Mit Glyphosat „Terrassen klinisch rein“

Erneut befasste sich am Mittwoch der Kreistag mit dem Unkrautvernichter Glyphosat. Das Mittel steht im Verdacht, krebserregend zu sein. Am Donnerstag wurde nun ein Aktionsplan vorgestellt.

Wasser statt Chemiebombe zur Unkrautvernichtung – einige Gemeinden im Landkreis machen es schon vor.

Zwar gibt es schon seit Februar eine Dienstanweisung des Landratsamts, keine Pestizide einzusetzen. „Diese gelte auch für die Gesellschaften des Landkreises, dem Krankenhaus, das Altenheim Schwaighof in Tegernsee und VIVO, dem Abfallunternehmen“, erklärte Thomas Eichacker, Abteilungsleiter im Landratsamt, den Kreisräten.

Inzwischen hätte er auch alle 17 Gemeinden angeschrieben, auf den Einsatz von Glyphosat zu verzichten. Die Rückmeldungen seien zahlreich und positiv. Nahezu alle Kommunen wollten künftig auf das Pestizid verzichten. „Dann haben wir gute Aussichten, dass unser Landkreis mehr glyphosatfreie Gemeinden hat, als der Rest von Bayern“. Nun müssten aber auch noch andere Institutionen mitmachen.

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Bahn setzt weiter auf Glyphosat

Das Straßenbauamt in Rosenheim habe auf Anfrage erklärt, dass es Glyphosat nicht einsetzen würde. Die beiden Kirchen hätten auf die örtlichen Sekretariate verwiesen. Schwieriger sei das Unterfangen gewesen, die Bahnstrecken glyphosatfrei zu bekommen. Denn von der DB Netz-Agentur und der Tegernsee-Bahn Betriebsgesellschaft (TAG) seien Absagen gekommen. Beide wollten auch weiterhin an den Gleisen einmal im Jahr den Unkrautvernichter sprühen. Ihre Begründung laut Eichacker:

Es gibt derzeit zu Glyphosat keine wirtschaftliche Alternative.

Mit beiden Anteilseignern der TAG, Gmund und Tegernsee, wolle Eichacker nochmals reden. Auch das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) in Holzkirchen sei gebeten worden, entsprechend auf die Landwirte einzuwirken. Für möglich hält Eichacker einen Info-Abend, um die Landwirtschaft einzubinden.

Da der Landkreis Glyphosat nicht verbieten könne, sondern nur die Gesetzgeber in Bund und Land, seien vor der Bundestagswahl auch Merkel, Seehofer und Kanzlerkandidat Schulz angeschrieben worden. Als Rückmeldung sei von Marcel Huber aus der Staatskanzlei gekommen, dass der Freistaat die Anwendung stärker reglementieren wolle. Der Umweltausschuss des Landtags habe geantwortet, „die Staatsregierung tut eh schon viel in dieser Richtung“.

Mit Glyphosat „Terrassen klinisch rein“

Der Amtsschimmel wieherte, als Eichacker auch den Bundestag bemühte. Dessen Verwaltung verlangte, „das Schreiben 700-mal zu kopieren und frankiert an die Abgeordneten zu schicken“. (großes Gelächter) Dies habe man dann doch unterlassen und nur die Fraktionsvorsitzenden informiert. Möglich wäre laut Eichacker auch eine Internetseite des Landratsamts mit allen Informationen.

Anschließend gab es weitere Vorschläge der Kreisräte. CSU-Fraktionssprecher Josef Bierschneider wollte ebenso die Hausmeisterdienste eingebunden haben, „da müsste man auch ran“. Maria Dießl (CSU) schlug vor, Gärtnereien und Großmärkte anzugehen. Denn gerade private Haushalte würden ohne große Sachkenntnis Glyphosat einsetzen, da sie nichts über das Zerstörungspotenzial der sogenannten Roundup-Unkrautvernichtungsmittel wüssten. Dies sei die Glyphosat-Wunderwaffe des US-Konzerns Monsanto, ist im Internet nachzulesen, und der weltweit meistverkaufte Unkrautvernichter.

Hier brauche es entsprechende Aufklärung, war sich der Kreistag einig. Diese solle aber erst im Frühjahr erfolgen, wenn die Leute ihre Terrassen wieder „klinisch rein“ bekommen wollen.

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