„Mitten in der Landschaft“ sollte das 10 Meter hohe Windrad von Bauer Klaus Kordes errichtet werden. Doch die Anlage auf einem Feld in Dürnbach war den Gmunder Gemeinderäten zuerst nicht geheuer.
Noch dazu weil “nicht davon augegangen werden kann”, dass das Windrad überhaupt einen adäquaten Beitrag zur Energiewende leisten kann. Bei dieser talweit ersten Genehmigung, so die Befürchtung, würden im Anschluß etliche Folgeanträge im Rathaus eingehen. Letztlich entschied man sich dann doch dem Vorhaben grünes Licht zu erteilen. Allerdings nur unter gewissen Auflagen.
Die Gemeinderäte in Gmund haben erstmals einem Antrag auf Errichtung einer privaten Kleinkraftwindanlage im Tegernseer Tal stattgegeben. Mit acht zu drei Stimmen fand das Vorhaben am Ende einer langen Diskussion doch noch eine breite Mehrheit.
Privilegierung für Bauten im Außenbereich
„Grundsätzlich sind alle Windanlagen im Außenbereich bis zu einer Höhe von 10 Metern genehmigungsfrei“, erklärte Bauamtsleiterin Christine Lang. Somit liegt das komplette Verfahren eigentlich allein in den Händen der Gemeinde.
Doch da der „gesamte Außenbereich des Ortes“, wie Bürgermeister Georg von Preysing ergänzte, als Landschaftsschutzgebiet eingestuft wird und öffentliche Belange tangiert, müsse das Landratsamt Miesbach mit eingebunden werden.
Und die Behörde würde sich eine Stellungnahme in dieser Sache wünschen und regt noch dazu an, den regenerativen Stromerzeuger an ein Gebäude anzulehnen, um ihn so etwas zu kaschieren.
Alles andere hätte den Gemeinderäten sowieso „Bauschschmerzen bereitet“, so eine Wortmeldung zu der Absicht die Anlage mitten in die Landschaft zu stellen. Noch dazu, weil auf diese Weise einer „der schönsten Weitblicke in der Nachbarschaft“ verloren ginge, wie es Helga Wagner von den Grünen formulierte.
Bahn frei für viele weitere Anträge
Zunächst beschäftigte das Gremium jedoch eine andere Frage: Kann eine solche Anlage überhaut wirtschaftlich betrieben werden? Gibt es für eine Kleinkraftwindkanlage überhaupt ausreichende Windausbeute? Beides bezweifelt die Räte. Bürgermeister von Preysing brachte es dann mit den folgenden Worten auf den Punkt:
Wir haben bei uns so schlechte Windverhältnis. Diese Anlagen können kaum wirtschaftlich sein.
Mit der neuen Erkenntnis wuchs dann auch das Unbehagen. „Nicht alles was gefördert wird und priviligiert ist, müssen wir auch genehmigen“, so die Haltung von Marinus Dießl (CSU). Helga Wagner schlug zu diesem Zeitpunkt gar vor den Antrag bis auf weiteres zurückzustellen. Ihr Beweggrund: Solange wir keinen Gesamtplan für derartige Anlagen in Gmund haben, sollten wir keine Anlage freigeben.“ Anderenfalls würde jeder machen, was er wolle.
Ein Vorschlag, der dann aber doch auf wenige Gegenliebe stieß. Trotzdem wurde immer klarer, dass durch die anstehende Genehmigung der „Weg frei für nachfolgende Anlagen“ sei. So meinte beispielsweise Babara von Miller (SPD): „Ich bin nicht dafür, da wir uns hier nur einen Präzedenzfall schaffen.“
Damit lag von Miller nicht ganz daneben, wie ihr von Preysing bestätigte: „Ja, das ist richtig. Alle stehen schon in den Startlöchern und warten darauf wie wir heute entscheiden. So schnell können wir gar nicht schauen, wie dann die Anträge bei uns ins Haus flattern.“
Die Energiewende verlangt Flexibilität
Andererseits ginge es, so eine weitere Meinung am Ratstisch, hierbei auch um das langfristige Ziel der Energiewende. Und in diesem Zusammenhang müsse sich der Gemeinderat schon einmal grundsätzlich überlegen, ob man nicht gewillt ist, sich bei Anträgen dieser Art “flexibel zu zeigen” oder “immer nur auf einer ablehnenden Haltung zu beharren.”
Zu guter letzt einigte sich die Räte darauf, die Errichtung der 10 Meter hohen Kleinkraftwindkanlage unter Auflagen zu erteilen. So muss das Windrad entweder an einen bereits bestehenden Schuppen oder an einen Stall – der bereits genehmigt wurde – seitlich angebracht werden.
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