Am 15. November läuft der Pachtvertrag mit den bisherigen Betreibern des Seehotels zur Post, Brigitte und Eduard Zech, aus. 26 Jahre lang sorgten die beiden für den Fortbestand des bekannten Hauses im Tegernseer Ortszentrum. Doch nun wollen sich die Zechs zur Ruhe setzen. Weil sie bisher selbst nicht wussten, was danach mit dem Traditionshaus passiert, haben sie ihrem Personal bereits gekündigt.
Nun meldet sich die Eigentümerin des Hauses, Lola Pierburg, im Merkur zu Wort. Die 74-Jährige lebt eigentlich in Berlin, doch derzeit hält sie sich nach eigenen Angaben oft am Tegernsee auf. Der Grund: sie muss die Zukunft des Familienhotels regeln. Pierburg erbte das traditionsreiche Hotel 2015 von ihrer Mutter Rosemarie Neusen. Gemeinsam mit ihren zwei Töchtern und ihrem Sohn, die zusammen die Rosemarie Neusen KG bilden, hat Pierburg zumindest einen Grundsatzentschluss gefasst und erklärt:
Wir haben beschlossen, das Hotel nicht zu verkaufen
Im nächsten Schritt müsse geklärt werden, ob es sich lohnt, in eine große Renovierung zu investieren oder ob Abriss und Neubau die klügere Alternative wären. Laut Pierburg habe sie derzeit zwei Bewerber, die das Hotel mit 37 Zimmern übernehmen und sukzessive renovieren würden. Doch die 73-Jährige befürchtet, dass sich eine Komplett-Renovierung als „Fass ohne Boden“ entpuppen könnte.
Ein Haus mit Geschichte
Ihre Großeltern, Thea und Anton Schneider, kauften das Haus in Tegernsee in den 1930er-Jahren. Bereits zu diesem Zeitpunkt hatte das Gebäude eine beachtliche Geschichte hinter sich: Das ursprüngliche Haus wurde noch vor der Jahrhundertwende erbaut und diente einst als Posthalterei. Dann brannte das Gebäude ab und wurde um die Jahre 1923 wieder aufgebaut.
Pierburgs Großeltern Thea und Anton betrieben das Hotel dann bis zum Krieg, als das Nazi-Regime das Gebäude laut Merkur zur „Kinderlandverschickung“ beschlagnahmte. Nach dem Krieg, konnte die Tochter Rosemarie Neusen das Hotel wieder übernehmen. Bis 1973 führte sie das Hotel selbst, bis das Ehepaar Zech die Regie übernahm.
Statt Sanierung: Abriss und Neubau?
Pierburg erklärt nun wie es mit dem Haus weitergehen könnte: „Wenn die Sanierung zu teuer wird, dann werden wir uns einen Partner suchen und das Hotel mit ihm abreißen und neu bauen.“ Sie stelle sich ein bezahlbares 4-Sterne-Hotel vor. „Luxushotels haben wir ja schon genug am See.“ Auch für den Abriss habe sie bereits zwei Interessenten aus Bayern.
Dabei wünscht sich die Eigentümerin, dass das Hotel erhalten bleibt. An diesem Haus hänge ihr Herz, sie verknüpfe viele Erinnerungen damit. „Das Restaurant war quasi mein Wohnzimmer“, so die 74-Jährige, die in Tegernsee aufwuchs und im Gymnasium zur Schule ging.
Obwohl beim Seehotel einiges in den Sternen steht, ist zumindest eines sicher: das Gebäude bleibt ein Hotel. Dafür hatte die Stadt Tegernsee Ende Juli gesorgt, als die Verantwortlichen einen Bebauungsplan aufstellten, der das Areal als Sondergebiet „Hotel“ ausweist.
Sorge bereitet der Stadt allerdings der Pachtvertrag für den angrenzenden Zentralparkplatz, der im Dezember 2025 ausläuft. Denn solange über die Zukunft des Hauses Unklarheit herrscht, kann auch über kein Gesamtkonzept nachgedacht werden.
SOCIAL MEDIA SEITEN