Vor knapp einem halben Jahr versank in Rottach-Egern vor dem Seehotel Überfahrt ein silbernfarbener Subaru samt der drei Insassen in den Fluten des Tegernsees. Beherzt sprangen damals die mutigen Helfer ins Wasser um den Unfallopfern das Leben zu retten.
Für ihren couragierten Einsatz im Juli 2012 wurden Daniel Dehm und Hans Mielke nun vom Polizeipräsidenten ausgezeichnet.
Beide haben die Szenen aus dem Sommer noch ganz deutlich vor Augen. Der Schlag als das Auto durch die Böschung brach, die vielen Menschen die vom Ufer aus nur zusehen, der Kampf ums Überleben unter Wasser. „Du gehst an deine Grenzen“, erklärt Hans Mielke, Ausbilder für Wasserrettung.
Im Auto eingeschlossen
Sobald er gesehen habe was passiert war, sei er sofort ins Wasser gesprungen, erklärt der 32-jährige Daniel Dehm, der eigentlich nur zum Fischen an das Ufer nahe des Hotels Überfahrt gekommen war. „Man denkt da einfach nicht drüber nach“, erklärt Dehm im Nachhinein.
Am Fahrzeug angelangt versuchte er dann die hintere Beifahrertür zu öffnen, um die dort eingeschlossene und bewusstlose Frau zu befreien. Dabei stellte schon das Aufstemmen der Tür eine enorme Herausforderung dar. Doch das war nicht das schlimmste.
„Sobald ich im Auto drin war, schlug die Tür hinter mir wieder zu und ich war eingeschlossen“, erinnert sich Dehm an die dramatische Szene. Einer ebenfalls ins Wasser gesprungenen Urlauberin gelang es jedoch die Tür ein weiteres Mal zu öffnen und den Retter selbst zu retten.
“Ist das euer Ernst?”
Etwas später kam auch Mielke zum Einsatzort. Der 40-Jährige war gerade mit seinen Kollegen von der Wiesseer Wasserwacht damit beschäftigt bei der Ringseeinsel ein schon einige Tage zuvor gekentertes Segelboot zu bergen. „Sonst wären wir wohl nie so schnell da gewesen“, ist sich Mielke sicher.
Als ich dort ankam und die ganzen Leute am Ufer hab stehen sehen dachte ich nur: Das ist jetzt nicht euer Ernst, dass ihr alle zuschaut? Aber dann hab ich Gott sei Dank Daniel im Wasser entdeckt, wie er mir zugewunken hat.
Daraufhin sprang auch Mielke ins Wasser und musste dabei einiges an giftigen Flüssigkeiten schlucken, die zwischenzeitlich aus dem Auto ausgetreten waren. Doch davon ließ sich der Wasserwachtler nicht abschrecken und versuchte seinerseits die Beifahrertür zu öffnen.
Einen gefühlten Puls von 220 bis 240 habe er dabei gehabt. „Aber mir war klar, wenn wir auf die Taucher warten, dann reden wir nicht mehr von einer Lebensrettung, sondern nur noch von einer Leichenbergung.”
“Man denkt an nichts anderes”
Schlussendlich gelang es dann doch noch die 91-jährige Fahrerin sowie ihre 87- und 85-jährigen Begleiter zu befreien und ans Ufer zu bringen. Dort habe man die beiden Mitfahrer zwar erst noch wiederbeleben können, im späteren Verlauf sind sie dann jedoch verstorben.
„An den Tagen danach denkt man eigentlich an nichts anderes“, meint der aus Kreuth stammende Dehm. Und auch Mielke ergänzt:
Natürlich grübelt man drüber nach was man hätte besser machen können. Aber am Ende kommt man zu dem Schluss, dass es viel optimaler eigentlich nicht hätte laufen können. Trotz der Toten.
Ein Brief und 300 Euro
Dies sah wohl offenbar auch die Polizei so und wollte die beiden Erstretter für ihre „couragierte Leistung“ auszeichnen. Im Namen des Polizeipräsidenten überreichte der Wiesseer Polizeichef Wilhelm Sigel deswegen heute Morgen zwei Couverts mit einem Dankes-Brief sowie einer finanziellen Anerkennung von jeweils 300 Euro.
Eine einerseits erfreuliche, aber angesichts der zwei Toten auch tragische Aufgabe wie Sigel betonte. Dennoch hoffe er, dass sich jetzt viele Leute an den Beiden ein Beispiel nehmen werden. „Denn wir sind auf Zivilcourage angewiesen.“
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