Darin spricht Huber über die Themen seiner Kandidatur. Und natürlich geht der 54-Jährige auch auf die Geschehnisse rund um den amtierenden Landrat Jakob Kreidl ein und erklärt, was er als Landrat anders machen würde.
Robert Huber ist Wiesseer SPD-Gemeinderat, sitzt im Kreistag und arbeitet bei der Stadt Tegernsee als Kfz-Meister. Daneben ist er auch noch Aufsichtsratsvorsitzender der Baugenossenschaft Lenggries. Er ist verheiratet und hat eine 20-jährige Tochter.
In unserem Interview spricht der überzeugte SPDler über seine Vergangenheit und seine Ziele, über Liveübertragung von Gemeinderatssitzungen und seine Vorstellung von Politik. Zudem geht der Landratskandidat auf seine eigenen Fehler ein, und warum er oft falsch eingeschätzt wird.
„Ich mag kein Stammtischgerede“
Tegernseer Stimme: Herr Huber, gleich mal eine Grundsatzfrage zu Beginn: Warum eigentlich SPD?
Robert Huber: Ich bin einfach aus innerster Überzeugung Sozialdemokrat. Das ist meine Lebensauffassung. Und in der SPD finde ich da viele Gleichgesinnte, wenngleich ich auch immer wieder außerhalb der Partei welche kennenlerne.
Andererseits hat die Entscheidung zur SPD bei mir auch viel mit der Vergangenheit zu tun. Ich bin der Bergarbeiterstadt Penzberg groß geworden, in der die Sozialdemokratie eine langjährige Kultur hat. Das hat mich geprägt.
Auch wenn der politische Weg sicherlich leichter gewesen wäre – die CSU war für mich nie eine politische Alternative. Der Ursprung der CSU gründet sich auf die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, und die Historie der Partei ist für mich schwer belastet.
Tegernseer Stimme: Sie kommen in der Öffentlichkeit manchmal sehr ruppig rüber. Woher kommt das?
Robert Huber: Das hat sicherlich etwas mit meiner Arbeitsauffassung zu tun. Wenn ich eine Diskussion führe, dann will ich am Ende auch ein Ergebnis haben. Ich mag dann kein Stammtischgerede hören. Es darf jeder reden, aber dann muss er auch etwas beitragen.
Gerade in Gemeinderatssitzungen sieht man dann oft, wie mir der Kamm schwillt und ich diese Meinung auch durchaus deutlich kundtue. Wenn man mich dann nur so kennenlernt, dann ist das wahrscheinlich der Grund, warum so ein falscher Eindruck entsteht. Nach der Arbeit bin ich immer für ein lockeres Gespräch zu haben.
Tegernseer Stimme: Wie sieht es denn bei Ihnen mit eigenen Fehlern und Schwächen aus, Herr Huber?
Robert Huber: Wie das Beispiel oben ja schon andeutet, bin ich ein impulsiver Mensch. Ich bin reizbar, man kann mich durchaus ärgern. In manchen Situationen, zum Beispiel wenn mir Unhöflichkeit entgegengebracht wird, reagiere ich dann sicherlich etwas überzogen. Daran muss ich noch arbeiten.
Zum anderen bin ich aber auch ein ganz emotionaler Mensch, nicht wirklich der abgebrühte Politiker. Mich kann man durchaus verletzen. Zu guter Letzt bin ich auch ganz schlecht in Terminplanung. Wenn ich da nicht meine Frau an meiner Seite hätte, würde ich sicherlich zu der Hälfte meiner Termine zum falschen Zeitpunkt und am falschen Ort erscheinen.
Politisch gesehen war meine Karriere sicherlich nicht so ereignisreich, dass ich da große Fehler hätte machen können, die mir später eventuell schaden würden.
Schlechtes Krisenmanagement
Tegernseer Stimme: Stichwort „Vergangenheit, die einen einholt“: Sie kennen den amtierenden Landrat Jakob Kreidl ja aus Ihren verschiedensten Tätigkeiten im Kreistag. Wie sehen Sie die aktuellen Geschichten rund um Kreidl und sein Krisenmanagement?
Robert Huber: Herr Kreidl hat sich diese Suppe selber eingebrockt – und die ist ganz schön dick. Die muss er jetzt selber auch wieder auslöffeln. Ganz entscheidend ist dabei für mich, wie die Bundeswehr-Universität seine Doktorarbeit beurteilt. Denn es ist ein gravierender Unterschied, ob sie sagen, er hat Fehler gemacht oder betrogen hat. Eine Vorverurteilung gibt es für mich aber überhaupt nicht.
Was ich allerdings nicht sonderlich gut gefunden habe, ist, dass es in einigen Publikationen so rübergekommen ist, als sei er das Opfer einer Kampagne. Das ist nicht der Fall. Er ist Täter, nicht Opfer. Das muss man ganz deutlich herausstellen.
Das Problem dabei ist eben auch, dass es ja seine persönliche Entscheidung war, diese Doktorarbeit zu schreiben. Hunderte Arbeiten wurden untersucht und seine eben nun beanstandet. Er ist eine Person der Öffentlichkeit. Mit so etwas muss man irgendwann rechnen. Aus meiner Sicht war diese Arbeit ja auch gar nicht nötig. Er hat es rein aus Prestigegründen getan.
Tegernseer Stimme: Wie sehen Sie die „Affäre“ mit dem Anstellungsverhältnis von Verwandten?
Robert Huber: Prinzipiell habe ich kein Problem damit, wenn Familienangehörige angestellt werden. Das Ganze muss dann aber auch finanziell und vom Arbeitsaufwand her vermittelbar sein.
Für 1.500 Euro netto erwarte ich eine Gegenleistung, die an das heranreicht, was ein(e) normal arbeitende(r) Mann oder Frau im Beruf leisten muss. Mit anderen Worten: im Prinzip 40 Stunden harte Arbeit. Daher ist der Betrag von 1.500 Euro für mich schon grenzwertig.
Tegernseer Stimme: Was würde sich denn im Landkreis Miesbach ändern, wenn Sie Landrat wären?
Robert Huber: Natürlich würde ich meine Arbeitsweise einbringen. Ich habe mich schon immer als Teil des Ganzen gesehen. Ich arbeite am liebsten in Gruppen. Zum anderen würde ich es auch weiterhin so halten, wie ich es bereits jetzt tue: mit den Bürgern sprechen, von ihnen eine Rückmeldung bekommen. Das finde ich ganz wichtig. Auch wenn das als Landrat zugegebenermaßen schwieriger werden würde als hier in Wiessee.
Tegernseer Stimme: Wie stehen Sie in dem Zusammenhang zum Thema Liveübertragungen aus den Gemeinderats- oder Kreistagssitzungen?
Robert Huber: Diesem Thema stehe ich sehr aufgeschlossen gegenüber. Man muss sich hier der neuen Generation öffnen. Es hat sich einfach eine andere Form der Kommunikation eingebürgert. Ich habe es schon immer gesagt: Die Politik muss sich nach der Gesellschaft richten und nicht diese erziehen.
Und ehrlich gesagt wäre es mir in der letzten Zeit oft lieber gewesen, wenn die Sitzungen im Kreistag oder Gemeinderat live übertragen worden wären. Dann hätten die Leute nämlich gesehen, wer gesprochen hätte und wer nicht. Bei vielen Kollegen habe ich nämlich das Gefühl, dass sie froh sind, dass niemand zuschaut. Dann sieht keiner, dass sie sich nicht beteiligen.
Drei Hauptthemen
Tegernseer Stimme: Kommen wir zu Ihren eigenen Themen. Womit wollen Sie beim Bürger punkten?
Robert Huber: Ich habe da eigentlich drei Hauptbereiche. Zum einen will ich uns für die Herausforderungen des demografischen Wandels wappnen. Und zwar bei Jung und Alt. Heißt, eine Lösung für die steigende Zahl Demenzkranker finden und die soziale Verarmung bekämpfen.
Heute geht man ja nur noch ins Heim, wenn man gar nicht mehr anders kann, und bleibt lieber allein zu Hause. Zum Teil auch aus finanziellen Mängeln. Das muss sich ändern.
Auf der anderen Seite, und das führt mich auch gleich zu meinem zweiten Punkt, muss man die Familie fördern. Aus meiner Sicht geht das zuerst über günstigen Wohnraum. Versuchen Sie doch mal, eine Familie zu gründen. Das kann man heutzutage nur schwer vereinbaren.
Tegernseer Stimme: Und wie wollen Sie das finanzieren?
Robert Huber: Das muss aus meiner Sicht gar kein Verlustgeschäft für die Gemeinde sein. Ich sehe es ja bei meiner Tätigkeit in der Baugenossenschaft. Warum machen es denn die ganzen anderen? Weil im Immobilienbereich Millionen zu verdienen sind. Die Politik hat den Sektor bloß aus reiner Bequemlichkeit den Privaten überlassen.
Wenn man nicht nur Geld rauszieht, sondern auch investiert, kann man was verdienen und gleichzeitig günstige Mieten anbieten. Und so könnte man dann auch gleich den Schuldenberg abbauen.
Zum Dritten ist mir auch der Erhalt der dörflichen Strukturen ganz wichtig. Das ist es nämlich auch, was Bayern im Vergleich so stark macht. Wenn bei uns ein mittelständisches Unternehmen pleitegeht, dann sind nur wenige betroffen. Geht dagegen so ein großes Industrieunternehmen zugrunde, sind gleich 1.500 Menschen arbeitslos.
„Ich will mir einen Vorteil verschaffen“
Tegernseer Stimme: Warum geben Sie Ihre Kandidatur eigentlich jetzt schon bekannt und warten nicht ab so wie Ihre Mitbewerber?
Robert Huber: Ganz klar, ich will mir gegenüber den Bewerbern einen Vorteil verschaffen und meine Themen bereits jetzt bekannt machen. Denn damit will ich punkten. Nicht damit, dass ich nur über die Fehler anderer rede.
Und seien wir doch mal ehrlich. Im letzten Vierteljahr vor der Wahl werden die Bürger doch eingelullt. Da hören sie von jedem das Gleiche. Jetzt ist die Zeit, wo man noch Gehör beim Wähler findet.
Tegernseer Stimme: Mal Hand aufs Herz: Glauben Sie, dass Sie gewinnen?
Robert Huber: Nun ja, ich werde mich wählen. Und meine Frau hat auch gesagt, dass sie mich wählen will. Null Prozent werden es also nicht. (lacht)
Nein, im Ernst. Ich will ein gutes Ergebnis einfahren und werde alles dafür tun. Ich bin allerdings nicht so vermessen, zu sagen, dass ich gewinnen werde. Aber ich gehe so in den Wahlkampf, als könnte ich gewinnen.
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