Ergänzung vom 15. Januar 2013 / 11:02 Uhr
Die letzte Wiesseer Bürgerversammlung stand ganz im Zeichen der Jodschwefelbad-Präsentation. Fragen waren nicht zugelassen. Und das obwohl die Präsentation nach gut 60 Minuten vorbei war.
Man wollte die Themen nicht vermischen, das Projekt “Jodbad-Areal” und das Konzept für die neue Therme seien sehr komplex und sollten erstmal wirken, bevor Fragen gestellt werden dürfen.
Am Donnerstag ist es nun soweit. Die zweite Bürgerversammlung innerhalb von acht Wochen steht auf der Tagesordnung. Wieder geht es um das Jodbad-Areal und die geplante Therme. Doch dieses Mal dürfen die Bürger zu Wort kommen. Ab 19 Uhr sind im Postsaal Fragen zugelassen.
Ob die CSU auch Fragen stellen wird, dürfte sich in zwei Tagen zeigen. Bei der Ersten Bürgerversammlung am 6. Dezember, in der Mattheo von Thun die konkreten Planungen für das Multi-Millionen-Projekt Wiesseer Therme präsentiert hatte, war der Ortsvorsitzende Florian Sareiter auf einen geschickt agierenden Bürgermeister aufgelaufen.
Unter Beifall hatte Peter Höß die kontroversen Fragen des aussichtsreichsten CSU-Kandidaten auf den Bürgermeisterposten pariert. Das sollte Sareiter nicht noch einmal passieren.
Ursprünglicher Artikel vom 6. Dezember:
Seit dem Kauf des Jodschwefelbads durch die Gemeinde Bad Wiessee fragen sich die Bürger was mit dem Areal nun geschieht. Auf der gestrigen Bürgerversammlung gab es dann die langersehnte Präsentation durch den Architekten Matteo Thun persönlich. Und die Pläne sind durchaus beeindruckend.
Ausgehend von den alten Quellhäusern und der Wandelhalle soll auf dem 100.000 Quadratmeter großen Areal ein Hotel, eine Therme, ein Medizinisches Zentrum sowie einige Wohnanlagen entstehen. Vor allem aber auch ganz viel Grünfläche, die der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen wird.
Aufgrund der derzeit aufgeheizten politischen Stimmung in Bad Wiessee hatte es vor der Präsentation jedoch noch ein paar kleinere Scharmützel zwischen Höß und der CSU gegeben. So wünschte der Zweite Bürgermeister Robert Huber (SPD) dem Ersten, Peter Höß (FWG) wohl nicht ohne Grund noch viel Glück bevor dieser an das Rednerpult trat, um vor den knapp 400 Leuten im vollbesetzten Postsaal seine Rede zu halten.
Fragenkatalog der CSU
Im Folgenden ging Höß zu allererst auf den kurzen Fragenkatalog ein, den ihm der CSU-Ortsverband im Vorfeld zugesandt hatte. Bei der Frage der CSU, in wie weit die Gemeinde ohne die Hilfe von privaten Investoren größere Projekten stemmen kann, zeigte sich Höß überzeugt vom Weg der Gemeinde:
Die Finanzkraft Wiessees ist angespannt. Aber bei dem Kauf des Jodschwefelbades hat die Gemeinde gezeigt, dass sie in der Lage ist, derartige Projekte zu stemmen. Die Entscheidung zum Kauf des Areals war richtig und wurde auch mit den Stimmen der CSU entschieden. Denn nur so können die zukunftsweisenden städteplanerischen Entscheidungen getroffen werden.
Die nächste Frage beschäftigt sich mit dem derzeitigen Stand um das Leder Areal und das alte Spielbankgelände. Dabei kann sich Höß einen Vorwurf in Richtung des ehemaligen Landrats Wolfgang Gröbl nicht verkneifen.
Den derzeitigen Stand kann man in der Presse nachlesen. Da gibt es nichts hinzuzufügen. Es ist aber bitter, wenn man zur Kenntnis nehmen muss, wie ein früher namhafter Politiker durch seine Geschäfte der Gemeinde Bad Wiessee geschadet hat. Hätte Herr Gröbl sich nicht eingemischt, wären unsere Schulden um fünf Millionen Euro geringer.
Als der Ortsvorsitzende der CSU Florian Sareiter nach Höß` Antworten ebenfalls etwas sagen möchte, würgt der Bürgermeister ihn mit kurzen Worten ab und übergibt unter anhaltendem Applaus an den Architekten Matteo Thun.
Therme als neue Attraktion Wiessees
Und die Pläne die Thun im Folgenden vorstellt sind durchaus ambitioniert. Um die alten Quellengebäude und die Wandelhalle soll sich das neue Konzept herum aufbauen. „Das Vorhandene muss den Charme ausmachen. Der Rest darf nur ein Zusatz sein“, erklärt der Architekt.
Entstehen soll in der Verlängerung der Wandelhalle ein Hotel mit gut 150 Zimmern. Zwischen diesen beiden Häusern wird eine längliche Therme entstehen, die in einem 90 Grad Winkel zu den Gebäuden den Hang hinab gebaut wird. Das habe laut Thun den Vorteil, dass das Wasser von oben nach unten laufen kann. „Das Erfolgsrezept jeder erfolgreichen Therme“, wie er erklärt. Außerdem könne man von dort aus durch eine extra freigehaltene Sichtachse den Seeblick genießen.
“Demokratisierung der Wiese”
Den Bereich vor der Wandelhalle und dem Hotel soll eine große Wiese zieren, die auch der Öffentlichkeit zugänglich sein wird. Thun spricht in dem Zusammenhang von einer „Demokratisierung der Wiese“. Dadurch würden 8.000 Quadratmeter weniger Flächen versiegelt, als es derzeit der Fall ist.
Doch neben dem Hotel sind auch noch weitere Gebäude geplant. Auf dem Gelände der jetzigen Spielarena und der Tennisplätze soll ein Medizinisches Zentrum entstehen. Sowohl für die Arena als auch für die angrenzenden Hartplätze gäbe es laut Höß aber bereits Alternativstandorte – Überlegungen, die jetzt noch nicht beschlussreif seien. Sicher wegfallen wird der Bade-Park.
Wohnsiedlungen notwendig
Im Norden und Süden des Geländes werden zudem auch Wohnsiedlungen gebaut. Diese seien notwendig, da ein Hotel alleine keinen ausreichenden Gewinn erwirtschaften könnte. „Dann würde wir dafür keinen Investor finden“, erklärt Höß den vielen Anwesenden.
So jedoch sei die Gemeinde äußerst zuversichtlich geeignete Geldgeber zu finden. „Wir suchen zunächst einen Betreiber und dann einen Investor. Das dürfte jedoch relativ einfach werden, da bereits eine feste Rendite mit eingeplant ist“, wie der Rathaus-Chef betont. Mindestens 100 Millionen Euro soll das ganze Vorhaben, so eine grobe Schätzung von Robert Huber.
“Fantastisch”
Die Baumaßnahmen sollen in drei Phasen erfolgen. In der ersten Phase werden die Wohngebäude im Süden sowie das Medizinische Zentrum errichtet. In Phase zwei folgen dann das Hotel und die Therme. In der letzten Phase werden dann die restlichen Wohngebäude an der Nordseite des Grunstücks erstellt. Wie die genaue Bauzeit der einzelnen Phasen sein wird, das ließ Thun jedoch offen.
Zum Abschluss erklärt der Südtiroler Architekt, dass er Wiessee mit seinem Konzept eine große Chance eröffnen will.
Im Moment ist Bad Wiessee eine Destination im Verdrängungswettbewerb. Doch durch diese “Einmaligkeit” könnte eine echte Marke Bad Wiessee geschaffen werden.
Außerdem würde Thun gern seinen Traum erfüllt sehen, an seinem 70. Geburtstag zurückzukommen, ein Stück auf den See rausschwimmen, sich umzudrehen und auf das Jodschwefelbad zu schauen mit den Worten auf den Lippen: “Das ist fantastisch.”
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