„Wir werden das jetzt mal testen“

Ergänzung vom 21. November / 11:09 Uhr
Die Planungen der Gemeinde sind in den vergangenen zwei Wochen nun schon so weit voran geschritten, dass man bereits ein konkretes Ergebnis vermelden kann. Denn einige Nebenstraßen werden bald ein Tempolimit von 30 km/h bekommen, wie Geschäftsleiter Michael Herrmann – selbst Anwohner in einer der Straßen – betont: „Wir werden das jetzt mal testen.“

Ob es jedoch nur bei der angedachten Testphase bleibt, ist angesichts des Aufwandes mehr als fraglich.

In der Auerstraße wird gerast – Tempo 30 soll Abhilfe schaffen
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Denn wie der zuständige Mitarbeiter für die Verkehrsüberwachung in Bad Wiessee Klaus Schuschke mitteilt, müssen für die Verwirklichung zunächst etliche Auflagen im Straßenverkehrsrecht beachtet werden:

Da gibt es unter anderem zu beachten, dass die Straßen durch Mischgebiete zwischen Wohn und Gewerbegebiet verlaufen. Wenn diese und andere Bedenken ausgeräumt sind, möchte der Bürgermeister auch die Anwohner in die Planungen mit einbeziehen.

Konkret gehe es dabei derzeit um drei Straßen: die Auerstraße, die Freihausstraße und die Koglkopfstraße. Dort hätten sich bisher die Anwohner am meisten engagiert. „Im Prinzip soll aber, wenn die Bürger das wollen, das komplette nordwestlich gelegene Viertel beruhigt werden“, so Schuschke weiter.

Verkehrsader bleibt unangetastet

Dabei will die Gemeinde bei den Verkehrsteilnehmern auch explizit ein neues Zonenbewusstsein wecken. „Der Autofahrer soll sich denken: Hoppla, ich bin nicht mehr auf einer normalen Straße“, erklärt der Verkehrsüberwachungsexperte. Sollte man mit den Planungen gut vorankommt, könnte laut Schuschke bereits im Frühjahr das neue Tempolimit eingeführt werden.

Wichtig ist indes: Die Bundesstraße durch den Ort bleibt von der neue Regelung unangetastet. Auf der bekanntermaßen wichtigen Verkehrsader soll auch weiterhin ein Tempolimit von 50 km/h gelten.

Auf Mitte geeinigt

Interessant zu wissen ist in diesem Zusammenhang laut Herrmann außerdem, dass eine Beschränkung auf 40 km/h für Nebenstraßen in der Verkehrsordnung bei der Festlegung im Gemeinderat gar nicht vorgesehen war. „Damals stand nur zur Entscheidung, ob man 30 oder 50 macht. Man hat sich dann halt auf die Mitte geeinigt“, erinnert sich Wiessees Geschäftsleiter.

Ursprünglicher Artikel vom 12. November mit der Überschrift:Tempo 30 bald in ganz Bad Wiessee?
In der Auerstraße sind sie scheinbar schon lange ein Problem. Die ständigen Raser, die sich nicht an das dortige Tempolimit von 40 km/h halten. Nun wurde es den Anwohnern zu viel und sie sammelten Unterschriften für eine Tempo-30-Zone.

Bürgermeister Peter Höß zeigte sich angetan von der Idee und brachte in dem Zusammenhang sogar ein Tempo-Limit für ganz Bad Wiessee ins Gespräch.

Klaudia Martini hatte den Punkt in der jüngsten Gemeinderatssitzung aufgebracht. Sie berichtete von einer Unterschriftenaktion der Anwohner in der Auerstraße, die ihr kurzfristig zugetragen worden war. “Ich wurde gefragt, ob wir schon mal darüber gesprochen haben”, so Martinis direkte Anfrage.

Fahrzeugen ausweichen

Geschäftsleiter Michael Herrmann, selbst Anwohner der Auerstraße, informierte daraufhin den Gemeinderat über die dortigen Gegebenheiten. „Die Autofahrer kommen vom Freihaus runter, überqueren die Kreuzung an der Wohnanlage Semmelberg und ab da geben sie dann Gas“, so Herrmann.

Er selbst habe schon einige Situationen erlebt, wo er auf die Seite springen musste, um einem Fahrzeug auszuweichen. Deswegen sei er jetzt froh, dass das mal zur Sprache kommt. „Das ist nämlich wirklich ein Problem.“

“Wiessee ist ein Kurort”

Bürgermeister Peter Höß zeigte daraufhin, dass er sich offenbar schon intensiver mit dem Thema auseinandergesetzt hatte. „Wir müssen uns demnächst sowieso einmal näher damit befassen. Die Stadt München hat bereits vor einiger Zeit Tempo 30 in allen Nebenstraßen eingeführt“, berichtet Höß.

Und Wiessee, so der Bürgermeister weiter, nenne sich Kurort, habe aber keine solche Regelung. Dabei muss man gar nicht soweit schauen. Schon im Nachbarort sind derartige Regelungen bereits erlassen. „Auch Rottach-Egern hat mit der Aribostraße sehr gute Erfahrungen gemacht“, so Höß.

Die Blumenkübel in der Rottacher Aribostraße - Ein Instrument zum Tempodrosseln

Ob das Beispiel gut gewählt war, ist dagegen offen. Denn die Aribostraße ist ein bekannter Raserbrennpunkt, den die Gemeinde Rottach-Egern wahlweise mit großen Blumenkübeln oder Schwellen auf Höhe der Egerner Hofe in den Griff bekommen wollte. Die Ergebnisse sind nicht uneingeschränkt positiv. Zwar hat sich das gefahrene Durchschnittstempo verringert, doch der Aufwand ist immens. Und einige Anwohner bemängeln die Lösung als nicht praktikabel.

Einigen Mitgliedern des Wiesseer Gremiums war daraufhin deutlich anzumerken, dass ihnen das Vorpreschen des Bürgermeisters nicht wirklich behagte. Der allgemeinen Zustimmung traute sich dann aber (noch) niemand zu widersprechen.

Man wird sehen müssen, wie sich die Sache weiter entwickelt. Allerdings scheint der Standpunkt des Rathaus-Chefs diesbezüglich schon festzustehen.

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