Ergänzung vom 26. Oktober / 14:07 Uhr
Am Ende war das Ergebnis deutlicher, als es Wolfgang Rzehak lieb sein konnte. Mit 17 zu 10 Stimmen verlor der Gmunder gegen seinen Widersacher Gerhard Waas. Die Grünen stimmten für den Haushamer und schicken ihn als Landtagskandidat für den Stimmkreis Miesbach im nächsten Jahr ins Rennen.
“Ich hab damit gerechnet, dass es knapp wird. Dass das Ergebnis aber so deutlich ausfällt – das habe ich nicht vermutet,” so Rzehak zum Merkur.
Dabei hatte sich der 44-jährige Gmunder Gemeinderat noch vor der Abstimmung als Grünen-Politiker mit klaren Vorstellungen positioniert. Vor allem das Ziel Flächenfraß reduzieren hatte Rzehak als große Herausforderung gesehen. Scheinbar es aber nicht geschaffts seine Überzeugungen vor dem Gremium klar zu machen. Im Gmunder Gemeinderat, so der Einwand, hatte sich Rzehak nicht immer so klar gegen den Flächenfraß, beispielsweise bei der Abfüllanlage der Tegernseer Brauerei ausgesprochen. Das nahmen ihm einige im Kreisverband wohl übel.
Der Gmunder will trotz verlorener Abstimmung seinen Haushamer Kollegen unterstützen. Denn wichtig sei, so Rzehak im Gespräch mit der Tegernseer Stimme, dass die Grünen insgesamt ein gutes Ergebnis einfahren und nicht, welche Personen das am Ende sind.
Ursprünglicher Artikel vom 24. Oktober
Im Herbst nächsten Jahres stehen in Bayern wieder Landtagswahlen an. Aber schon jetzt positionieren sich die Kandidaten. So findet heute eine Veranstaltung der Miesbacher Grünen statt, bei der sich Wolfgang Rzehak, gebürtiger Tegernseer und derzeit Gemeinderat in Gmund, als Landtagskandidat aufstellen lassen möchte.
Wir haben uns im Vorfeld bereits mit Rzehak unterhalten und ihn nach seinen Zielen befragt. Der Gmunder betont dabei vor allem, wie wichtig ein Politikwechsel für das Land Bayern nach 40 Jahren CSU-Regierung wäre. Gerade Werte wie Heimat und Naturschutz seien ein immer größeres Anliegen der Bürger und auch für ihn persönlich ist das eine wichtige Triebfeder seiner Arbeit.
Tegernseer Stimme: Herr Rzehak, erzählen sie doch zunächst einmal, warum Sie überhaupt ein „Grüner“ geworden sind.
Wolfgang Rzehak: Die Grünen sind einfach meine Partei. Sie stehen für echte Werte und Verlässlichkeit. Ich bin auch schon durch schlechte Zeiten gegangen, als es für uns noch nicht so gut aussah wie heute.
Tegernseer Stimme: Was bedeutet dann für sie der Begriff Heimat?
Wolfgang Rzehak: Heimat ist für mich ein ganz zentraler Begriff und wie ich finde, auch kein negativ behafteter. Ich lebe gerne im Tegernseer Tal und würde auch nie wegziehen. Berlin wäre zum Beispiel nichts für mich. Da gibt es, mal überpitzt formuliert, nur Politiker und Journalisten. Und ich mag es einfach, wenn ich mich beispielsweise nach dem Eishockey mit Leuten auf ein Bier treffen kann und dann auch als Politiker über etwas anderes als nur Politik reden darf.
Tegernseer Stimme: Sie gelten ja als aussichtsreicher Kandidat in dem kommenden Landtag gewählt zu werden. Was würde sich denn ihrer Meinung nach an der bayerischen Politik ändern, wenn die Grünen im nächsten Jahr bei den Landtagswahlen ein gutes Ergebnis einfahren?
Wolfgang Rzehak: Zunächst einmal hoffe ich, dass die Alleinherrschaft der CSU in Bayern gebrochen wird. Das wäre einfach wichtig für die demokratische Hygiene. Wenn eine Partei wie die CSU seit 1945 fast durchgehend an der Macht ist, dann stellt sich mit der Zeit einfach Filz und Ämterpatronage ein. Posten werden nicht mehr nach Fähigkeiten, sondern nach persönlichen Beziehungen vergeben.
Genau das wollen wir ändern. Sollten die Grünen es schaffen ein gutes Ergebnis einzufahren, würde vor allem der Naturschutz wieder mehr in den Mittelpunkt gestellt werden. Aber wir würden auch für eine bessere Bildungs- und Sozialpolitik stehen. Außerdem wäre dann jemand in der Regierung, der auch etwas von der Energiewende versteht und nicht nur die Interessen der Wirtschaft vertritt.
Tegernseer Stimme: Und was würde sich konkret für die Menschen im Tegernseer Tal ändern?
Wolfgang Rzehak: Zunächst einmal hätten die Leute hier einen Ansprechpartner, mit dem sie direkt reden können und den sie auch kennen. Und jemand, bei dem sie sich auch direkt über Missstände beschweren können. Ich glaube, das ist für viele Menschen wichtig.
Darüber hinaus würde sich unser Ziel den grundsätzlichen Flächenfraß einzudämmen auch positiv auf das Tal auswirken. Die Klage von Karl Brutscher vor dem Bayerischen Verfassungsgerichtshof war meiner Meinung nach schon von vornherein zum Scheitern verurteilt. Juristisch geht die Entscheidung vielleicht in Ordnung, was aber nicht heißt, dass sie moralisch einwandfrei ist. Jetzt versuchen wir es eben mit politischen Mitteln.
Außerdem glaube ich, dass ein generelles Umdenken einsetzten muss. Früher gab es in einem Ort einen Metzger und einen Gasthof. Heute definiert sich ein Dorf ja fast schon mit einem McDonalds, einem Aldi und einem Trachtenoutlet, in dem man billige Plastik-Dirndl kaufen kann, aber im ganzen Ort keine Leberkassemmel mehr bekommt. Das sollte sich dringend wieder ändern.
Tegernseer Stimme: Nun haben sie natürlich auch hohe Ziele. Sie wollen mit den Grünen im Stimmkreis zweitstärkste Partei werden. Halten sie das für realistisch und in welcher Rolle sehen sie sich selbst dabei?
Wolfgang Rzehak: Ich denke schon, dass das realistisch ist, aber es geht natürlich auch nicht von alleine. Ich halte mich für einen guten Wahlkämpfer, was ich zum Beispiel schon bei den Kreistagswahlen 2002 und 2008 bewiesen habe, als ich das beste Ergebnis aller Grünen in Bayern erzielt habe. Und zwar zu einem Zeitpunkt, als zweistellige Ergebnisse für die Grünen noch etwas Besonderes waren.
Das will ich natürlich auch jetzt wieder erreichen und damit in erster Linie meine Partei voran bringen. Ich habe kein Problem mit Leuten zu ratschen und an Ständen zu stehen. Ich werde für ein gutes Ergebnis auch an jeder einzelnen Tür klingeln, wenn es denn sein muss.
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