Wer hat`s versemmelt?

Vor zwei Tagen berichtete die TS über den Fall eines klagefreudigen Nachbarn, der den Geruch von Evi Tremmels Semmeln anwaltlich anprangert. Mittlerweile haben sich viele mit Tremmel solidarisiert, dutzende Medien über den Fall berichtet und sogar in Berlin reden sie über die kleine Rottacher Bäckerei.

Unterstützer-Schild in Rottach-Egern.

Mit 26 Jahren musste Evi Tremmel den seit 1927 existierenden, elterlichen Betrieb übernehmen. Zu diesem Zeitpunkt erkrankte ihre Mutter. Sie war 14, als ihr Vater starb. Seither steht die heute 51-Jährige täglich zwischen drei und vier Uhr morgens auf, geht in die Backstube in Rottach-Egern und bereitet die Semmeln vor. So um die 3.500 Stück pro Tag. Manchmal auch mehr.

540 Semmeln passen auf einen Wagen. Das heißt, es gibt Nächte, in denen sie – statt von zwei Männerarmen, von 19 mit Semmeln gefüllten Wagen umringt ist. Schlafmangel? Kennt sie nicht. Tremmel macht sich „einfach keinen Kopp“. Doch das mit dem “Kopp” hat sich seit einigen Tagen geändert. Seit Sie das anwaltliche Schreiben eines ihrer Nachbarn erreichte, der sich über den Teiggeruch beschwert und von Tremmel deutliche Veränderung fordert, steht der Hörer nicht mehr still.

Anzeige

Medienhype und Fassungslosigkeit

Dutzende Medien haben mittlerweile über den kuriosen Fall berichtet. Die Leipziger Volkszeitung schreibt: “Störender Brötchenduft: Nachbar droht mit Anwalt” und der Berliner Kurier titelt heute: “Weil die Brötchen duften – Neue Nachbarn drohen Traditionsbäckerei mit Anwalt”. Dazu kommen Radiostationen wie Antennen Bayern, die in ihrem Bericht auf die “Fassungslosigkeit in der Backstube” eingehen.

Und überall das gleiche Bild bei den Kommentatoren, die die “Fassungslosigkeit” Tremmels teilen. Ein zugezogener Nachbar, der mit einem Anwalt gegen den Duft frischer Semmeln vorgeht? Das versteht keiner. Und mancher schlägt bei seiner Kritik am streitlustigen Nachbar auch mal über die Strenge. So bringt es die Süddeutsche Zeitung in ihrem gestern Abend veröffentlichten Beitrag “Der Gestank frischer Semmeln” auf den Punkt:

Gerüche sind jedenfalls eng mit Gefühlen verbunden, und bei vielen in Rottach regt sich da gerade einiges, was sie an Mistgabeln und Dreschflegel denken lässt und daran, dass die besser schauen sollten, dass sie wieder verduften.

Ob das mit den Mistgabeln die richtige Antwort ist, darf dahingestellt sein. Und auch wenn die Emotionen derzeit ein wenig hochkochen, so ist klar, wer letztlich von der Aufregung profitiert.

Ein Screenshot vom heutigen Facebook-Eintrag des Bräustüberl-Teams.

Denn wenn man sich Autoschlange vor Tremmels Bäckerei anschaut und die öffentlichen Sympathiebekundungen durchliest, dann wird man den Verdacht nicht los, dass a) der neue Nachbar sich offensichtlich mit der falschen angelegt hat und b) Evi Tremmel als Siegerin aus der Sache hervorgeht. Und dafür lohnt es dann auch, sich schon mal ein wenig den “Kopp” zu machen.

SOCIAL MEDIA SEITEN

Anzeige
Aktuelles Allgemein

Diskutieren Sie mit uns
Melden Sie sich an und teilen Sie
Ihre Meinung.
Wählen Sie dazu unten den Button
„Kommentare anzeigen“ aus

banner