Wie mehrmals berichtet, sollte das Holzfäller-Museum am Zeiselbach auch Ziel von Fackelwanderungen mit Glühweinabenden sein. Dafür hatte die Gemeinde im Herbst 2012 einen Pachtvertrag mit den bayerischen Staatsforsten geschlossen. Er gilt zehn Jahre.
Doch den Vertragstext hat man im Rathaus erst im vergangenen Jahr genauer unter die Lupe genommen. Mit dem ernüchternden Ergebnis, dass die Last des Unterhalts bei der Gemeinde liegt, sie aber wegen der Privilegierung der Hütte diese mit Rücksicht auf Natur und Jagd kaum nutzen kann. Dennoch wurde Geld in die Renovierung der heruntergekommenen Hütte gesteckt und jeweils etwa 50.000 Euro in die Haushalte eingestellt.
Kalt, nass und eng
Nicht nur der CSU war im Sommer vergangenen Jahres klar, dass es so nicht weitergehen könne. Auch die SPD stellte am 19. Juli 2016 den Antrag, den Vertrag mit den Staatsforsten auf den Prüfstand zu stellen und ihn notfalls zu kündigen. Dem neuen Geschäftsleiter Hilmar Danzinger oblag es nun, nach seinen Gesprächen mit dem Forstbetrieb Schliersee das Ergebnis zu präsentieren.
Zwar seien „touristische Nutzungen“ wie ein Holzknecht-Museum oder Events von Hotelbetreiben für die „gut erreichbare Destination“ vorstellbar. Doch dagegen stehe die schattige Lage im Talkessel. Dort sei es „kalt, nass und eng“, so Danzingers Fazit, „das ist wenig attraktiv“.
650.000 Euro für die „Touristen-Attraktion“?
Auch die Infrastruktur sei mehr als dürftig. Es gibt nichts. Daher müssten Gas, Wasser und Strom vom Sonnenbichl gut zwei Kilometer zur Winterstube verlegt werden. Bislang sei nur ein „Plumpsklo“ in der Holzhütte. Investiert werden müsste in eine Kleinkläranlage, Wasseranschluss und Heizung.
Ein weiteres Problem stelle sich mit der Dreiteilung der Hütte und ihren kleinen Räumen. Um sie nutzen zu können, müssten die tragenden Balken in „nicht geringem Maße“ verändert werden, was teuer werden könnte. Danzinger veranschlagt die Kosten der Modernisierung mit 150.000 Euro. Weitere 500.000 würde die Schaffung der Infrastruktur verschlingen.
Bürgermeister Peter Höß (FWG) rechtfertigte sich damit, dass die Idee eines Museums seinerzeit eine Anregung der Staatsforsten gewesen sei. Nun müsse er aber einräumen, dass es bei diesen Investitions- und Folgekosten „keinen Sinn mehr“ mache, diese Idee weiterzuverfolgen.
„Hosen runterlassen“
Dies war eine Steilvorlage für die CSU, die schon seit Jahren gegen das Holzfällermuseum wetterte. „Wo ist das Geld geblieben, warum wurde der Vertrag mit den Staatsforsten nicht genauer gelesen“, hagelte es immer wieder an Kritik. So sah sich Fraktionssprecher Kurt Sareiter nun bestätigt, dass eine „eingeschränkte Nutzung“ keinen Sinn mache. Deshalb sei er „froh, dass diese Irrfahrt heute ein Ende finden wird“. Ins gleiche Horn stieß auch Vize-Bürgermeister Robert Huber, der Sareiter recht gab:
Dieses Projekt stand von Anfang an unter keinem guten Stern.
Dennoch glaube er, dass Höß richtig gehandelt habe, da die Winterstube ein „historisches Gut“ der Holzwirtschaft im Tal sei. Doch jetzt sei man an dem Punkt, wo man „die Hosen runter lassen“ müsse, da man „zu weit weg von der Verwirklichung“ sei.
Klaudia Martini (SPD) konnte sich einen Seitenhieb auf Höß nicht verkneifen, denn „unsere Anfrage ist nun schon über ein Jahr alt“. Es sei „schön“, dass man sie nun „abschließend“ berate. „Lieber weg mit Schaden, als eine Geschichte, die nie zu Ende kommt“, habe sie schon damals gesagt. Dass die Gemeinde „irgendwelche Hütten“ des Forstbetriebs herrichte und nach zehn Jahren wieder zurückgebe, sehe sie nicht ein. Denn so sei das Verhältnis zwischen Freistaat und Gemeinde „nicht gemeint“. Da mit der Winterstube „nichts gscheits“ rüberkommt, „machen wir nun Schluss“.
Pläne begraben
Auch Florian Sareiter CSU) war froh, dass „das leidige Thema heute beerdigt werden kann“. Er beklagte, dass der Gemeinderat in dieser Sache weder vom Bürgermeister noch seinem Stellvertreter „mitgenommen wurde“. Deshalb freue es ihn, dass letztlich auch die SPD die „Einsicht“ hatte, auf einem „Holzweg“ zu sein. Bei den Verhandlungen mit den Staatsforsten damals sei „das Pferd von hinten her aufgezäumt“ worden.
Man hätte sich erst um eine Nutzung kümmern und dann einen Pachtvertrag abschließen müssen. „Die Kosten bringt uns keiner zurück“. Sie seien „relativ moderat“, entgegnete Höß. Genaue Zahlen nannte er nicht, dafür unmittelbar den Beschlussvorschlag, den Pachtvertrag „unverzüglich zu kündigen“. Einstimmig beerdigte der Gemeinderat das „traurige Kapitel“.
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