Gröbl verweigert Handschlag

Beim Streit um das ehemalige Hotel Lederer bleiben die Fronten weiter verhärtet: Bei der heutigen Verhandlung im Münchner Landgericht waren zwar sämtliche Akteure anwesend. Doch zu einer Aussöhnung kam es nicht. Im Gegenteil: Gerade zwischen dem Wiesseer Bürgermeister Peter Höß und Altlandrat Wolfgang Gröbl herrscht Eiszeit.

Ein weiterer Verhandlungstag stand heute auf dem Programm. Der Grund: die Schlierseer Maklerfirma Alpen Immo.net fordert vom derzeitigen Eigentümer des Lederer-Areals RDR eine Provision für ihre Rolle beim Verkauf. RDR bestreitet jedoch eine Zusage für die offenen 221.000 Euro. Daher soll das Gericht nun die Umstände des Kaufs klären.

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Kein Handschlag

So war heute auch der ehemalige Landrat Wolfgang Gröbl vor Gericht anwesend. Dessen Rolle in den Kaufverhandlungen hatte im vergangenen Dezember zu einem großen Streit im Wiesseer Gemeinderat geführt. Wie ein Gesellschafter der RDR damals erklärte, habe Gröbl ihm das Grundstück zusammen mit der Möglichkeit einer Wohnbebauung angeboten. Höß erhob daraufhin schwere Vorwürfe gegen Gröbl.

Und so kam es heute auch gleich zum ersten kleinen Eklat. Denn Gröbl verwehrte dem Wiesseer Bürgermeister den Handschlag. „Erst wenn du dich bei mir entschuldigst“, machte Gröbl klar. Doch Höß lehnte ab. Er brauche sich nicht zu entschuldigen. „Das wirst du nachher schon sehen“, so Gröbls Antwort in Richtung seines Politikerkollegen, während er sich auf den Weg zum Gerichtssaal macht. Dort ist es dem ehemaligen Landrat dann wichtig zu betonen, dass er, anders als ihm in der Vergangenheit unterstellt wurde, der Firma RDR niemals eine komplette Wohnbebauung auf dem Lederer-Areal in Aussicht gestellt hatte.

Höß lehnte Gespräche ab

„Es war immer nur von Wohnungen am Westrand des Grundstücks die Rede. In Verbindung mit einem Hotel natürlich“, so Gröbl bei seiner heutigen Aussage. Zudem habe er sich dabei einzig auf die Stellungnahme der Kanzlei Labbè und Partner berufen, in der es heißt, dass auf diesem Teil des Grundstücks Wohnungen möglich seien.

Im Münchner Landgericht wurde heute über offene Provisionen beim Verkauf des Wiesseer Hotel Lederer verhandelt

Unterdessen legt Gröbl auch ein Schreiben vor, das beweisen soll, wie Höß potenzielle Investoren vergrault habe. Auf die Anfrage eines potenziellen Berliner Investors zu einem Gespräch mit der Gemeinde antwortet der Bürgermeister damit, dass man sich erst mit dem Grundstück beschäftigen wolle, sobald ein Eigentümerwechsel stattgefunden hat. Ein Gespräch mit irgendwem in dieser Sache erachte er nicht als zielführend, so Höß weiter in dem von Gröbl vorgelegten Schreiben.

Daraufhin, so Gröbl, habe sich der Investor zurückgezogen, obwohl er bereits einiges an Geld und Kraft in das Projekt gesteckt hatte. Wenn jemand 60 Millionen in einen Ort investieren will, müsse er auch willkommen sein. Doch wenn die Verantwortlichen in der Gemeinde potenzielle Käufer nicht empfangen wollen, könne dieses Gefühl nicht entstehen.

Vorwürfe, auf die Höß nach der Verhandlung gelassen reagierte: „In seiner Aussage hat Gröbl nichts Neues gesagt.“ Dabei möchte der Bürgermeister auch weiterhin nicht das Gespräch mit dem Altlandrat suchen. „Dazu gibt es keinen Grund“, lässt Höß wissen.

Gröbl wollte kein Geld

Der Streit um die ausstehende Provision konnte trotz der Aussage Gröbls im Übrigen heute nicht geklärt werden. Damit habe er nicht viel zu tun gehabt. Er selber, so der frühere Landrat, habe seine Rolle in der Sache schließlich immer rein sportlich gesehen.

Den Anwesenden war allerdings anzumerken, dass sie seiner Motivation nicht gänzlich Glauben schenkten. Doch der frühere Miesbacher Landrat beharrte auch auf Nachfrage darauf, dass er von dem Treffen nicht mehr Entlohnung bekommen habe als die gute Gesellschaft. Anders als die Maklerfirma Alpen Immo.net. Diese hatte nämlich für den abgeschlossenen Kauf bereits von Verkäufer Josef Lederer eine Provision in Höhe von 95.000 Euro erhalten. „Wir haben uns schnell geeinigt. Es gab da keinen Streit“, erklärt der 74-Jährige. (Ein Bericht über die Hintergründe des Kaufs aus der Sicht von Josef Lederer folgt morgen.)

Josef Lederer wohnt immer noch im Hotelkomplex

Streit gibt es dagegen weiterhin mit dem Grünwalder Käufer RDR. Denn auch der von Alpen Immo.net vorgeschlagene Vergleich, dass der Käufer nur die Hälfte der Provision bezahlen müsste, führte am heutigen Tag zu keinem Ergebnis. „Das sind doch jetzt nur Zahlen. Es muss eine Entscheidung her“, verkündete der Anwalt von RDR. Damit wird das Gericht wohl am 17. Mai beim letzten Verhandlungstag sein Urteil fällen.

„Sofort eröffnen“

Das ehemalige Hotel an der Wiesseer Seepromenade ist nun endgültig zu einem einzigen Streitobjekt verkommen. Lederer gegen Gemeinde, RDR gegen die Maklerfirma, Höß gegen Gröbl. Doch an dem leerstehenden Haus passiert nur wenig. Zwar verhandeln RDR und Hexal-Gründer Thomas Strüngmann derzeit über den erneuten Verkauf des Grundstücks. „Der Stand ist allerdings immer noch derselbe wie zuvor“, so Höß heute. Solange beim Preis also keine Einigung erzielt wird, bleibt das Hotel geschlossen.

Für den noch immer im Hotelkomplex wohnenden ehemaligen Besitzer Josef Lederer völlig unverständlich. Schließlich halte er das Gebäude immer noch in Schuss. „Meiner Meinung nach könnte das Hotel sofort wieder eröffnen“, so Lederer bei seiner Aussage vor Gericht.

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