Zweite Ergänzung vom 29. Januar 2013 / 18:38 Uhr
Seit dem 4. Januar sitzt die Mörderin der Rottacher Boutiquebesitzerin Ursula M. in U-Haft. Mittlerweile hat die Soko Seeblick ihre Arbeit eingestellt. Doch die Aufgaben der Beamten sind noch lange nicht abgeschlossen.
Unter anderem hat die Kriminalpolizei Miesbach nun die Tippgeber ermittelt, die am Ende zu der Ergreifung der 48-Jährigen Täterin geführt haben. Laut Informationen der Polizei teilen sich sechs Personen die 5.000 Euro, die im Dezember als Belohnung ausgelobt wurden. Die betreffenden Helfer würden bald informiert.
Insgesamt waren 92 Hinweise aus der Bevölkerung eingegangen. Drei hätten die Ermittler auf die richtige Spur gebracht. Zur Polizei gegangen war die Täterin dann allerdings selber. Ihr Lebenspartner hatte sie auf die Ähnlichkeit mit dem Fahndungsbild, das in einem Münchner Einkaufszentrum aufgenommen wurde, hingewiesen. Um ihre Unschuld zu beweisen, war die in Bad Wiessee wohnhafte Frau, bei den Behörden vorstellig geworden.
Doch das Manöver misslang, da die Polizei DNA-Spuren am Tatort gefunden hatte. Die Probe, die die Beamten von insgesamt 47 Frauen genommen hatten – darunter auch die der 48-Jährigen – ergab den klaren Hinweis. Die Wiesseerin musste die Täterin sein. Die Ermittlungen konzentrierten sich im Anschluss auf die Verdächtige und führten zu der Festnahme.
Prüfung der Schuldfähigkeit
Mittlerweile hat die Frau die Tat zwar vollumfänglich eingeräumt und gestanden das Opfer mit dem Trageband ihrer Tasche erwürgt zu haben. Doch die Aufgabe der verbliebenen Kripo-Beamten ist es auch, dieses Geständnis mit Fakten zu untermauern. So beschrieb Kripo-Chef Johann Schweiger vor zwei Wochen die Arbeit seiner Mitarbeiter mit den folgenden Worten: “Man kann ja nicht einfach glauben, was gesagt wird. Man muss es auch hinterfragen und beweisen.”
Eine sehr wichtige Komponente, so Schweiger, sei auch die Schuldfähigkeit der Frau. Um diese zu prüfen werde ein ärztliches Artest erstellt, dass eventuelle psychische Beeinträchtigungen und die damit verbundene Schuldmilderung offen legen soll. Zudem müsse das Geständnis unbedingt auf Dinglichkeit untersucht werden. Ob die Anklage dann wie erwartet auf Mord lauten wird, dürfte sich auch erst in einigen Wochen zeigen.
Ergänzung vom 09. Januar 2013 / 18:02 Uhr
Seit einigen Tagen sitzt die Mörderin von Ursula M. in Untersuchungshaft. Seit Montag weiß das auch die Öffentlichkeit. Die Geschäftsleute aus der Rottacher Seestraße atmen erleichtert auf. Und auch die Nachbarn können wieder beruhigt schlafen.
Während die Sonderkommission der Kriminalpolizei ihrer Arbeit weiter verrichtet, kommen nach und nach immer mehr Details der Ermittlungen ans Licht. So soll laut Kripo-Chef Johann Schweiger erst in gut drei Wochen die Arbeit der Soko “Seeblick” abgeschlossen sein. Danach würden die noch anstehenden Aufgaben von den drei Hauptsachbearbeitern weitergeführt. “Da steht einiges an Arbeit an, damit auch alles vor Gericht verwertbar ist,” so Schweiger.
Angehörige sollen befragt werden
Gegenüber dem Merkur erklärt Ken Heidenreich, Pressesprecher der Staatsanwaltschaft München II, dass nun unter anderem auch das vorliegende Geständnis mit den Spuren am Tatort abgeglichen werden. Um das genaue Motiv zu klären, sollen auch Menschen aus dem Umfeld der Wiesseerin befragt werden. Für die Angehörigen und Nachbarn der 48-Jährigen ist der Spuk damit noch lange nicht vorbei.
Das Polizeipräsidium Oberbayern Süd bestätigt auf Nachfrage, dass die Täterin schon seit einigen Wochen im Mittelpunkt der Ermittlungen gestanden habe.
Scheinbar hatte die Frau sich selbst bei der Polizei gemeldet, der Bilder aus einem Münchner Kaufhaus wegen. Ihr Partner hatte Sie auf die Ähnlichkeit mit der gesuchten Blondine hingewiesen. Der Gang zur Kripo sollte ihre Unschuld beweisen
Doch das Manöver misslang, da die Polizei DNA-Spuren am Tatort gefunden hatte. Die Probe, die die Beamten von insgesamt 47 Frauen genommen hatten – darunter auch die 48-Jährige – ergab den klaren Hinweis. Die Wiesseerin musste die Täterin sein. Die Ermittlungen konzentrierten sich im Anschluss auf die Verdächtige.
Motiv: Habgier
Denn auch das Motiv war schnell gefunden: Wie berichtet kannte die 48-Jährige die Boutiquebesitzerin aus einer kurzen Arbeitsbeziehung, war derzeit arbeitslos. Die Geldsorgen drückten offensichtlich so sehr, dass Sie nur noch den Raub als Ausweg sah. Ein Ausweg, der sich als fatale Sackgasse herausgestellt hat. Oder wie es ein Kommentator schreibt:
Jemand braucht Geld. Er fährt nachts nach Rottach, bricht ein, bedroht mit einem Messer. Gegenwehr wurde nicht eingeplant, tritt aber ein. Das Opfer wird erwürgt. Das geht nach Meinung vieler Gutachten nicht schnell, sondern verdammt langsam. Man sieht den Menschen langsam und qualvoll sterben. Der jemand läßt das Opfer tot liegen, raubt ein paar Kröten und geht nach Hause. Wochenlang lebt dieser Jemand mit der Gewissheit das Leben eines anderen Menschen einfach so ausgelöscht zu haben. Für Geld und wenig Schmuck – ein Leben.
Habgier war schon vor kurzer Zeit ein ähnliches Motiv. Die Doppelmorde von Krailing. Ein Mann tötet Kinder, erschlägt sie. Wegen Geldsorgen! Die Realität ist in ihrer banalen Grausamkeit so weit weg von all den hübschen Heimatkrimis und Erzählungen über die lustigen Talbewohner. Es ist das Eindringen des Bösen in die Idylle, so es sie überhaupt gibt. Das Tal sollte eine Minute die Luft anhalten, der Toten gedenken und sich überlegen, wo die eigenen Prioritäten liegen. So ein Mord kommt nicht daher wie ein Gewitter. Es basiert auf eine schleichende Krankheit: die der Habgier, der profanen und zuweilen obszönen Sucht nach Mehr.
Vor allem die offensichtliche Skrupellosigkeit der Täterin, im Anschluss an das Geschehen in aller Seelenruhe “shoppen” zu gehen, ist eigentlich unfassbar. Nur aufgrund dieses Umstandes hatte die Polizei überhaupt die Möglichkeit die Fährte der Frau aufzunehmen – mit einem vorläufigen positiven Ende, der Verhaftung am vergangenen Freitag.
Ursprünglicher Artikel vom 07. Januar:
Fast genau zwei Monate ist es nun her, dass eine 65-Jährige Boutiquebesitzerin in ihrer Rottacher Wohnung ermordet wurde. Die umfangreichen und auch über die Weihnachtsfeiertage vorangetriebenen Ermittlungen der Beamten haben nun den gewünschten Erfolg erbracht.
Wie die Polizei heute Mittag meldet, wurde am Freitag eine 48-Jährige Wiesseerin wegen Mordes festgenommen. Mittlerweile hat sie die Tat gestanden.
Bekannt geworden war der Fall, nachdem eine Angestellte am Morgen des 6. November in der über Herrenboutique gelegenen Wohnung der 65-Jährigen Ursula M. nach dem Rechten sehen wollte und dabei deren Leiche fand. Ganz entgegen dem gewohnten Verhalten, war ihre “Chefin” zuvor nicht zur Arbeit erschienen.
SOKO Seeblick ermittelte
In der Folge wurde bei der Kriminalpolizei Miesbach die Ermittlungsgruppe „Seeblick“ gegründet, die dann mit bis zu 25 Beamten in Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft München II ermittelte. Dabei gingen die Beamten, die zeitweise auch von anderen Dienststellen unterstützt wurden, über 300 Einzelhinweisen nach. Zeitweise waren auch Taucher und Mitarbeiter der Operativen Fallanalyse – sogenannte Profiler – in die Ermittlungen eingebunden.
Eine Vielzahl an Überprüfungen, Recherchen und Auswertungen mussten die involvierten Polizisten abarbeiten. “Alleine 800 Spuren wurden am Tatort gesichert und im Institut für Rechtsmedizin untersucht und ausgewertet,” so Andreas Guske, Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd. Insgesamt 92 Hinweise aus der Bevölkerung seien bei der Kripo eingegangen.
Die umfangreichen Nachforschungen von Staatsanwaltschaft und Polizei führten nun am vergangenen Freitag zur Festnahme einer tatverdächtigen Frau. Wegen Mordverdacht befindet diese sich mittlerweile in Untersuchungshaft.
Die in Bad Wiessee zur Miete lebende 48-Jährige kannte das Opfer aus der Arbeit. Vor über zwei Jahren hatte die Frau für zwei Tage bei Ursula M. zur Probe gearbeitet. Auf diese Art erlangte Sie auch Kenntnis über die Lebensverhältnisse der Geschäftsfrau. Derzeit gehen die ermittelnden Beamten davon aus, dass damals auch in ihr der Entschluss gereift sei, die Boutiquebesitzerin auszurauben. Geldsorgen sollen die derzeit arbeitslose Frau, die erst seit knapp fünf Monaten in Wiessee wohnte, gedrückt haben.
Von der Wiesseerin erdrosselt
Am Abend des 5. November, kurz nach Geschäftsschluss gegen 18 Uhr, war Sie dann über die Eingangstür in die Wohnung des Opfers gelangt, bedrohte die 65-Jährige mit einem Messer und verletzte Sie zuerst leicht.
Als sich die Boutiquebesitzerin gegen die Angreiferin vehement zur Wehr setzte, griff diese zu ihrer Umhängetasche und erwürgte Ursula M. mit dem Riemen. Danach nahm die Wiesseerin eine geringe Menge Bargeld, Schlüssel und Geldkarten des Opers an sich und verließ die Wohnung.
Bereits die ersten Ermittlungen der Kripo hatten ergeben, dass eine Person am Tag nach der Tat, mit der entwendeten Geldkarte der Geschädigten, Waren in Kaufhäusern in München erworben hatte.
Über die Auswertung von Videoüberwachungsanlagen, konnte in Detailarbeit eine blonde Frau als mutmaßliche Einkäuferin ausgemacht werden. So wurde im Anschluss nach der Unbekannten in der Folge mithilfe zweier Bilder über die Medien gesucht. 47 konkrete Hinweise auf blonde Frauen im gesamten oberbayerischen Raum gingen daraufhin aus der Bevölkerung bei der Polizei ein.
Darunter waren auch vier Hinweise zu der 48-Jährigen aus Bad Wiessee, auf die sich die Ermittlungen im Anschluss immer mehr konzentrierten. Weitere Ermittlungsergebnisse und Tatortspuren erhärteten in der Folgezeit den Verdacht gegen die Frau.
Zugriff vergangenen Freitag
Am Freitagabend griffen die Beamten schließlich zu und nahmen die Frau in ihrer Wohnung fest. Bei der anschließenden Durchsuchung konnten Beweismittel sichergestellt werden, die mit der Tat in Verbindung gebracht wurden. Nach den vorliegenden Erkenntnissen hat die Festgenommene die Tat alleine begangen und keine weiteren Mittäter oder Helfer. In den weiteren Vernehmungen hat Sie mittlerweile auch die Tat gestanden.
Auf Antrag der Staatsanwaltschaft erließ die zuständige Ermittlungsrichterin am Amtsgericht München Haftbefehl wegen Mordes gegen die mutmaßliche Täterin. Laut dem Leiter der Miesbacher Kriminalpolizei Johann Schweiger befindet Sie sich nun im Frauengefängnis in Aichach.
Sonderkommission wird noch nicht aufgelöst
Trotz allem sind die Nachforschungen der Kripo noch nicht abgeschlossen. “Die Standardermittlungen zur Klärung der genauen Hintergründe und Details der Tat dauern weiter an,” so Schweiger auf Nachfrage. Man müsse noch die offenen Hinweise sichten und bewerten. “Derzeit laufen sozusagen die spurentechnischen Aufräumarbeiten, damit alles auch gerichtlich verwertbar ist.”
Aus dem Grund wird auch die SOKO Seeblick nicht sofort aufgelöst. Schweiger geht davon aus, dass diese noch zwei Wochen Arbeit vor sich hat. Danach dürften die drängendsten Aufgaben abgearbeitet sein. Bis wann die Wiesseerin wegen der Tat vor Gericht kommt, ist dagegen offen. Der Kripo-Chef sieht Anfang Herbst als realistischen Zeitpunkt an. “Doch bis dahin haben wir und die Staatsanwaltschaft noch einiges an Arbeit vor uns.”
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