Das Ende eines Traums

Ergänzung vom 31. Oktober / 10:07 Uhr
“Die Gmunder waren glücklich, als ihr Dorfladen vor zwei Jahren eröffnete. Endlich gab es wieder ein Geschäft im Ort. Doch jetzt ist schon wieder Schluss! Der Laden einfach zu unrentabel. Aber warum eigentlich?”

Der Bayerische Rundfunk hat sich in der gestrigen Abendschau mit dem Ende des Dorfladens beschäftigt. Ein interessanter Beitrag, der aufgrund der Länge zwar nur an der Oberfläche kratzt, trotzdem ein paar nette Einblicke in das Thema gibt.

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Heute ist der definitiv letzte Tag des Dorfladens. Und einen “Retter” wie in Fischbachau soll es in Gmund nicht geben. Damit ist das Zentrum ab morgen noch verwaister und leerer. Die anderen Geschäftsinhaber dürfte die Entwicklung nicht unbedingt freuen.

Dass Dorfläden sehr wohl funktionieren können, zeigt ein Artikel aus dem Rhein-Neckar-Raum. Dort läuft das Konzept seit über sieben Jahren und das äußerst erfolgreich. Dabei sind die Umstände sicherlich anders. Der Einzugsbereich größer und das Sortiment des dortigen Dorfladen umfangreicher.

Ursprünglicher Artikel vom 18. Oktober:
Am Ende fehlte einfach das Geld und die Kraft, um weiter zu machen. So wie es derzeit aussieht, wird der Gmunder Dorfladen in den nächsten Wochen still liquidiert. Das haben Geschäftsführer Remo Schramm und Dorfladenberater Wolfgang Gröll nach Bekanntwerden der aktuellsten Zahlen bestätigt.

Für die Gesellschafter bedeutet die aktuelle Entwicklung nichts Gutes. Sie werden wohl auf eine mögliche Rückzahlung des Risikokapitals verzichten müssen. Und auch die Lieferanten müssen sich darauf einstellen, einen Großteil ihrer Forderungen zu verlieren.

Heute im Gmunder Dorfladen: Kunden können noch einkaufen….

Mittlerweile ist auch die Gemeinde Gmund als einer von 174 Anteilseignern über die geplante Schließung des Dorfladens informiert worden. Erst im Oktober letztes Jahr hatte der Gemeinderat dem Dorfladen ein neues Darlehen in Höhe von 8.000 Euro zur Verfügung gestellt. Alle anderen Gesellschafter sollen bei der jährlichen Versammlung am 5. November im Neureuthersaal mehr zu den Gründen der Schließung erfahren.

Dabei sah es vor zwei Wochen noch so aus, als ob der Dorfladen nach zwei schweren Jahren grundsätzlich stabil ist. Die Umsätze bewegten sich laut Grölls Aussage für das bisherige Geschäftsjahr im geplanten Rahmen. Auch habe man die Schulden innerhalb eines Jahres von 40.000 auf 20.000 Euro halbieren können. “Das Geschäft ist substanziell gesund. Jetzt geht es um den weiteren Schuldenabbau.”

Und auch Schramm zeigte sich überzeugt, dass der Dorfladen die kommenden Wintermonate überstehen kann. Andererseits bestätigte er auf Nachfrage die Aussagen von Johann Schmid, der im Gesellschafterrat des Dorfladens sitzt, und gegenüber dem Merkur verlautbaren lies, dass er persönlich die Lage für den Dorfladen als “sehr schwierig” einschätzt.

Neue Zahlen, wenig Unterstützung

Die neuesten Zahlen, die Schramm dem Beirat und dem Berater zur Verfügung gestellt hat, gaben den Anstoß für die finale Entscheidung. “Die Umsätze haben einfach nicht mehr gestimmt. Lieber in Ehren aufhören, ehe wir uns auch persönlich in Schwierigkeiten bringen,” so Schramm auf telefonische Nachfrage. Die Maßnahmen der letzten Monate seien seiner Meinung nach zwar richtig gewesen, doch die Akzeptanz blieb auch nach mehr als zwei Jahren hinter den Erwartungen zurück.

Wir haben uns Mühe gegeben, aber wir konnten die Gmunder nicht überzeugen.

Laut Gröll steht derzeit allerdings noch nicht abschließend fest, wie die Firma abgewickelt wird. “Wir müssen uns am Wochenende zusammensetzen und die aktuelle Entwicklung besprechen”, so der Berater. Aber die Tendenz sei klar: Eine stille Liquidation der Gesellschaft inklusive Abverkauf aller Waren sei das wahrscheinlichste Szenario. Die Entscheidung ob Liquidation oder Insolvenzverfahren werde man bis Mitte nächster Woche treffen.

Der anschließende Abverkauf startet dann bereits Anfang nächster Woche. Das eingenommene Kapital soll vor allem für die offenen Lieferantenrechnungen verwendet werden. “Der Schaden ist überschaubar. Nur sollten wir meines Erachtens ein Insolvenzverfahren vermeiden,” so Gröll. Die Kosten von etwa 12.000 Euro für den Insolvenzverwalter können man sich seiner Meinung nach sparen. Darüberhinaus habe man eine moralische Verpflichtung gegenüber dem aktuellen Geschäftsführer. Denn im Fall einer Insolvenz werde immer auch ein Strafverfahren geprüft.

… doch die Regale sind teilweise bereits relativ leer.

Einer mögliche Weiterführung des Dorfladen durch einen Dritten erteilt der Berater zwar keine generelle Absage. Jedoch kennt er niemanden, der sich das in der derzitigen Situation antun würde. Den derzeitigen Geschäftsführer sieht Gröll nicht mehr in der Lage dazu: “Die Situation, in der Remo Schramm vor einem Jahr angetreten ist, war extrem schwierig und er hat das Beste daraus gemacht. Aber ohne die Rückendeckung des Beirates fehlt ihm einfach die Kraft dazu. Aus dem Grund auch jetzt die Entscheidung.”

Bitter ist diese Nachricht natürlich auch für den einzigen festen Mitarbeiter des Dorfladens, Philip Seidl, der Ende diesen Monats seine fristlose Kündigung erhalten wird. “Eigentlich konnte man das Ende schon seit Monaten sehen”, so Seidl resigniert. Vielleicht sei man in Bezug auf die Zahlen einfach ein wenig blauäugig gewesen. “Am Ende hat unsere Zielgruppe, also die umliegenden Anwohner, den Laden einfach nie richtig angenommen.”

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