Im landesweiten Vergleich der Regionalbahnnetze sind die Qualitätswerte der Bayerischen Oberlandbahn (BOB) drastisch gesunken. Damit rutscht die BOB im Ranking der BEG-Eisenbahngesellschaft von Platz 18 auf Platz 25 ab. Das zeigt das Ende Juni veröffentlichte aktuelle Ergebnis. Damit zählt die BOB – zusammen mit dem Rosenheimer Meridian – zu den „größten Absteigern nach Plätzen“.
Ganze 5,77 Punkte musste die BOB einbüßen und hat mit Platz 25 nun den viertschlechtesten Platz der insgesamt 28 getesteten bayerischen Regionalzüge. Während die BOB im Dezember noch 8,12 Punkte im Bonusbereich bekam, erhielt sie mit Stand zum 30. Juni nur noch 2,45 Punkte.
Von 8,12 Punkten auf 2,45 abgerutscht
Damit liegt sie nur noch knapp im positven Bereich. Ein Wert von Null im Punktesystem bedeutet, dass die Erwartungen der BEG gerade so erfüllt werden. Schneidet ein Unternehmen besser ab, erhält es einen Bonus. Dieser liegt bei maximal 100 Punkten. Wer Minuspunkte hat, zahlt Strafe.
Mit 8,12 Punkten hatte sich die BOB-Qualität von September bis Dezember vergangenen Jahres innerhalb von nur drei Monaten von 4,29 Punkten um 3,83 Punkte gesteigert. Nach aktuellen Stand muss sie nun ein Minus von 5,77 Punkten hinnehmen. Was die BEG kürzlich dazu veranlasste, die BOB-Geschäftsleitung zu einer Krisensitzung zu berufen und einen wöchentlichen Bericht über die Anzahl sowie die Ursachen von technischen Störungen samt Maßnahmenkatalog zu liefern.
Seit dem 6. Juni war die BOB von über 170 Zugkürzungen sowie rund 70 Zugausfällen betroffen. Die Mehrheit davon hatte die BOB selbst zu verantworten – Fahrzeugstörungen oder mangelnde Fahrzeugverfügbarkeit waren die Ursache.
Ranking läuft noch bis Ende Dezember
Der letzte Zwischenstand des Rankings der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) erschien am 31. Oktober vergangenen Jahres. Damals war die Qualität der BOB im Ranking gestiegen (wir berichteten). Das eigene Qualitätssystem der BEG bewertet mithilfe von externen Testern und durch Fahrgastbefragungen alle bayerischen Regionalzüge.
Die Erhebungsperiode läuft zwei Jahre und endet im Dezember 2017. In dieser Zeit werden 1.000 Fahrgastbefragungen und 200 offene und verdeckte Tests durchgeführt. Die Ergebnisse fließen in die Qualitätsdatenbank ein.
Sie werden 14-tägig aktualisiert und sind für die Unternehmen einsehbar. Beim Qualitätsranking berücksichtigt werden die Sauberkeit der Fahrzeuge, Fahrgastinformationen, Komfort und Serviceorientierung. Die Pünktlichkeit der Züge wird dabei nicht bewertet.
Pünktlichkeit kein Kriterium
Ungelöste Probleme bei den Klimaanlagen, als defekt beschilderte WC’s, nicht nachvollziehbare betriebliche Entscheidungen, mangelnde Fahrgastinformationen sowie eine Reihe von vermeidbaren personalbedingten Verspätungen oder Ausfällen. Nach wie vor sei die Sauberkeit bei den sanitären Einrichtungen auf einem sehr niedrigen Niveau. “All das habe in Summe zu einem negativen Gesamtbild beigetragen“, kritisierte BEG-Geschäftsführer Thomas Prechtl in seinem Schreiben an die BOB.
Noch im Dezember hatte Wolfgang Oeser, Leiter Qualitätsmanagement, Marketing und Presse der BEG, erklärt, die Qualitätsverbesserungen resultierten aus Verbesserungen in der Außensauberkeit sowie den WC- und Sanitäreinrichtungen. Es habe weniger defekte WCs und insgesamt weniger Schmutz gegeben, gab Oeser als Grund für das gute Abschneiden der BOB beim BEG-Ranking an.
Positiv bewerteten die Fahrgäste damals noch das Erscheinungsbild insgesamt, die Kompetenz und die Freundlichkeit der Zugbegleiter. Punkte gab es unter anderem auch für deren Kundenorientierung bei Beschwerden. Die Pünktlichkeit fließe dagegen nicht mit in die Bewertung ein, sie werde in einem separaten System erfasst.
Bis Ende Dezember 2017 hat die BOB noch Zeit, ihr Ergebnis zu verbessern. Erst dann steht fest, ob ein Bonus oder Malus für die BOB anfällt und wie hoch dieser sein wird.
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