Das Tegernseer Tal ist ein Urlaubsgebiet. Kurbeiträge von Übernachtungsgästen zu erheben – das gute Recht der Talgemeinden. Schließlich müssen Wanderwege gepflegt, Veranstaltungen finanziert und die Region sauber gehalten werden. Notwendige Rechtsgrundlage ist allerdings eine rechtswirksame, gemeindliche Kurbeitragssatzung. Aber wofür geben die Gemeinden den Kurbeitrag, der aktuell bei zwei Euro pro Gast und Übernachtung liegt, eigentlich genau aus?
In Rottach-Egern betrugen die Gesamteinnahmen aus dem Kurbeitrag im vergangenen Jahr 734.000 Euro netto. Und das bei insgesamt 404.162 Übernachtungen. Das teilt Rottachs Kämmerer Martin Butz auf Nachfrage mit. Zu berücksichtigen sei, dass der Kurbeitrag erst ab dem vollendeten 16. Lebensjahr vollständig gezahlt werden muss, so Butz. Kinder und Jugendliche sowie Schwerbehinderte zahlen nur einen Euro.
Verwendet werde der Kurbeitrag zur Aufrechterhaltung der touristischen Infrastruktur, erklärt der Kämmerer weiter. Dazu gehöre beispielsweise das See- und Warmbad, die Instandsetzung der Wanderwege, die Pflege der Ufer- und Badeanlagen, das Angebot von Kurkonzerten sowie die Finanzierung der Ermäßigungen für die Gästekarte. Diese würden unter anderem die landkreisweiten Freifahrten mit dem RVO beinhalten.
Laut Butz ergab sich aus dem Kurbetrieb im Jahr 2015 ein Verlust von rund zwei Millionen Euro. Im vergangenen Jahr werde sich diese Summe auf einem „ähnlich hohen Niveau“ bewegen. Noch könne er keine genaue Auskunft darüber geben, denn noch sei der Jahresabschluss nicht erstellt.
Kreuth hat mehr Ausgaben als Einnahmen
Die Gemeinde Kreuth finanziert mit ihrem Kurbeitrag die Unterhaltung des Freibades und des Wassererlebnisweges, hält die Wander- und Radwege sowie die Langlaufloipen instand und zahlt die Gästekartenermäßigungen. Auch für Veranstaltungen wie Heimatabende und Kurkonzerte wird das Geld ausgegeben.
Rund 303.000 Euro standen dafür im vergangenen Jahr zur Verfügung, berichtet Kreuths Kämmerin Sabine Dirigl. Im laufenden Jahr lägen die Einnahmen aktuell bei 142.000 Euro. Überschüsse erwirtschaftet die Gemeinde keine. Die Ausgaben werden nicht durch den Kurbeitrag gedeckt. Das Defizit aus dem Kurbetrieb fließt laut Dirigl in den Gesamthaushalt mit ein.
Laut Statistik der Tegernseer Tal Tourismus GmbH (TTT) lag die Zahl der Übernachtungen in Gmund im vergangenen Jahr insgesamt bei 60.514, was einen Kurbeitrag in Höhe von 72.148 Euro ausmacht. Das teilt Gmunds Geschäftsleiter Florian Ruml auf Nachfrage mit. In diesem Jahr habe man bislang – mit Stand vom 30. Juni – Einnahmen in Höhe von 26.780. Auch in Gmund fließt der Kurbeitrag in den allgemeinen Gemeindehaushalt mit ein. Die Ausgaben für den Fremdenverkehr werden laut Ruml ebenfalls aus dem allgemeinen Haushalt getätigt.
Investiert werde insbesondere in die Erholungseinrichtungen wie beispielsweise die Seeuferanlage, die öffentlichen Grünanlagen sowie das Strandbad Kaltenbrunn. Bestritten werde von dem Geld ebenfalls die Umlage an die TTT. Um alle diese Ausgaben zu decken, reiche der Kurbeitrag allerdings nicht aus, so Ruml.
Tegernsee: Am Ende des Jahres bleibt nichts übrig
Bei 209.105 Übernachtungen hat die Stadt Tegernsee im vergangenen Jahr 380.383 Euro durch die Kurbeiträge eingenommen. Auch hier gibt man die Einnahmen für die touristische Infrastruktur aus: Kuranlagen, Kurgarten, Wanderwege. Die Kurkonzerte werden ebenfalls aus den Kurbeitragseinnahmen bestritten.
Die Einnahmen aus dem Kurbeitrag reichen für die Erhaltung der touristischen Infrastruktur bei weitem nicht aus, erklärt Kämmerer Jürgen Mienert. Das dürfte bei allen „Tourismus-Gemeinden“ der Fall sein. Das heiße in der Folge, dass am Ende des Jahres auch kein Geld übrig bleibt. Eine Stellungnahme aus Bad Wiessee lag uns bis Redaktionschluss nicht vor.
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