Seit 2008 hat der Schaftlacher Martin Athes einen permanent feuchten Keller. Schuld daran soll die Gemeinde Waakirchen sein. Das wollte sich diese allerdings nicht nachsagen lassen. Gestern flutete sie die Straße, um zu beweisen: Wir haben keinen Fehler gemacht!
Die Gemeinde habe nichts zu verbergen, betonte Waakirchens Bürgermeister Sepp Hartl (FWG) gestern, als zwei Tanklöschfahrzeuge der Feuerwehr bei den Schaftlacher Gemeindehäusern gerade dabei waren, die Straße zu fluten.
Der Grund: Sie sollten im Auftrag der Gemeinde einen Starkregen simulieren. Um herauszufinden, wohin das Oberflächenwasser abfließt. Dieser Demonstration ging ein Streit mit dem Schaftlacher Martin Athes sowie dessen Mutter Elfriede voraus. Beide wohnen unterhalb der Gemeindehäuser.
Wo fließt das Wasser hin?
Auf deren Grundstück laufe seit dem Bau der Gemeindehäuser im Oktober 2016 bei Starkregen permanent Wasser in den Keller, behaupten sie. Doch begonnen hatte der Ärger eigentlich schon viel früher. Nämlich mit der Straßensanierung des vor seiner Tür verlaufenden Michael-Schreiber-Weges im Jahr 1998. Nur jetzt sei es noch schlimmer geworden.
2008 sei der Keller völlig nass gewesen. Im Auftrag der Gemeinde sei ihnen dann ein Bautrockner hingestellt worden, erzählt Elfriede Athes. Die Stromkosten beliefen sich damals auf 959 Euro, ein anderes Mal auf 3.400 Euro. Für den Schriftverkehr wurden 2.000 Euro veranschlagt. Die Kosten habe man ihnen in Rechnung gestellt, und anschließend gestundet.
Irgendetwas stimmt nicht – liegt’s an der Versiegelung?
Den Vorwurf eines Baufehlers ließ die Gemeinde aber nicht auf sich sitzen. Vor rund 100 interessierten Bürgern wollte sie gestern Abend ihre Unschuld zu beweisen. Bürgermeister Sepp Hartl und Andreas Hagleitner als Chef der Wohnbaugesellschaft Waakirchen (WBW) standen der Öffentlichkeit Rede und Antwort. Auch zwei Vertreter vom Landratsamt waren vor Ort. Für die Baufirma erschien Herr Weigl.
Dass die Entwässerung auf dem gemeindlichen Grundstück des Kommunalunternehmens funktioniere, könne man live am besten demonstrieren, versicherte Hartl. Sämtliches Oberflächenwasser – sowohl vom Dach der Gemeindehäuser als auch von den Freiflächen – werde in einen Sickerschacht geleitet und in Zisternen aufgefangen. Hinter den Gemeindehäusern gebe es einen Notschacht, der das überlaufende Wasser durch zwei Gefälle auffange. Somit habe man die Entwässerungssituation verbessert, sagt Hartl.
Kein Anschluss an Poollösung
Familie Athes hingegen zeigte sich mit dieser Aussage nicht zufrieden. Das Wasser dürfe überhaupt nicht in diese Sickergrupe laufen. Familie Athes beharrt auf ein von der Gemeinde unterschriebenes Schriftstück, indem am 3. November 2016 bei einem Ortstermin bestätigt wurde:
Aufgrund schlechter Sickerverhältnisse muss sämtliches Oberflächenwasser in die von der Gemeinde errichtete Poollösung abgeleitet werden.
Das Problem: Ein Verbindungsrohr zu dieser Poollösung existiert noch gar nicht. Erst wenn die Gemeinde auf dem noch freien Grundstück neben den Gemeindehäusern bauen sollte, hat die Gemeinde vor, diesen Entwässerungsplan umzusetzen.Nachdem das Wasser auf die Straße unermüdlich vor den Gemeindehäusern auf der Straße entlang prasselte, stellte Hagleitner fest: „Das Wasser ist ruckzuck in der Sickergrube verschwunden.“
Nur in der Grube auf dem Grundstück von Martin Athes sei das Wasser nicht verschwunden. „Eine Minute lief die Zisterne voll, und in acht Minuten hatte es sich bloß um maximal drei Zentimeter gesenkt.“ Darüber zeigte sich selbst Martin Athes überrascht. Eventuell hätten Blätter sein Rohr verstopft, räumt er ein. Nach dem Spektakel gab es zwar noch keine Bewertung der Situation – das müssen Fachleute machen hieß es – aber zumindest soll eine Entscheidung in der nächsten Gemeinderatssitzung fallen. Und für die Feuerwehrler gab’s Bier und Brotzeit.
Fotostrecke zur Straßenflutung / Bilder: Arno Fischer:
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