In der Fotomontage von „Bad Wiessee im Blick“ duckt sich der moderne Flachbau an die Nordseite des Badeparks, neben dessen Heizhaus. Die Fassade gleicht den anderen geplanten Neubauten gegenüber in der Wilhelminastraße: dem Pumpenhaus für die Adrianusquelle und dem Millionenprojekt Badehaus, das lange umstritten war.
Nicht umstritten ist das Heizkraftwerk für Hackschnitzel, denn es würde die Umwelt spürbar mit Emissionen entlasten. Das beauftragte Ingenieurbüro EST in Miesbach hält eine Einsparung von 1,5 Millionen Litern Heizöl pro Jahr für möglich. Zudem wäre eine Hackschnitzelheizung auch eine Stärkung regionaler Wirtschaftskreisläufe.
Die erntefrischen Hackschnitzel würden unmittelbar aus dem regionalen Wäldern kommen. Sie stellen die mit Abstand preisstabilste Energieversorgung dar, so Michael Brünner bei der Präsentation im Gemeinderat. „Die Chance, diese ökologische und nachhaltige Wärmeversorgung nach Bad Wiessee zu bringen, hat überzeugt“, so der Gemeindebote. Die Anlieferung und Beladung des Heizwerks erfolge durchschnittlich drei bis vier Mal pro Woche.
Geschirrspüler als Vergleich
Die Rangiervorgänge würden aus Lärmschutzgründen auf ein Minimum reduziert, prophezeit der Gemeindebote offensichtlich mit Blick auf zwei angrenzende Hotels gegenüber dem Breitenbach in der Anton-von-Rieppel-Straße. Denn das „Schüttgut sei von weicher Konsistenz und erzeugt beim Füllen des Hackschnitzelbunkers keinen Lärm“, so die amtliche Quelle.
Es gebe auch „keinerlei Geruchsbelästigung“ durch das nach Wald riechende Schüttgut aus dem abgeschlossenen Bunker. Die Betriebsgeräusche der Anlagen seien außen auch nachts kaum wahrnehmbar. Der Lärmpegel gleiche dem eines modernen Geschirrspülers und werde vom Grundrauschen des vorbeifließenden Breitenbachs übertönt.
„Aus dem Kamin entweicht nur Wasserdampf (Kondensat) und so viel CO2, wie im Hackgut gebunden ist“, versichert das Ingenieurbüro. Zudem würden die Staubpartikel Multizyklon (Fliehkraftabscheider) und Elektrofilter bis zu 99,9 Prozent zurückgehalten werden. Somit werde deren Emission in die „Umwelt verhindert“. Durch die vielen Hausbrandstellen würden im Vergleich diese Werte nicht annähernd erreicht werden.
Sechs Millionen Euro Baukosten der Umwelt zuliebe
Trotz dieser verheißungsvollen Vorstellung hängt das Projekt am seidenen Faden. Denn die Haupttrassen würden in der Münchner Straße, der Hirschbergstraße, in der Adrian-Stoop-Straße, der Wilhelminastraße und der Anton-von-Rieppel-Straße liegen. Dort entscheide sich, ob vier Großabnehmer mitziehen: Das Autohaus Kathan, der Bade Park, Thomas Strüngmann mit seinem Hotelprojekt an der Seepromenade und das Aktivitätshotel der Schweizer Investorengruppe um SME.
Ingenieur Brünner beziffert die Gesamtkosten auf sechs Millionen Euro, einschließlich Gebäude, Technik und Wärmenetz. Diese Investitionskosten trage eine lokale Gesellschaft, organisiert durch die regionale Firma MW Biomasse aus Irschenberg, einer Organisation der bäuerlichen Selbsthilfe. Deren Finanzierung erfolge durch private Gesellschafter, Baukostenzuschüsse der Kunden, Förderung der Staatsregierung und Bankdarlehen.
Die Gemeinde sei durch das Einbringen eines Erbbaurechtes beteiligt, mit den vollen Überwachungs- und Kontrollmöglichkeiten aller Kommanditisten. Entscheidend aber bleibe, ob die beiden Großinvestoren Strüngmann und SME sich einklinken, war im Gemeinderat die abschließende Meinung. „Ohne die Schlüsselkunden geht es nicht“. Davon allerdings stand im Gemeindeboten „Wiessee im Blick“ nichts.
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