Wer kennt ihn nicht, den Manneken Pis, den urinierenden Knaben, das Wahrzeichen Brüssels und versteckte Symbol auf der Camel-Schachtel? Ein Sinnbild für die männliche Fähigkeit, im Stehen zu pinkeln – und auch zielgerichtet zu treffen. Eine Fähigkeit, mit der Frauen leider nicht gesegnet sind. Kein Wunder also, dass es bislang keine öffentlichen Toiletten mit einem Pinkelbecken für Frauen gab.
Diese Einseitigkeit will der Berliner Senat jetzt mit einem neuen Toilettenkonzept überwinden. Es sei ungerecht, so heißt es dort, wenn nur Männer im Stehen urinieren dürfen. Auch wenn Frauen nicht zum Wildpinkeln tendieren, müsse ihnen dennoch die Möglichkeit geschaffen werden, sich im Stehen zu erleichtern.
Matteo Thun entwirft Frauen-Urinal „Girly“
Da aber die herkömmlichen Wandbecken für Männer für Frauen ungeeignet sind, dachten die Toilettenexperten über neue Modelle nach. Fündig wurden sie bei keinem geringeren als dem italienischen Designer und Architekten Matteo Thun. Schon 2004 gewann er für sein Frauen-Urinal „Girly“ den Designerpreis „Compasso d`Oro“.
Auf der Seite www.stylepark.com wird für das Produkt wie folgt geworben: „WC-Urinal optimal für Sie. Kein Kontakt dank seiner innovativen Form, die die Anatomie der Frau berücksichtigt.“ Was so ein Wandbecken für Frauen kostet, steht dort nicht. Die Gesamtkosten könnten aber auch in Berlin – so wie beim Badehaus in Wiessee – früher oder später für hitzige Debatten sorgen. In jede öffentliche Berliner Toilette soll nämlich künftig ein „Girly“ eingebaut werden.
So sieht es zumindest das Konzept des Rot-Rot-Grünen-Senats vor. Der Diskriminierung und Notwendigkeit zum Trotz. Solange das Konzept noch nicht bis zum Tegernseer Tal vorgedrungen ist, bleibt uns Frauen bis dahin, das Pinkeln im Stehen kunstvoll mit der Lufthocke zu üben. Denn diese geschlechterspezifische Ungerechtigkeit, auf dreckigen Klobrillen unser tägliches Geschäft verrichten zu müssen, geht uns Frauen – seien wir doch mal ehrlich – nun wirklich gegen den Pinkelstrich.
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