht gänzlich für den LKW-Durchgangsverkehr gesperrt wird.
Auch der See selbst würde mit kürzeren Intervallen der Schiffe zu einer Entlastung der Straßen beitragen, was – wenn nicht anders möglich – auch durch eine Neugründung eines Schifffahrts-Tal-Gemeinden Verbund erreicht werden könnte. Letzteres ist aber, wenn überhaupt, eine absolute Zukunftsvision.
“Wir brauchen weitere Vier- und Fünf-Sterne-Hotels”
Tegernseer Stimme: Touristisch geht es derzeit bei den Übernachtungen und Gästen wieder bergauf. Ist das Tegernseer Tal touristisch heute schon bereit für die Zukunft?
Fritz Niedermaier: Früher war das Tegernseer Tal touristisch jedem ein Begriff. Langfristig muss es das Ziel sein, dass wir da wieder hinkommen.
Tegernseer Stimme: Und wie kann das erreicht werden?
Fritz Niedermaier: Dazu beitragen könnte die Ansiedlung von bis zu zwei weiteren Fünf-Sterne-Häusern und darüber hinaus auch noch das ein oder andere Vier-Sterne-Hotel. Davon würde der Tourismus im Tal insgesamt, aber auch die Häuser mit einer niedrigeren Klassifizierung profitieren.
In Bad Wiessee versuchen wir derzeit ganz konkret mit einer Gesamtkonzeption für das Jodschwefelbad-Areal die Weichen für eine hoffentlich erfolgreiche Zukunft zu stellen. Die Planung laufen hier im Hintergrund auf Hochtouren.
Aber auch am ehemaligen Lederer und Spielbank Grundstück kann vielleicht bald noch etwas entstehen, was auch Bad Wiessee selbst touristisch weit nach Vorne bringen würde.
Tegernseer Stimme: Bis 2035 soll der Landkreis Miesbach und somit auch das Tegernseer Tal energieautak sein. Ist dieses Vorhaben Ihrer Meinung nach realistisch?
Fritz Niedermaier: Der Termin kann sicher nicht gehalten werden. Und inwieweit das Tegernseer Tal dabei einen großen Beitrag leisten kann, bin ich mir auch nicht ganz sicher.
Viele erneuerbaren Energiequellen lassen sich im Tegernseer Tal entweder nicht wirtschaftlich betreiben, oder passen – wie beispielsweise Windkrafträder – einfach nicht in die Landschaft. Daher glaube ich fast, dass der Rest des Landkreises große Teile der Energiewende im Oberland für das Tegernseer Tal mittragen muss. Mal abgesehen von den Energieeinsparpotentialen, die es natürlich auszunutzen gilt.
Gute Zusammenarbeit im Tal
Tegernseer Stimme: Wie ist Ihre Meinung zu der Zusammenarbeit unter den Tal-Gemeinden?
Fritz Niedermaier: Auf politischer Ebene ist sie sehr gut. Dazu beigetragen haben sicher auch die talweiten Bürgermeister-Dienstbesprechungen die einmal im Monat stattfinden. Auf Verwaltungsebene bin ich skeptisch, ob noch mehr möglich ist. So macht beispielsweise ein einziger Bauhof für mich einfach keinen Sinn.
Tegernseer Stimme: Letzte Frage, wie nutzen Sie eigentlich das Internet?
Fritz Niedermaier: Hauptsächlich privat. In unserer Fraktion hinken wir da leider sehr hinterher. Aber über kurz oder lang wird keine Partei rund um den See mehr an diesem Thema vorbeikommen. Davon bin ich überzeugt.
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