Der Montag war der Tag der Entscheidungen bei den Christsozialen. In München wurde Finanzminister Markus Söder zum Nachfolger von Ministerpräsident Horst Seehofer nominiert. Und im CSU-Ortsverein Gmund machte am Abend Finanzfachmann Franz von Preysing unangefochten das Rennen.
Er ist nun Kandidat auf den Stuhl seines Vaters Georg von Preysing, der das Amt nach 18 Jahren als Bürgermeister nicht mehr anstrebt. Anders als in München, ging der Generationenwechsel in Gmunds CSU reibungslos über die Bühne. Der 63-jährige Amtschef musste nicht aus dem Amt gedrängt werden, er machte freiwillig Platz.
„Gutes bewahren und für Neues offen sein“
Der Nebenraum des Neureuthersaals war gut besetzt, als die CSU-Ortsvorsitzende Regina Resch die parteiinterne Kandidatenkür eröffnete. Da aber niemand gegen Preysing Junior antrat, stand das Ergebnis schon nach einer halben Stunde fest. Zuvor hatte der Sparkassenbetriebswirt, der die Filialen in Gmund, Bad Wiessee, Waakirchen und Schaftlach leitet, sein Konzept umrissen. Er wolle hier Bürgermeister werden, weil Gmund seine Heimat sei, quasi da bin i dahoam. Denn seine Gemeinde sei ein familienfreundlicher Ort, sagte der Familienmensch Preysing mit zwei Kindern und vier Geschwistern.
Sein Motto für die nächsten drei Monate bis zur Wahl sei „Gutes bewahren und für Neues offen sein“. Es gebe zwar vieles in Gmund, was erhalten werden müsse, aber man dürfe nicht die nicht die Augen vor den Veränderungen in der Welt verschließen. Vorrangig auf seiner Agenda sei die Familienförderung. Da sei man zwar in Gmund gut „unterwegs“, doch mit Blick auf die Kinder müssten die Betreuungszeiten in den Schul- und Ferienzeiten hinterfragt werden.
Mehr bezahlbaren Wohnraum für Familien
Was für ein Schlechtwetterangebot außer dem Badepark gebe es, fragte Preysing in die Runde. Bei dieser Gelegenheit brach der langjährige Gemeinderat eine Lanze für die Wiesseer Einrichtung. Dessen Erhalt sei ihm sehr wichtig. Zudem müsse der Badepark für alle Einkommensschichten zugänglich bleiben. Damit zielte er auf Überlegungen in Bad Wiessee, aus dem Spaßbad für Familien mehr ein Gesundheitsbad für die Altersgruppe 50 plus zu entwickeln. Für den Badepark brauche es laut Preysing daher eine talübergreifende Zusammenarbeit.
Ein weiterer Schwerpunkt sei für ihn bezahlbarer Wohnraum für Familien. Hier habe Gmund zwar Vorreiterrolle. „Wir haben immer wieder Grundstücke für Einheimische zur Verfügung gestellt“. Da sich aber nicht jeder ein Haus leisten könne, müsse die Gemeinde große Wohnungen für Familien zur Verfügung stellen. Beschäftigen würde ihn auch die Digitalisierung. Weil die Entwicklung voranschreite, müsse der Ort für Bürger und Unternehmen Voraussetzungen bieten, damit diese am Breitbandausbau auch „teilhaben können“.
Preysing sprach sich zudem für mehr WiFi-Hotspots und eine „GmundApp“ aus. Diese sollte alle wichtigen Telefonnummern und Kontakte für Urlauber wie Bürger enthalten. Auch Vereine und Termine sollten darauf verlinkt sein. Nach dem Prinzip: „Was läuft in Gmund und Umgebung“. Diese Entwicklung sollte auch in der Verwaltung nicht Halt machen. „Welche Dienstleistung kann ich künftig auch digital anbieten“, so Preysings Ideen.
Wohnortnahe Arbeitsplätze
Vorbei kam er auch nicht am Thema Verkehr. Dabei gehe es ihm vor allem darum, die Sicherheit für Kinder und Senioren auf den Rad- und Fußwegen zu erhöhen. Es müssten beispielsweise auch Querungshilfen ergänzt und der Öffentliche Nahverkehr verbessert werden. Ein anderes Thema war Naturschutz und Landwirtschaft. Das Glück, in dieser „wunderschönen Landschaft leben zu dürfen, muss unbedingt erhalten werden“. Hier sei von Vorteil, dass sich die kleinteilige Landwirtschaft um kleine Wiesen kümmere. Dies sollten die „Landwirte noch möglichst lange machen können“.
Ihnen dankte Preysing bei dieser Gelegenheit, dass sie auch „unwirtschaftliche Flächen bewirtschaften“ und damit das Landschaftsbild erhalten würden. Bei ihm dürften Kühe auch mit Glocken auf der Wiese stehen, meinte Preysing spöttisch mit Blick auf die letzten Debatten in Rottach-Egern. Der 39-Jährige, der in zahlreichen Vereinen gut vernetzt ist, sprach sich auch für die Unterstützung des Ehrenamts aus. Die Arbeit, die dort geleistet werde, „könnte eine Gemeinde niemals bezahlen“. Preysings Vision sind wohnortnahe Arbeitsplätze, wie er ihn habe. Dies wünsche er sich auch für viele Gmunder Bürger. Deshalb müsse der Ort alles dafür tun, dass die Arbeitsplätze erhalten bleiben und „das ein oder andere Unternehmen sich erweitern kann“.
Ihm sei bewusst, sagte Preysing abschließend, dass sich wahrscheinlich nicht alles verwirklichen lasse. „Aber wichtig ist, dass man Schritt für Schritt anfängt“. Mit jeder Maßnahme werde Gmund „ein Stückerl besser“. Er wünscht sich im Gemeinderat keine One-Man-Show, sondern eine fraktionsübergreifende Zusammenarbeit. Es folgte langer Applaus, wohl als Zeichen dafür, dass seine Bewerbungsrede beim Publikum ankam. Entsprechend war das Wahlergebnis: 37 Ja-Stimmen, eine Enthaltung. Preysing bedankte sich für das „überwältigende Vertrauen“.
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