Eier vom Bauernhof – ohne Gift

Fast elf Millionen Fipronil-belastete Eier sollen nach Deutschland geliefert und teilweise sogar schon verarbeitet worden sein. Der Skandal ist groß. Auch heimische Bauern im Tal merken das deutlich – denn dort sind die frischen Eier vom Hof gefragter denn je.

Familie Koch verkauft frische Eier auf ihrem Hof in Finsterwald.

Seit dem 31. Juli ist bekannt, dass mit dem Insektizid Fipronil belastete Eier aus den Niederlanden nach Deutschland ausgeliefert wurden. Das Bundeslandwirtschaftsministerium schätzt, dass es sich um rund 10,7 Millionen belastete Eier handelt. Neben Deutschland sind bisher auch 14 weitere EU-Länder sowie die Schweiz und Hongkong betroffen.

Das Insektizid Fipronil war in einem Putzmittel für Hühnerställe enthalten. Zwei Manager der Firma wurden bereits festgenommen. Inwiefern eine kriminelle Absicht dahinter steckt, ist noch unklar – aber auch die deutsche Staatsanwaltschaft ermittelt. Betroffene Legehennenbetriebe wurden bereits gesperrt.

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Vermutlich wurde ein Teil der belasteten Eier bereits zu anderen Lebensmitteln weiter verarbeitet. Doch was genau ist Fipronil eigentlich? Es handelt sich hierbei um ein Insektizid, das vor allem als Pflanzenschutzmittel oder zum Schutz von Hunden vor Flöhen und Zecken zum Einsatz kommt. Doch das Mittel ist unter anderem für Honigbienen in hohem Maße giftig.

Auf Fipronil- folgt Schimmel-Skandal

Daher entschied die EU im Jahr 2013, den Einsatz des Mittels in der Landwirtschaft stark zu begrenzen. Unter anderem darf es nicht mehr zur Saatgutbehandlung von Mais verwendet werden. Aber auch alle Tiere, die zum Verzehr geschlachtet oder zur Erzeugung von Eiern und Milch gehalten werden, dürfen nicht damit in Berührung kommen.

Auch Bayern ist von dem Fipronil-Skandal betroffen. Doch damit nicht genug: In Reinbek, nördlich von Hamburg, wurde gestern bestätigt, dass in einem Supermarkt vergammelte Bio-Eier gefunden wurden. Wie der Kreis Stormarn mitteilte, handelte es sich dabei nachweislich um Schimmel. Die Eier stammen von einem Hof aus dem Kreis Segeberg, der sie selbst zugekauft hatte.

Das bedeutet: Bio-Eier kommen nicht zwangsläufig auch aus der Region. Dem Geflügelwirtschaftsverband Schleswig-Holstein zufolge, ist das Zukaufen von Eiern in der Branche üblich. Die Eier sollen in diesem Fall mehr als 600 Kilometer in Deutschland unterwegs gewesen sein, bevor sie dann auf dem Hof im Kreis Segeberg landeten.

Hof der Familie Koch in Finsterwald: In der Holzhütte (hinten links) befindet sich der Eierautomat.

Nicht verwunderlich also, dass gerade auch in unserer Region frische Eier vom Bauernhof immer beliebter werden. Das merkt auch Familie Koch in Finsterwald in Gmund. Veronika und Michael Koch arbeiten vollzeit auf ihrem Hof, damit dieser drei Familien-Generationen ernähren kann.

Eier täglich ausverkauft

Vor einigen Jahren entschlossen sie sich, ihr Hauptaugenmerk von Milch auf Eier zu verlegen. Grund war damals der Einbruch der Milchpreise. Angefangen haben sie mit zirka 250 Hühnern. „Mittlerweile haben wir 1200“, erzählt Veronika Koch. Eine Henne legt bis zu 350 Eier in 14 Monaten. „Wir verkaufen einen Teil an ‚Unser Land’, aber auch an Cafés und Bäckereien in der Region.“

Auf dem Hof selbst steht in einer kleinen Holzhütte zudem ein Eierautomat. „Wir haben viele Stammkunden, die ihre Eier nur frisch bei uns kaufen“, so Koch. Es habe Zeiten gegeben, da seien die Eier bereits mittags ausverkauft gewesen. „Es hat sich zwar etwas normalisiert, aber abends sind eigentlich so gut wie keine mehr übrig.“

Regionale Produkte werden wichtiger

Und auch der derzeitige Fipronil-Skandal trägt dazu bei. In der kleinen Holzhütte hat die Familie einen Zettel aufgehängt: „Aufgrund der aktuellen Geschehnisse am Eiermarkt (Fipronil-Skandal), sind unsere Eier im Moment sehr gefragt. Wir bitten unsere Kunden um Verständnis, dass unsere Eier deshalb auch immer wieder ausverkauft sind“, heißt es da. Doch nicht nur Skandale wie diese beeinflussen den regionalen Markt. Koch ist überzeugt, dass ein Umdenken in der Gesellschaft sattfindet:

Man merkt einfach, dass es den Leuten zunehmend wichtiger ist, zu wissen, wo die Lebensmittel herkommen.

Auch Elisabeth Hort merkt die Auswirkungen durch den derzeitigen Skandal. Sie betreibt neben ihrem Reifenhandel auch einen mobilen Eierstand in Waakirchen. Durch die Mobilität, kann sie gewährleisten, dass die Hühner genug Bewegung und Fläche haben. Nach rund einer Woche Picken und Scharren, werden die Hühner zu einer anderen Wiese gebracht. So kann sich auch das Gras erholen.

Horst hat insgesamt zwei mobile Ställe. Mit einem versorgt sie 300, mit dem anderen sogar 400 Hühner. Heraus kommen rund 1400 Eier pro Tag. Auch Hort hat einige Stammkunden, unter anderem eine Müncherin, die regelmäßig beim mobilden Hühnerstall anhält. Doch derzeit sind die Eier gefragter denn je, wie Hort gegenüber dem BR betont:

Seit dem Fipronil-Skandal, da gehen mir die Eier meistens aus. Da muss ich den Vierchern die Eier unterm Arsch wegziehen.

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