Lässig, unkompliziert und ein bisschen exklusiv und exotisch. So stellt sich Hotelier Johannes Rabl (38) den künftigen kulinarischen Stil vom Leeberghof vor. Seit 1. Juli betreibt er den „Rohdiamanten“, wie er das 15-Zimmer-Haus hoch über dem Tegernsee bezeichnet.
Der aus Viechtach in Niederbayern stammende 38-Jährige schmiss sein Jurastudium kurz vorm Abschluss einfach so hin. Nach fünf Semestern war für ihn klar: „Ich will Gläser polieren.“ Ein Bauchgefühl. Seither ist er zehn Jahre lang durch die Welt getingelt, arbeitete in den unterschiedlichsten Hotels in insgesamt vierzehn Ländern.
Weit gereist – endlich angekommen
Als Management-Trainee fing er in Bangkok an, wurde sechs Jahre später Hoteldirektor und holte seinen Masterabschluss in der Schweiz nach. Während seiner beruflichen Laufbahn machte er viele Hoteleröffnungen mit. Unter seiner Führung als Resort Manager wurde das One&Only Reethi Rah Resort auf den Malediven vom Traveller‘s World Magazin dreimal hintereinander zum besten Resort der Welt gekürt.
Gesamtumsätze von mehr als 100 Millionen US-Dollar pro Jahr, Besuche von Staatsoberhäuptern und Hollywood Stars, sowie die Führung von rund 1.000 Mitarbeitern sind besondere Errungenschaften seiner Zeit im Ausland. Doch ein „Getriebener“ wollte er nicht bleiben. Es zog ihn zurück zu Brauchtum und Tradition.
2015 gründete er das Familienunternehmen „Latona Hotels & Restaurant GmbH“. Sein Konzept: Hotel und Gastronomiekonzepte in Bayern zu entwickeln – für eine „zeitgemäße Form von Luxus“. Für diesen Zweck wird sein neu erworbener Rohdiamant – der Leeberghof – gerade poliert.
Das Angebot soll „verjüngt und entstaubt“ werden, wie Rabl voller Enthusiasmus sagt. Weil das Hotel keinen Wellness- und Eventbereich hat, konzentriert sich der Hotelier auf die Kulinarik. Sein Küchenteam unter der Leitung von Matthias Rödiger bekommt mehr Freiheit für Kreativität, darf sich beispielsweise mit selbstgemachten Marmeladen, einer Kräuterkarte und den gängigen, regionalen Produkten austoben.
Ich will nicht, dass man für mich arbeitet, sondern mit mir.
Nur bodenständig muss es bleiben. Rabl gefällt es, wenn vor seinem Hotel riesige Karossen parken und er später, wenn er auf seiner Hotelterrasse von Tisch zu Tisch geht, das Wiener Schnitzel auf dem Teller liegen sieht. Dennoch will er die Speisekarte künftig durch Gastköche exotisch aufpeppen. Kontakte hat er viele, auch zu einem Sushi-Koch aus Japan.
Was er auf keinen Fall will: Ein Haus, das sich nur auf eine Zielgruppe ausrichtet. Auch die Einheimischen sollen abends an der Sassa Bar in legerer Atmosphäre zusammenkommen und „ihre Sorgen vergessen“. Jeden Sonntag plant er deshalb einen Chillout-Abend. „Sunday Sunset“ von 18 bis 21 Uhr, mit wechselnden DJ´s, Tapas und Wein.
Regnen darf es (noch) nicht
Die Lage oben am Leeberg ist einzigartig. Das weiß Rabl. Dennoch steht ihm nur ein begrenzter Raum für Veranstaltungen zur Verfügung. Innen hat er 100 Plätze, außen 60. Regnet es, so wie jetzt im Juli, fließt sein Umsatz den Berg obi. „Jeder Schauer bringt das Terrassengeschäft in Gefahr“. Deshalb denkt Rabl auch über ein aufwendiges Schirmkonzept nach.
Mit der Übernahme des Leeberghofs von Helmut Huber (70) hat Rabl einen „sauberen Schnitt“ gemacht, wie er sagt. Das komplette Team aus 30 Mitarbeitern, davon sechs Köche, hat er von der langjährigen Pächterin und Betreiberin Birgit Walch, deren Pachtvertrag zum 30. Juni endete, übernommen. Neue Betriebsleiterin ist Sabine Maxein. Sie ist für das Hotel verantwortlich, wenn Rabl unterwegs ist. Dass Rabl ein Teamplayer ist, beweist er durch sein Engagement in Zeiten der Not.
Rabl legt selbst Hand an
Als vor zwei Wochen sein Spüler erkrankte, stellte er sich kurzerhand für drei Stunden selbst in die Küche. Er lebt vor, worum es ihm geht. Jeder soll sich als Teil des Leeberghofs fühlen, genauso wie seine Gäste, zu denen auch Tegernsees Neuzugang, Bayerns Welttorhüter Manuel Neuer, gehört.
„Herr Rabl, könnten Sie bitte einmal mitkommen?“ Die Mitarbeiterin zieht die Augenbrauen hoch. Höflich steht der Hotelier auf. „Darf ich mich kurz entschuldigen?” Für immer verlässt er diesen Platz nicht, soviel steht fest. Am 1. September heiratet er nämlich seine Freundin Ariane auf dem Tegernseer Standesamt. Mit ihr verlängert er – rein statistisch betrachtet – sein Leben, auf alle Fälle aber sein abgebrochenes Studium. Sie ist Juristin.
Die kirchliche Hochzeit findet später statt. „Es soll zwar keine Drohung sein, aber hier gehe ich nicht weg“, verrät der 38-Jährige. Und er ist sich sicher, hier noch „viele weitere Objekte zu finden“. Ein Bauchgefühl.
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