“Wir haben nichts gegen Mountainbiker”

Der ein oder andere Mountainbiker hat es sicher schon mal erlebt: bei einer langen Bergabfahrt zurück ins Tal wird es auf den planierten Wegen gerne auch mal etwas schneller. Doch dann verändert sich der Untergrund plötzlich, wird weich und locker und man fährt gefühlt in eine Art Kiesgrube. Nicht selten führt das zu Stürzen.

In letzter Zeit hat sich diese Situation scheinbar vermehrt auf Forstwegen in Kreuth abgespielt. Sogar der Vorwurf einer gezielten Aktion des Bayerischen Staatsforsten gegenüber Mountainbikern steht im Raum.

„Überkiesung außerordentlich gefährlich“

So haben in der letzten Zeit mehrere Fahrradfahrer auf eine mögliche „Überkiesung bei der Abzweigung zur Buchsteinhütte und zum Setzberg von Kreuth aus” hingewiesen. Diese Wegabschnitte seien somit – auch wenn man langsam mit dem Mountainbike unterwegs ist – dementsprechend gefährlich. “Einige sind sogar der Meinung, der Forst macht das absichtlich, weil die Leute ferngehalten werden sollen”, so die Aussage einer Radfahrerin.

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Das Bild zeigt den Einsatz eines Steinbrechers am Forstbetrieb Schliersee.
Das Bild zeigt den Einsatz eines Steinbrechers. Quelle: Bayerische Staatsforsten

Auf Nachfrage bestätigt uns der Kreuther Bürgermeister Josef Bierschneider über die Vorwürfe im Bilde zu sein. Jedoch könne sich Bierschneide nicht vorstellen, dass es sich hierbei um eine gezielte Aktion gegen Mountainbiker handelt.

Instandhaltung unumgänglich

Auch der für die Wegabschnitte mitverantwortliche Leiter der Bayerischen Staatsforsten Stefan Pratsch weist die Vorwürfe entschieden zurück. Noch dazu sei laut Pratsch die letzte Aufkiesung im Bereich der Buchsteinhütte bereits im Juni 2011 durchgeführt worden. Ein direkter Zusammenhang mit den jüngsten Vorfällen fällt damit aus.

Ganz im Gegenteil: „Radfahrer sind im Staatswald sogar jederzeit willkommen“, so Pratsch in einer schriftlichen Stellungnahme gegenüber der Tegernseer Stimme. Diese radfahrfreundliche Haltung des Staatsforsten habe man nicht zuletzt auch durch die vor Kurzem erfolgte Eröffnung des ersten Mountainbiketrails auf Kreuther Gemeindegebiet bewiesen.

Ein Bild von der Eröffnung des Mountainbike-Trails in Kreuth. Quelle: Bella Wieser
Ein Bild von der Eröffnung des Mountainbike-Trails in Kreuth. Quelle: Bella Wieser

Andererseits ist es laut Pratsch allerdings unumgänglich, dass die Kieswege „im Anschluß an Instandhaltungsmaßnahmen erst eine Zeitlang lockerer und auch teilweise nicht befahrbar sind“. Erst nach ein paar Wochen sei das Material dann wieder verdichtet, bündig und letztlich wiederum voll belastbar.

In diesem Zusammenhang verweist der Kreuther Bürgermeister auf eine mündliche Vereinbarung mit den Forstbetrieben. So habe man sich darauf verständigt, dass die regelmäßige Pflege von Wegen, die besonders von Mountainbikern frequentiert werden, in der Hochsaison so weit wie möglich ausgesetzt werden.

Viele Schlaglöcher gehören der Vergangenheit an

Wie wichtig dem Staatsforsten die kontinuierliche Pflege des Wegenetzes ist, zeigt auch die Ausgabenseite des Jahres 2012. Demnach wurden bisher allein für das Gebiet Schliersee-Tegernsee über 500.000 Euro in die Wegeunterhalt gesteckt. Viele Hauptwege wurden saniert. “Schlaglöcher gehören durch die Anlage eines sogenannten Dachprofils und das Aufbringen einer feinkörnigen Verschleißschicht vielerorts dauerhaft der Vergangenheit an,” so Pratsch.

Das sogenannte Dachprofil, also eine Schrägung der Wegefläche, sei zwingend notwendig, um bei Regen den Wasserabfluss zu gewährleisten. „Leider wird dies von manchen Radfahrern als störend empfunden“, ergänzt der Forstleiter.

Bald sollen viele Forstwege mit einem R2-Gerät instand gehalten werden. Quelle: lwf.bayern.de
Bald sollen viele Forstwege mit einem R2-Gerät instand gehalten werden. Quelle: lwf.bayern.de

Zukünftig will man bei der Wegpflege verstärkt auch auf eine noch kostengünstigere Methode zurückgreifen.

Bei der “R2-Methode” wird ein spezielles Gerät beispielsweise an das Heck eines Traktors gehängt und dann “nur” noch der in die Bankette gerutschte Kies wieder zurück auf den Weg befördert. “Dadurch kann man die Kosten mittelfristig um weitere 100.000 Euro senken,” schätzt Pratsch.

Ein weiterer Nebeneffekt der Methode, die allerdings pro Weg bis zu fünf Mal im Jahr durchgeführt werden muss: Ein Aufkiesen, wie es bei einer herkömmlichen Sanierung nötig ist, fällt langfristig weg.

Unabhängig vom Zustand der Waldwege und den möglichen Gefahren durch die verschiedenen Sanierungsmaßnahmen stimmen alle Beteiligten in einer Sache überein: Bei Talfahrten sollte man, alleine schon wegen entgegenkommenden Wanderern, runter vom Gas und immer bremsbereit sein.

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